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Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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hatte blasse, dick vorstehende Brustwarzen.
     
    An all das musste ich denken, als mein Blick über den Lastwagen, die Arbeiter und die Träger wanderte.
    Denise ließ nicht locker. »Es ist Sommer. Warum spielen wir also nicht?«
    Sie wusste ganz genau, warum wir nicht spielten, obwohl sie irgendwie auch Recht hatte: Das Spiel hatte eigentlich nur aufgehört, weil es irgendwann zu kalt geworden war. Und natürlich wegen der Schuldgefühle.
    »Dafür sind wir doch schon zu alt«, log ich.
    Sie zuckte die Achseln. »Mmhmm. Vielleicht. Aber vielleicht seid ihr Jungs nur zu feige.«
    »Kann schon sein. Aber ich hab eine Idee. Frag doch deinen Bruder, ob er feige ist.«
    Sie lachte. »Ja, genau. Klar.«
    Der Himmel wurde dunkler.
    »Gleich regnet es«, meinte Cheryl.
    Das dachten anscheinend auch die Männer. Zusammen mit den Trägern zerrten sie Segeltuchplanen heraus und breiteten sie für den Fall des Falles im Gras aus. Sie arbeiteten schnell, um das Riesenrad noch vor dem Wolkenbruch fertig zu montieren. Ich erkannte einen vom letzten Sommer, einen drahtigen blonden Südstaatler namens Billy Bob oder Jimmy Bob, der Eddie eine Zigarette geschenkt hatte. Das allein machte ihn unvergesslich. Jetzt nagelte er gerade mit einem großen Schlosserhammer Teile zusammen und lachte über eine Bemerkung des Dicken neben ihm. Das Lachen war hoch und spitz, fast wie bei einer Frau.
    Man hörte das Ping des Hammers und das Knirschen des Lastwagengetriebes hinter uns, man hörte das Summen der Generatoren und das Ächzen von Maschinen – und dann ein plötzliches Prasseln: Regen, der hart auf die festgebackene Erde klatschte. »Es geht los!«
    Ich zog das Hemd aus der Hose und schob es mir über den Kopf. Cheryl und Denise rannten bereits zu den Bäumen hinüber.
    Mein Haus war näher als ihres. Und eigentlich machte mir der Regen auch nichts aus. Aber es war eine gute Ausrede, um eine Weile von dort wegzukommen. Weg von Denise.
    Ich konnte es einfach nicht fassen, dass sie über das Spiel reden wollte.
    Es war nur ein Wolkenbruch, der Regen konnte nicht lange dauern. Heftig und schwer kam er herunter. Später, wenn es wieder aufgehört hatte, kamen vielleicht noch andere Kinder dazu. Dann musste ich mich nicht mit ihr abgeben.
    Ich lief an den beiden vorbei, die zusammengekauert unter einem Baum standen.
    »Ich laufe heim!«
    Denise klebte das Haar auf den Wangen und der Stirn. Sie lächelte wieder. Ihre Bluse war völlig durchnässt.
    Ich sah, dass Cheryl ihren langen, knochigen Arm nach mir ausstreckte. »Können wir mitkommen?«
    Ich tat so, als hätte ich ihren Ruf nicht gehört. Der Regen trommelte ziemlich laut auf die Blätter. Cheryl würde es mir schon nicht krumm nehmen. Ich lief weiter.
    Denise und Eddie, dachte ich. Was für ein Paar.
    Wenn mich jemals jemand in Schwierigkeiten bringt, dann die zwei. Der eine oder die andere. Oder beide. Das kann gar nicht anders sein.
    Ruth stand gerade auf dem Treppenabsatz und holte die Post aus dem Briefkasten, als ich an ihrem Haus vorbeirannte. In der Tür drehte sie sich um und winkte mir lächelnd zu. Von der Dachrinne schoss das Wasser herunter.
     

5
    Ich habe nie erfahren, warum sich Ruth und meine Mutter nicht vertrugen, aber irgendwas war passiert, als ich acht oder neun war.
    Davor, lange bevor Meg und Susan auftauchten, schlief ich oft drüben bei Donny, Willie und Woofer in dem Doppelstockbett, das in ihrem Zimmer stand. Willie hatte die Angewohnheit, abends ins Bett zu springen und hatte dabei im Lauf der Jahre schon einige Stockbetten demoliert. Willie warf sich immer auf die Sachen. Als er zwei oder drei war, erzählte Ruth, war sein Kinderbett völlig zerstört. Von seinem dauernden Herumlümmeln waren alle Küchenstühle aus dem Leim gegangen. Doch irgendwann hatten sie sich dann stabile Stockbetten angeschafft, die Willies Ansturm standhielten.
    Seit dem Vorfall zwischen Ruth und meiner Mutter durfte ich nur noch selten drüben übernachten.
    Aber ich erinnere mich noch an früher, als wir klein waren. Ein oder zwei Stunden lang machten wir Rabatz, wir flüsterten, kicherten, und die oben lagen, spuckten auf die unten, bis Ruth irgendwann schimpfend hereinkam und wir endlich einschliefen.
    Am meisten liebte ich die Nächte während des Jahrmarkts. Vom offenen Schlafzimmerfenster aus, das zum Schulhof hinausging, hörten wir Dampforgelmusik, Schreie und das Surren und Ächzen von Maschinen.
    Der Himmel war feuerrot wie bei einem Waldbrand, und wenn der Krake

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