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Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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stellte mich zu ihnen.
    Die Stimmung war angespannt. Warum, war leicht zu erraten. Es war erst Morgen, aber der Himmel war bedrohlich dunkel. Vor ein paar Jahren hatte es einmal beim Karnival an jedem Abend außer am Donnerstag geregnet. Wenn so was passierte, war das für alle schlecht. Die Helfer und Schausteller arbeiteten in finsterem Schweigen.
    Cheryl und Denise wohnten weiter oben an der Straße gegenüber voneinander. Sie waren befreundet, aber wahrscheinlich nur, weil sie sich gar nicht aus dem Weg gehen konnten. Sie hatten nicht viel miteinander gemeinsam. Cheryl war eine hoch aufgeschossene, dürre Brünette, die bestimmt in ein paar Jahren recht hübsch sein würde, doch jetzt bestand sie fast nur aus Armen und Beinen und war größer als ich, obwohl sie zwei Jahre jünger war. Sie hatte zwei Brüder: Kenny und Malcolm. Malcolm war noch klein und spielte manchmal mit Woofer. Kenny war fast so alt wie ich, aber in der Schule eine Klasse unter mir.
    Alle drei waren gut erzogen und ruhig. Ihre Eltern, die Robertsons, ließen sich keine Sperenzchen gefallen, aber wahrscheinlich hätten sie sowieso keine gemacht.
    Denise war Eddies Schwester. Ein völlig anderer Typ.
    Denise war rastlos, nervös, fast genauso wild wie ihr Bruder und hatte einen starken Hang zum Spotten. Als wäre die ganze Welt ein schlechter Witz und sie die Einzige, die die Pointe verstand.
    »Ach, David.« Da war der Spott, einfach in der Art, wie sie meinen Namen aussprach. Es gefiel mir nicht, aber ich ignorierte sie einfach. So musste man mit Denise umgehen. Wenn sie einen nicht auf die Palme bringen konnte, hatte sie nichts davon, und irgendwann wurde sie dann wieder ein bisschen normaler.
    »Hi Cheryl, Denise. Wie kommen sie voran?«
    Denise antwortete: »Ich glaube, das ist die Walzerfahrt. Letztes Jahr haben sie da den Kraken hingestellt.«
    »Es könnte auch der Krake sein«, meinte Cheryl.
    »Mm-mm. Siehst du den Unterbau?« Denise deutete auf die großen Metallplatten. »Die Walzerfahrt hat einen Unterbau. Wirst schon sehen, wenn sie die Wagen rausholen.«
    Sie hatte Recht. Die Wagen wurden rausgeholt, und es war die Walzerfahrt. Wie ihr Vater und ihr Bruder war Denise geschickt mit mechanischen Dingen, mit Werkzeug.
    »Sie machen sich Sorgen, dass es regnet«, sagte sie.
    »Was heißt hier sie? Ich mache mir Sorgen.« Cheryl stieß einen verzweifelten Seufzer aus. Sehr übertrieben. Ich lächelte. Cheryl hatte immer so eine süße ernste Art an sich. Man wusste einfach, dass ihr Lieblingsbuch Alice im Wunderland war. Und ehrlich gesagt mochte ich sie.
    »Es wird nicht regnen«, behauptete Denise.
    »Woher willst du das denn wissen?«
    »Weil es einfach so ist.« Als wollte sie es nicht zulassen.
    »Seht ihr das?« Denise deutete auf einen großen weißgrauen Laster, der sich nach hinten in die Mitte des Fußballfeldes schob. »Ich wette, das ist das Riesenrad. Letztes Jahr haben sie es auch dort aufgebaut. Und vorletztes Jahr. Wollen wir nachschauen?«
    »Klar«, sagte ich.
    Wir drückten uns vorbei an der Walzerfahrt und an ein paar Karussellpferden, die gerade ausgeladen wurden, schlichen am Zaun vor dem Bach entlang und liefen dann durch eine Reihe von Zelten, die zum Flaschen- und Ringwerfen aufgestellt wurden, direkt zum Fußballfeld. Gerade hatten die Helfer die Türen des Lasters geöffnet. Das Grinsen des aufgemalten Clownskopfs teilte sich in der Mitte. Sie fingen an, die Träger herauszuziehen.
    Es sah tatsächlich nach dem Riesenrad aus.
    Denise plapperte. »Dad sagt, letztes Jahr in Atlantic City ist einer rausgefallen. Ist aufgestanden. Seid ihr schon mal aufgestanden im Riesenrad?«
    Cheryl runzelte die Stirn. »Natürlich nicht.«
    Denise schaute mich an. »Du bestimmt auch noch nicht, da wette ich.«
    Denise musste immer allen zeigen, was für eine Göre sie war.
    Ich ignorierte ihren Tonfall. »Nein. Warum auch?«
    »Weil es Spaß macht.«
    Sie grinste und hätte eigentlich hübsch aussehen müssen dabei. Sie hatte regelmäßige weiße Zähne und einen schönen, zarten Mund. Aber irgendwas ging immer schief bei ihrem Lächeln. Es lag etwas Gequältes darin. Als ob sie in Wirklichkeit gar nicht so viel Spaß hätte, wie sie vorgab.
    Außerdem verschwand es auch zu schnell. Das verunsicherte mich.
    Auch jetzt war es so, und sie sagte so leise, dass nur ich es hören konnte: »Ich habe gerade an das Spiel denken müssen.«
    Ernst und mit großen Augen schaute sich mich an, als müsste noch mehr kommen, etwas

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