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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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lächerlich.
    Berg antwortete mit einer seltsamen Erklärung. Ein Verwandter von Lewenheusen habe vor zwanzig Jahren den Wanderpokal für die Schwimmmeisterschaften gestiftet. Deshalb hielten die Jungs aus der Schwimmmannschaft es jetzt nur für recht und billig, wenn der Neue und Freche von Lewenheusen geschlagen wurde. Doch im Grunde sei es eine Art Betrug, undemokratisch in jedem Fall, und außerdem verstoße es gegen den guten Sportsgeist. May the best man win, nicht wahr?
    »Wenn es so ist«, entgegnete Erik, »ist hier auf dieser Schule vieles undemokratisch. Oder meinen Sie, es ist ein Zufall, dass sie ausgerechnet einen Rati gewinnen lassen wollen? Wir Mittelschüler müssen doch auch in der Leichtathletik nur gegen das Gymnasium antreten, damit sie uns fertig machen können. So ist das doch hier in Stjärnsberg.«
    »Genau!«, sagte Berg und rieb sich die Hände vor Eifer, »genau so ist es, und das ist eben unsportlich. Und deshalb dachte ich, du könntest eine Bresche in das System schlagen, wenn du verstehst, was ich meine?«
    »Ja, aber fair ist es trotzdem nicht. Ich habe jahrelang richtig trainiert und die anderen nicht. Was soll daran demokratisch sein, dass ein Schwimmer schneller schwimmt als Leute, die keine Schwimmer sind?«
    »Dass du besser bist als sie, Erik, darauf kommt’s an, du kannst ihnen und allen anderen zeigen, dass im Sport nicht getrickst werden darf, man kann nicht einfach beschließen, dass der Sieger Lewenheusen heißen muss. Und überleg doch, wie toll es für die Mittelschüler wäre, einen Sieger zu haben …«
    »Glauben Sie, die sehen das selber auch so?«
    »Ja, natürlich, Erik, natürlich. Sport ist demokratisch, Erik, vergiss das nicht.«
    »In welcher Reihenfolge finden die Wettkämpfe statt?«
    »Fünfzig Meter Freistil, fünfzig Meter Rücken, fünfzig Meter Delfin, hundert Meter Freistil, hundert Meter Brust und zuletzt dreihundert Meter nach freier Wahl, also wenn man gewinnen will, wieder Freistil.«
    »Dann muss ich die fünfzig Meter Rücken nehmen. Hundert Meter Brust zwischen zwei Freistilstrecken, da säuft man über dreihundert Meter ab, und Delphin liegt zu dicht bei hundert Meter Freistil,«
    »Gewinnst du die fünfzig Meter Rücken?«
    »Ja, wenn ich antrete. Aber es wird unmöglich aussehen.«
    »Denk einfach dran, dass wir den Tricksern ein für alle Mal das Handwerk legen.«
    Danach gab Tosse Berg ihm auf seine Offiziersart die Hand, mit kurzem Handschlag und festem Blick. Er schlug Erik auf den Rücken und sagte, wie sehr er sich freue.
    »Tu dein Bestes, Erik, zeig den Idioten, dass Sport und Beschiss nichts miteinander zu tun haben.«
    Tosse Berg hatte Recht gehabt und sich doch geirrt, wie sich herausstellte. Schon als der Rektor am Finaltag seine Eröffnungsrede hielt, lag unter den Schwimmern etwas Seltsames in der Luft. Unter den Zuschauern, die aufs Gymnasium gingen, wurde getuschelt und geflüstert. Der Lewenheusen’sche Silberpokal wurde in die Schwimmhalle getragen und stand neben dem Rektor auf der Tribüne (obwohl die Preisvergabe erst am Ende des Schuljahres stattfinden sollte).
    Es gab da eine kleine Distanz zwischen Erik und den Mitgliedern der Schwimmmannschaft. Er hatte das schon am Vortag bei den Ausscheidungskämpfen gemerkt. Und es stellte sich gleich bei der ersten Freistilstrecke, den fünfzig Metern, heraus, dass Lewenheusen als Zweiter hinter Erik anschlug, obwohl mindestens ein anderer Schwimmer ihn hätte schlagen können. Dasselbe passierte über fünfzig Meter Rücken. Als Erik das Ziel erreichte, sah er deutlich, dass sich zwei andere Jungen auf den letzten Metern von Lewenheusen überholen ließen.
    Zwischen den einzelnen Wettbewerben lagen nur jeweils zwanzig Minuten Ruhepause, und wenn Lewenheusen weiter an allen teilnehmen wollte, würde es nach einer Weile reichlich seltsam aussehen. Lewenheusen gewann über die Delfinstrecke in einem Stil, der aussah wie eine Mischung aus Ertrinken und schlechtem Brustschwimmen. Der Betrug wiederholte sich über hundert Meter Freistil, wo Lewenheusen wieder Zweiter wurde.
    Zwanzig Minuten darauf ließ ihn jemand die hundert Meter Brust gewinnen. Erik sah nur den Anfang, dann ging er in die Sauna, um über die dreihundert Meter nicht völlig verkrampft anzutreten.
    Damit Lewenheusen Gesamtsieger wurde, mussten sie entweder Erik über die letzte Strecke disqualifizieren oder Lewenheusen musste ihn besiegen. Was sie wohl vorhatten? Wollten sie ihm einen Fehlstart anhängen? Besser, er

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