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Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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versuchte zu laufen. Nach vier Schritten stürzte sie wieder.
    Willie und Woofer brüllten vor Lachen und vergaßen ganz, ihr Gläser nachzuwerfen.
    Sie kam wieder hoch und blieb jetzt auf den Füßen, als sie spritzend bachabwärts watete.
    Nach der nächsten Biegung fand sie Schutz im dichten Gestrüpp.
    Es war vorbei.
    Erstaunlich, dass mich niemand bemerkt hatte. Auch jetzt sahen sie mich nicht. Ich kam mir vor wie ein Gespenst.
    Ich schaute den beiden zu, wie sie ihre restlichen Dosen und Gläser aufklaubten. Dann schlugen sie lachend den Weg zurück zu ihrem Haus ein. Allmählich verhallten ihre Stimmen.
    Arschlöcher, dachte ich. Jetzt liegt hier überall Glas rum. Da können wir jetzt nicht mehr rein. Zumindest nicht bis zur nächsten Überschwemmung.
    Vorsichtig überquerte ich den Felsen und stieg das Ufer hinauf.
     
     

21
    Am vierten Juli schlug Meg zurück.
    Es war Abend, die Dämmerung wich schon sanft der Dunkelheit. Zu Hunderten saßen wir auf Decken auf dem Memorial Field vor der Highschool und warteten auf das Feuerwerk.
    Donny und ich waren bei meinen Eltern – wir hatten ihn zu uns zum Abendessen eingeladen –, die mit den Hendersons zusammensaßen, die zwei Straßen weiter wohnten.
    Die Hendersons waren katholisch und kinderlos, was natürlich bedeutete, dass irgendetwas nicht stimmte, auch wenn niemand so genau wusste, was. Mr. Henderson war groß und naturverbunden, er trug gern Karohemden und Kordhosen, ein männlicher Typ, irgendwie urig. Er züchtete Beagles bei sich im Garten und ließ uns manchmal mit seinem Luftgewehr schießen, wenn wir bei ihm zu Besuch waren. Mrs. Henderson war schlank, blond, stupsnasig und hübsch.
    Donny hatte einmal gesagt, dass er da kein Problem sah. Er hätte sie sofort gevögelt.
    Von unserem Platz aus sahen wir Willie, Woofer, Meg, Susan und Ruth auf der anderen Seite des Feldes neben der Familie Morino.
    Die ganze Stadt war gekommen.
    Wenn man gehen, fahren oder kriechen konnte, kam man am vierten Juli zum Feuerwerk. Mit Ausnahme der Parade am Memorial Day war es im ganzen Jahr unser einziges großes Spektakel.
    Pro forma war auch die Polizei erschienen. Doch niemand erwartete irgendwelche Schwierigkeiten. Damals war es in der Stadt noch so, dass jeder jeden kannte, wenigstens indirekt. Wenn man aus dem Haus ging, ließ man den ganzen Tag die Tür offen, falls jemand vorbeischaute und man gerade nicht da war.
    Die meisten Polizisten waren Freunde der Familie. Mein Vater kannte sie aus der Bar oder von den Veteranentreffen.
    Im Grunde waren sie nur da, um dafür zu sorgen, dass keine Chinaböller in die Nähe der Decken flogen. Ansonsten standen sie nur rum und warteten wie wir anderen auf die große Show.
    Donny und ich hörten Mr. Henderson zu, der von der neuen Streu für die Beagles erzählte. Wir tranken Eistee aus der Thermoskanne und rülpsten uns lachend Schmorbratendunst ins Gesicht. Meine Mutter machte Schmorbraten immer mit viel Zwiebeln. Für meinen Vater war das ein rotes Tuch, aber wir mochten ihn genau so. In einer halben Stunde würde das Gefurze losgehen.
    Aus den Lautsprechern plärrte John Philip Sousa.
    Über dem Highschool-Bau war ein Viertelmond aufgegangen.
    In dem trüben, grauen Licht sah man kleine Kinder in der Menge, die einander jagten. Die Leute zündeten Wunderkerzen an. Hinter uns knatterte eine ganze Packung Schweizer Kracher wie Maschinengewehrfeuer.
    Wir zogen los, um uns ein Eis zu holen.
    Im Good-Humor-Wagen drängten sich die Kinder in vier Reihen. Wir bahnten uns langsam einen Weg, um nicht erdrückt zu werden. Ich nahm ein Brown Cow und Donny ein Fudgesicle, und wir schoben uns wieder hinaus.
    Dann sahen wir Meg neben dem Wagen, wie sie mit Mr. Jennings sprach.
    Wir blieben wie angewurzelt stehen.
    Denn Mr. Jennings war auch Officer Jennings. Er war ein Cop.
    Etwas an der Art, wie sie sich benahm, wie sie mit den Händen deutete und sich ganz nah zu ihm beugte, sagte uns sofort, was sie da machte.
    Es war unheimlich, schockierend.
    Meg petzte. Sie verriet Ruth. Sie verriet Donny und alle anderen.
    Sie schaute in die andere Richtung.
    Einen Moment starrten wir nur, und dann sahen wir uns wie auf ein geheimes Stichwort hin an.
    Wir gingen rüber und leckten an unserem Eis. Alles ganz beiläufig. Etwas seitlich blieben wir hinter ihr stehen.
    Mr. Jennings Blick streifte uns nur flüchtig und wanderte weiter in die Richtung von Ruth, Willie und den anderen. Dann wandte er sich wieder nickend und mit konzentrierter Miene

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