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Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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Wichtiges. Ich wartete. Vielleicht erwartete sie auch eine Antwort. Doch ich wandte mich wortlos wieder dem Lastwagen zu.
    Das Spiel, dachte ich. Na toll.
    Ich erinnerte mich nicht gern an das Spiel. Aber solange ich Denise und ein paar von den anderen begegnete, ließ sich das wohl nicht vermeiden.
     
    Es hatte letztes Jahr angefangen, im Frühsommer. Einige von uns – ich, Donny, Willie, Woofer, Eddie, Tony und Lou Morino und irgendwann später Denise – trafen sich immer unten im Apfelgarten, um ein Spiel zu spielen, das Kommandant hieß. Wir spielten es so oft, dass wir bald nur noch Spiel dazu sagten.
    Ich habe keine Ahnung, wer es aufgebracht hat. Vielleicht Eddie oder die Morinos. Eines Tages war es einfach da und blieb uns treu.
    Einer im Spiel war »es«. Er war der Kommandant. Sein geschütztes Territorium war der Apfelgarten. Wir anderen waren ein Trupp Soldaten und hatten unser Lager einige Meter weiter auf einem Hügel beim Bach aufgeschlagen, auf dem wir früher als kleine Kinder King of the Mountain gespielt hatten.
    Das Merkwürdige an unserem Trupp war, dass wir keine Waffen hatten. Wahrscheinlich hatten wir sie bei irgendeiner Schlacht verloren. Waffen hatte nur der Kommandant: Äpfel aus dem Garten, so viele er tragen konnte.
    Theoretisch hatte er auch den Vorteil des Überraschungsmoments. Sobald er bereit war, konnte er sich aus dem Garten durch die Büsche schleichen und unser Lager überfallen. Mit ein wenig Glück konnte er wenigstens einen von uns mit einem Apfel abschießen, bevor er gesehen wurde. Die Äpfel waren Bomben. Wer von einem Apfel getroffen wurde, war tot und durfte nicht mehr weiterspielen. Es ging also darum, so viele Soldaten wie möglich zu treffen, bevor man gefangen wurde.
    Man wurde immer gefangen.
    Das war der Sinn der Sache.
    Der Kommandant gewann nie.
    Man wurde gefangen, weil alle anderen aufmerksam lauernd auf einem ziemlich großen Hügel saßen und, wenn das Gras nicht sehr hoch war und man nicht sehr viel Glück hatte, einen natürlich sahen. Außerdem waren es sieben gegen einen, und man hatte nur den einen sicheren Stützpunkt unten im Garten, der mehrere Meter entfernt war. Also feuerte man Äpfel über die Schulter und rannte wie ein Irrer zurück zum Stützpunkt, während einem eine Horde Kinder im Nacken saß wie eine Hundemeute. Vielleicht erwischte man einen, zwei oder sogar drei von ihnen, aber am Schluss war man immer selbst fällig.
    Wie gesagt, das war auch der Sinn der Sache.
    Denn der gefangene Kommandant wurde im Hain an einen Baum gefesselt, die Beine eng aneinander, die Hände hinter dem Rücken.
    Er bekam einen Knebel in den Mund und eine Binde vor die Augen.
    Und dann konnten die Überlebenden alles mit ihm anstellen, was sie wollten, während die »Toten« zuschauten.
    Manchmal ließen wir ihn glimpflich davonkommen und manchmal nicht.
    Der Überfall dauerte ungefähr eine halbe Stunde.
    Die Gefangenschaft konnte den ganzen Tag dauern.
    Das Ganze war unheimlich, vorsichtig ausgedrückt.
    Eddie konnte sich natürlich alles leisten. Die Hälfte der Zeit hatte man Angst, ihn zu fangen. Er konnte auf einen losgehen und die Regeln durchbrechen, und dann wurde das Spiel zu einem wilden, wütenden Gerangel. Falls man ihn doch fing, gab es immer das Problem, wie man ihn wieder freilassen sollte. Wenn man etwas mit ihm gemacht hatte, was ihm nicht gefallen hatte, war es, als würde man einen Bienenschwarm freilassen.
    Aber es war Eddie, der irgendwann seine Schwester anschleppte.
    Und als Denise dabei war, bekam das Spiel eine ganz andere Wendung.
    Nicht sofort. Am Anfang war es genauso wie vorher. Jeder kam dran, und jeder kriegte sein Fett ab, nur dass jetzt ein Mädchen dabei war.
    Doch dann taten wir auf einmal so, als müssten wir höflich zu ihr sein. Statt uns einfach abzuwechseln wie bisher, ließen wir sie entscheiden, was sie sein wollte. Soldat oder Kommandant. Weil sie neu war im Spiel und weil sie ein Mädchen war.
    Und sie tat so, als wäre sie ganz versessen darauf, uns alle zu erwischen, bevor wir sie erwischten. Als wäre es eine große Herausforderung für sie. Irgendwann würde sie es schaffen, als Kommandant zu gewinnen. Wenn nicht heute, dann morgen.
    Wir wussten, dass das völlig unmöglich war. Schon allein, weil sie schlecht warf.
    Denise gewann kein einziges Mal als Kommandant.
    Sie war zwölf Jahre alt. Sie hatte lockiges braunrotes Haar und überall am Körper leichte Sommersprossen.
    Ihr Busen formte sich bereits, und sie

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