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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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so allerhand. Wir wurden von dem Rati untersucht, der die Klage eingereicht hat. Findet sich in diesem Protokoll irgendein Hinweis auf das Ergebnis der Durchsuchung?«
    Der Vizepräfekt »suchte« eine Weile in seinen Unterlagen, dann stellte er fest, dass keinerlei Notizen über die Durchsuchung vorlagen.
    »Nein, logisch«, sagte Erik. »Euch ist doch klar, dass dieser Rati, Jönsson oder so, nichts gefunden hat …«
    »Jeanson«, fiel der Vorsitzende ihm ins Wort.
    »Ja, Jönsson oder Jansson oder wie er nun heißt, er hat jedenfalls nichts gefunden, nicht einen Krümel Tabak. Keinen Rauchgeruch, kein Rauchwerkzeug, nichts. Das Einzige, was ihr habt, ist also, dass wir nach Vademecum gerochen haben.«
    »Ja, ja«, unterbrach ihn der Vorsitzende. »Versuch, zur Sache zu kommen. Gibst du der Anklage Recht?«
    »Ob ich der Anklage Recht gebe? Könnt ihr nicht versuchen, euch normal auszudrücken, diese Gerichtsnummer ist doch nur lächerlich. Ihr wisst genau, dass ihr kein richtiges Gericht seid, oder kann mir jemand sagen, wo mein Verteidiger steckt?«
    »Gibst du nun zu, was dir zur Last gelegt wird, oder nicht?«
    »Nein, ich gebe es nicht zu. Wir sind unschuldig. Ihr könnt es nicht als Beweis für das Rauchen gelten lassen, dass man nach Vademecum riecht.«
    »Kannst du beschwören, dass ihr nicht geraucht habt?«, fragte der Vizepräfekt.
    »Meine Güte, sich freizuschwören wurde schon im Mittelalter abgeschafft. Ihr müsst beweisen, dass wir geraucht haben, und das Einzige, was ihr habt, ist, dass wir nach Vademecum gerochen haben. Das ist lächerlich. Ihr könnt euch mit Wasser kämmen, so viel ihr wollt, und ihr könnt das Anwaltsgerede nach Herzenslust nachäffen, lächerlich seid ihr trotzdem. Beweist, dass wir geraucht haben, her mit den Beweisen.«
    »Glaubst du, wir wüssten nicht, warum Leute, die heimlich rauchen, nach Vademecum riechen?«, fragte der Vorsitzende. »Glaubst du, wir hätten da nicht unsere Erfahrung? Und wie willst du übrigens selbst erklären, dass ihr nach Vademecum gerochen habt?«
    »Eine Erklärung könnte sein, dass Vademecum es unmöglich macht zu behaupten, dass jemand nach Rauch riecht.«
    »Du gestehst also doch?«
    »Überhaupt nicht. Denn wenn man erst mal weiß, dass eine Bande von Trotteln mit Goldring um das Schulabzeichen nichts lieber tut, als uns Mittelschüler zu schikanieren, sobald wir uns auf dem Schulhof auch nur sehen lassen … dann ist es doch das Sicherste, wenn man rund um die Uhr nach Vademecum riecht. Dann kann kein ahnungsloser oder vom eigenen Rauchen vergifteter Rati behaupten, man rieche nach Rauch. Übrigens soll es auch Leute geben, die sich nach dem Essen die Zähne putzen.«
    »Du willst also behaupten«, fasste der Sekretär seine Notizen für das so genannte Protokoll zusammen, »dass du Vademecum einerseits im Zusammenhang mit dem Zähneputzen benutzt hast, andererseits aber auch als Vorsichtsmaßnahme vor einer möglichen Durchsuchung?«
    »Ja, genau. Und ihr könnt doch nicht so bescheuert sein zu glauben, dass der Vademecumgeruch in so einem Fall auf das ›oder offenkundig‹ in § 8 hinausläuft. Außerdem möchte ich euch daran erinnern, dass ihr mich schon einmal wegen Rauchens verdonnert habt, und zwar, obwohl euch allen klar sein musste, dass ich das Päckchen nur in meiner Tasche vergessen hatte, da war ich nämlich noch ganz neu hier.«
    »Das ist in diesem Zusammenhang ganz und gar irrelevant, das andere Urteil ist längst gefällt«, sagte der Vorsitzende.
    »Für mich ist das durchaus nicht irrelevant, weil ich nämlich unschuldig bin. Rauchen ist nicht gut für die Kondition, das habt ihr doch sicher bei Lewenheusens Absaufübungen während den Schwimmmeisterschaften gesehen?«
    Lewenheusen schien antworten zu wollen, aber der Vorsitzende brachte ihn durch eine Handbewegung zum Verstummen.
    »Der Rat braucht Bedenkzeit, du kannst auf dem Gang warten.«
    Die Beratung dauerte nur zwei Minuten. Als Erik wieder hereinkam, hielt der Vorsitzende eine kleine Mahnrede.
    »Der Rat hat seinen Beschluss gefasst und ich werde ihn dir gleich mitteilen. Aber zuvor möchten wir dich ernsthaft ermahnen, dich endlich am Riemen zu reißen. Du hast Strafen auf dich geladen, die bis weit ins nächste Halbjahr hineinreichen, dabei bist du erst seit sechs Wochen hier auf der Schule. Du übst einen schlechten Einfluss auf die anderen Mittelschüler aus, und dem müssen wir um jeden Preis ein Ende setzen. Du musst dein Verhalten ändern, deinetwillen

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