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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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schaffen, auch nach hundert Metern noch ein gutes Tempo zu halten. Das war ein bisschen seine Schwäche, er war eben vor allem ein Sprinter.
    Er hatte Tosse Berg versprochen, drei Strecken zu gewinnen, und Versprechen musste man halten, also würde er drei Strecken gewinnen, und zwar im Freistil. Nicht mehr. Keine lächerlichen Auftritte über Brust-oder Delfinstrecken, was er kaum beherrschte, wenn er sich mit seinen alten Trainingskumpels verglich.
    Dann, am Abend vor der Meisterschaft, lud Tosse Berg Erik zum Essen in seine Lehrerwohnung im obersten Stock des Großen Bären ein. Nach dem Essen setzten sie sich ins Arbeitszimmer, wo Frau Berg ihnen Kaffee servierte, dann zog sie sich zurück und schloss die Türen. Berg wollte also etwas von ihm. Sie plauderten ein wenig über Bergs Pokalsammlung und über die Frage, ob Erik in Zukunft auf das Schwimmen setzen sollte. Erik sagte, wenn er es in seiner Zeit hier in Stjärnsberg mache, könne er danach vielleicht zu seinem alten Verein zurückgehen, später, wenn er ein Stockholmer Gymnasium besuchte. Allein zu trainieren wäre allerdings schwierig. Was die Leichtathletik betreffe, so glaube Erik nicht, jemals die Elite erreichen zu können, er sei in den meisten Disziplinen nur guter Durchschnitt und in keiner wirklich Spitze, das spreche dafür, sich lieber nicht darauf zu verlegen. Bei seinem schweren Körper sei es fraglich, ob er jemals unter elf Sekunden über hundert Meter kommen würde. Und nach dem Gymnasium müsse man sich auf eine Ausbildung konzentrieren, da wäre das Spiel sowieso zu Ende.
    Berg brachte allerlei Einwände vor. Da er Schwimmen und Laufen als Grundlage habe, könne er vielleicht mit Pistolenschießen, Fechten und Reiten anfangen? Um es zum Fünfkämpfer zu bringen. Fechten und Schießen könne er in Stjärnsberg trainieren, später würde er sich vielleicht einer der Reitermannschaften anschließen können, die hier auf den Schlössern von Sörmland ihre Pferde stehen hatten. Das heißt, nein, wahrscheinlich wäre das doch nicht möglich. Das war es ja gerade - und hier wurde deutlich, dass Berg allmählich zur Sache kam -, diese Bande von Snobs hatte offenbar eine Abneigung gegen Erik. Woran mochte das liegen, an dem ganzen Unsinn mit dem Rat? Ja, und natürlich an der Sache damals im Karo. Ach, die Lehrer wussten von der Sache im Karo? Natürlich redeten die Lehrer mit den Schülern nicht über diese Dinge, aber im Lehrerzimmer war es ein wichtiges Gesprächsthema gewesen. Die Schwester hatte ihnen plastisch beschrieben, wie Lelle und sein Kumpel danach ausgesehen hatten. Lelle war nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus ja noch immer nicht wieder in die Schule zurückgekehrt. Darüber, was im Karo wirklich passiert war, kursierten unter den Lehrern allerdings mehrere Versionen.
    Verdammt, dachte Erik, will Berg einen nachträglichen Kampfbericht haben? Wollte er nur darüber reden?
    Nein, so war es nicht. Denn als Berg merkte, dass Erik über das Karo nicht sprechen wollte, wechselte er das Thema und kam zu seinem eigentlichen Anliegen. Erik sollte in einer weiteren Schwimm disziplin antreten. Er hatte gehört, wie die Jungs aus dem Schwimmclub Gesamtpunktzahlen ausgerechnet hatten und zu dem Ergebnis gekommen waren, dass einer von ihnen Erik übertreffen würde.
    Für jeden Sieg in einer Disziplin gab es dreißig Punkte. Für den zweiten Platz gab es zwanzig, für einen dritten zehn. Berg griff zu Papier und Bleistift.
    Wenn Erik über die drei Freistilstrecken antrat, konnte er drei Siege und neunzig Punkte einheimsen. Der Prognose des Schwimmclubs zufolge würde Lewenheusen aus der R III dann bei sechzig liegen.
    Aber nun gab es noch drei Strecken: hundert Meter Brust, fünfzig Meter Rücken und fünfzig Meter Delfin.
    Nach den Freistilstrecken würde Lewenheusen Erik gegenüber dreißig Punkte im Rückstand liegen. Wenn Erik noch eine Strecke gewann, hätte er hundertzwanzig Punkte, und Lewenheusen würde ihn nicht mehr einholen können, weil dann, wenn zwei Schwimmer dieselbe Anzahl Punkte holten, die meisten Siege den Ausschlag gaben. Egal, was der Schwimmclub plane, Lewenheusen könne nicht gewinnen, wenn Erik nur eine Strecke dazu nahm.
    Klar, das konnte sein. Aber Erik kam das Ganze albern vor. Wozu sollte es gut sein? Über die Freistilstrecken würde er Zeiten schwimmen, für die er sich nicht zu schämen brauchte. Aber die fünfzig Meter Delfin in fünfundvierzig oder fünfzig Sekunden gewinnen - das wäre doch nur

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