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Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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in einem Klappstuhl vor dem leeren grauen Auge des Fernsehers saß. Sie sah verängstigt, aber entschlossen aus. Ich musste daran denken, wie Gary Cooper am Ende von Zwölf Uhr mittags auf die verlassene Straße tritt.
    »Na schön«, sagte Ruth. »Na schön.«
    Sie nippte an ihrem Bier und rauchte ihre Zigarette.
    Woofer wand sich auf der Couch.
    Am liebsten wäre ich wieder gegangen.
    Dann stand Donny im Esszimmer auf und kam herüber zu Meg. Er stellte sich vor sie hin.
    »Du hast einen Cop auf meine Mom gehetzt. Auf meine Mutter .«
    Meg sah zu ihm auf. Ihr Gesicht entspannte sich ein wenig. Schließlich war es Donny. Der zurückhaltende Donny.
    »Es tut mir Leid«, sagte sie. »Ich wollte einfach sicher sein, dass …«
    Seine Hand schoss vor und klatschte ihr ins Gesicht.
    »Halt's Maul! Halt's Maul, du!«
    Zitternd hing seine Hand vor ihrem Gesicht.
    Anscheinend musste er sich sehr zusammenreißen, um sie nicht noch einmal zu schlagen, und viel härter diesmal.
    Erschrocken starrte sie ihn an.
    »Setz dich«, sagte Ruth leise.
    Es war, als hätte er sie gar nicht gehört.
    »Setz dich!«
    Er riss sich los. Mit einer fast militärischen Kehrtwendung stapfte er zurück ins Esszimmer.
    Wieder wurde es still.
    Schließlich lehnte sich Ruth vor. »Eins würde ich gerne wissen. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, Meggy? Was ist dir durch den Kopf gegangen?«
    Meg antwortete nicht.
    Ruth fing an zu husten. Dieses tiefe, abgehackte Husten von ihr. Dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle.
    »Ich meine, hast du dir eingebildet, dass er dich wegbringt oder so was? Dich und Susan? Dass er euch hier rausholt?
    Also, ich kann dir sagen, das wird nicht passieren. Er wird euch nirgends hinbringen, Schätzchen. Weil es ihm nämlich egal ist. Wenn es ihm nicht egal wäre, hätte er es auf der Stelle machen können, gestern beim Feuerwerk. Aber er hat es nicht gemacht.
    Und was bleibt sonst noch? Was hast du dir denn vorgestellt?
    Hast du gemeint, dass ich Angst vor ihm habe?«
    Meg saß nur mit verschränkten Armen da, diesen entschlossenen Blick in den Augen.
    Ruth lächelte und nahm einen Schluck Bier.
    Auch sie wirkte entschlossen.
    »Das Dumme ist nur, was machen wir jetzt? Der Kerl macht mir keine Angst, Meggy, genauso wenig wie alle anderen Kerle. Wenn dir das nicht klar war, dann hast du es hoffentlich wenigstens jetzt kapiert. Aber ich kann nicht zulassen, dass du jede halbe Stunde zur Polizei läufst. Die Frage ist also, was jetzt?
    Ich würde dich irgendwohin schicken, wenn es ginge. Glaub mir, ich würde es machen. Ich brauch keine dumme kleine Nutte, die meinen Ruf ruiniert. Und so viel zahlen sie weiß Gott auch nicht, dass ich mich anstrengen würde, dich zu erziehen. Verdammt, es ist ein Wunder, dass ich dich überhaupt ernähren kann mit dem, was die zahlen!«
    Sie seufzte. »Ich glaube, ich muss mir das Ganze durch den Kopf gehen lassen.« Dann stand sie auf und ging in die Küche. Sie öffnete den Kühlschrank.
    »Du gehst in dein Zimmer. Susie auch. Und dort bleibt ihr.«
    Sie griff nach einem Bier und lachte auf.
    »Sonst kommt Donny vielleicht auf die Idee, dass er dir noch mal eine scheuert.«
    Sie machte die Dose Budweiser auf.
    Meg nahm ihre Schwester am Arm und führte sie in ihr Zimmer.
    »Du auch, David«, sagte Ruth. »Du gehst jetzt besser nach Hause. Tut mir Leid. Aber ich möchte ungestört nachdenken.«
    »Schon okay.«
    »Willst du ein Cola oder sonst was für unterwegs?«
    Ich lächelte. Für unterwegs. Es waren bloß ein paar Schritte.
    »Nein, ich komm klar.«
    »Oder vielleicht ein Bier?«
    Sie hatte wieder ihr schelmisches Funkeln in den Augen. Die Spannung löste sich. Ich lachte.
    »Das wäre super.«
    Sie warf mir eine Dose zu. Ich fing sie auf.
    »Danke.«
    »Nicht der Rede wert«, sagte sie.
    Diesmal lachten alle, denn nicht der Rede wert war so eine Art Code für uns.
    Ein Code, den sie immer benutzte, wenn sie uns Kindern etwas erlaubte, was uns unsere Eltern zu Hause nicht erlauben würden. Nicht der Rede wert.
    »Klar.« Ich stopfte die Dose in mein Hemd und ging hinaus.
    Zu Hause saß Linda bequem eingerollt vor dem Fernseher und schaute zu, wie sich Ed Byrnes im Vorspann von 77 Sunset Strip das Haar kämmte. Sie wirkte ein bisschen bedrückt. Wahrscheinlich weil Steve nicht aufgetaucht war.
    »Nacht«, sagte ich und ging hinauf in mein Zimmer.
    Dort trank ich mein Bier und dachte an Meg. Ich überlegte, ob ich ihr irgendwie helfen sollte. Ich war in einem Zwiespalt. Ich

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