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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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und des guten Klimas an der Schule willen. Wenn nicht, können wir uns nicht vorstellen, dass du lange in Stjärnsberg bleibst. Wenn wir dich jetzt zum zweiten Mal wegen Rauchens verurteilen, dann haben wir uns für das durchaus ungewöhnliche Vorgehen entschieden, die gesamte Strafe in Arrest umzuwandeln, statt sie in Arrest und Strafarbeit aufzuteilen. Du bekommst also noch zwei Samstagsonntage im Arrest. Und vergiss nicht, wenn du noch dreimal erwischt wirst, ist dir der Schulverweis sicher.«
    »Dann werdet ihr mich also noch dreimal wegen Rauchens verurteilen, weil ich entweder nach Vademecum rieche oder nicht nach Vademecum rieche, wollt ihr mir damit drohen? Da sitzt ihr nun und spielt Gericht, aber denkt doch auch mal kurz an § 9: ›Der Rat wird bei der Beweisführung unparteiisch auftreten und jeden vor dem Rat seinen Fall ausführlich vortragen lassen‹ und so weiter. Wollt ihr euch nicht auch noch weiße Perücken anschaffen, damit das Gerichtstheater noch komischer wirkt?«
    »Wenn du nicht heimlich rauchst, werden wir dich deshalb auch nicht bestrafen, darauf kannst du dich verlassen. Aber wenn du weiter rauchst, dann wirst du auch zum fünften Mal erwischt, darauf kannst du dich ebenfalls verlassen.«
    »Sicher. Und schön für den von euch, der mich beim fünften Mal erwischt, weil’s dann ja keine Rolle mehr spielt, was ich mit euch mache. Dann werden wir sehen, was eure Gerechtigkeit wert ist. Ich meine, umgerechnet in Vorderzähne oder so was in der Richtung.«
    Der Vorsitzende Bernhard schlug mit der Faust auf den Tisch und starrte für einen Moment die Tischplatte an, ehe er sich wieder im Griff hatte.
    »Wenn du den Rat mitten in einer Verhandlung bedrohst, kannst du nicht im Vollbesitz deiner geistigen Kräfte sein und …«
    ». dann könnt ihr mich auch nicht verurteilen. Man kann niemanden verurteilen, der nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist, das Irrenhaus habt ihr ja nicht in eurem Bußkatalog. Und habt ihr mir nicht gedroht, mich wegen Vergehen hochzunehmen, die ich gar nicht begangen habe, bis ich von der Schule fliege?«
    »Nein, niemand hat dir gedroht, aber du …«
    »Dann hab ich auch nicht gedroht und damit ist der Fall erledigt.«
    »Der Rat braucht Bedenkzeit.«
    Draußen auf dem Gang schilderte Erik den anderen Mittelschülern den letzten Wortwechsel. Es gab jubelndes Gelächter, das sicher auch drinnen zu hören war. Erik war zufrieden, sie mussten lächerlich gemacht werden. Während der wilden Spekulationen darüber, welches Urteil der Rat nun wohl fällen werde, versprach Erik, den Vorsitzenden und seinen Stellvertreter hinterher ins Karo zu fordern. Dort würden sie sich noch lächerlicher machen, nur auf diese Weise konnte er sich verteidigen.
    Erik wurde abermals hereingerufen und bekam fünf weitere Samstagsonntage.
    »Dann hätte ich nur noch zwei Fragen«, sagte Erik.
    »Fragen dürfen gestellt werden, das gehört zu deinen Rechten, aber bitte keine weiteren Unverschämtheiten.«
    »Die erste Frage ist, ob das alles überhaupt einen Sinn hat. Ich will nur zwei Jahre hier bleiben, und wenn ihr mir gleich genug Samstagsonntage verpasst, können wir uns den Jux für die Zukunft sparen. Reicht es zum Beispiel, wenn ich ein paarmal Schwanz und Fotze sage, könnt ihr mich dann gleich für zwei Schuljahre verurteilen?«
    »Gut, und wie lautet die andere Frage?«
    »Darf ich den Vorsitzenden und den Ankläger bitte für morgen Abend um acht ins Karo fordern?«
    Der Rat bebte vor Anstrengung, ruhig sitzen zu bleiben und weiter wie ein Gericht auszusehen. Der Vorsitzende winkte resigniert ab, ehe er sich äußerte.
    »Die Antwort auf deine erste Frage ist folgende: Der Rat verurteilt nur aufgrund von tatsächlichen Vergehen und er urteilt in jedem einzelnen Fall. Wir können keine allgemeinen Urteile fällen, das wäre gegen das Gesetz. Und was die andere Frage angeht, so war die wohl eher als Scherz gemeint …«
    »Durchaus nicht, das war mein voller Ernst.«
    »… und selbst, wenn es kein Scherz sein sollte, sondern nur eine deiner üblichen Unverschämtheiten: Für einen Mittelschüler ist es unmöglich, ein Ratsmitglied herauszufordern.«
    »Klar, so was könnte sich herumsprechen …«
    »Genug, wir haben schon viel zu viel Zeit mit dir verbracht. Sag Tanguy, dass er an der Reihe ist.«
    Erik ging hinaus und bestätigte fröhlich, dass er den Präfekten und seinen Stellvertreter herausgefordert habe, dass sie sich jedoch der Herausforderung nicht stellen

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