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Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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Meg zu.
    Wir nagten eifrig an unserem Eis und genossen die Aussicht.
    »Ja, aber das ist doch ihr Recht«, bemerkte er.
    »Nein«, erwiderte Meg. »Sie verstehen mich nicht.«
    Den Rest konnten wir nicht hören.
    Lächelnd zuckte Mr. Jennings die Achseln. Er legte ihr eine große, sommersprossige Hand auf die Schulter.
    »Hör zu. Wer weiß, vielleicht hätten deine Eltern das ganz genauso gesehen. Wer kann das schon sagen? Mrs. Chandler ist jetzt einfach deine Mom, verstehst du?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Und dann wurde er auf uns aufmerksam und registrierte zum ersten Mal, wer wir waren und was das im Hinblick auf das Gespräch bedeuten könnte, das er gerade führte. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Meg redete immer noch, versuchte, ihn zu überzeugen.
    Über ihre Schulter hinweg beobachtete er uns. Lang und hart lag sein Blick auf uns.
    Dann nahm er sie am Arm.
    »Gehen wir doch ein Stück.«
    Sie schaute nervös in Ruths Richtung, aber inzwischen war es schon fast ganz dunkel. Nur der Mond, die Sterne und hier und da eine Wunderkerze warfen ein wenig Licht, und es war nicht sehr wahrscheinlich, dass Ruth sie zusammen bemerkt hatte. Von meiner Position aus war die Menge schon zu einer gestaltlosen Masse geworden wie Gestrüpp und Kakteen in einer Prärie. Ich wusste zwar, wo die Chandlers saßen, doch ich konnte sie nicht mehr erkennen. Auch meine Eltern und die Hendersons nicht.
    Aber es war klar, warum sie Angst hatte. Ich hatte selbst Angst. Was sie da machte, war aufregend und verboten, genauso wie der Versuch, sie von der Birke aus heimlich durchs Fenster zu beobachten.
    Mr. Jennings wandte uns den Rücken zu und zog sie sanft mit sich.
    »Scheiße«, flüsterte Donny.
    Ich hörte ein lautes Zischen. Der Himmel explodierte. Helle, weiße Sternschnuppen zerplatzten und regneten herunter.
    Ein langes Aaaaaaaah kam aus der Menge.
    In dem gespenstisch fahlen Licht schaute ich ihn an. Ich sah seine Verwirrung und Sorge.
    Er war immer zurückhaltend geblieben, was Meg anging. Und war es auch jetzt noch.
    »Was machen wir?«, fragte ich ihn.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Er wird ihr nicht glauben. Er wird gar nichts machen. Cops reden nur, aber sie tun einem nie was.«
    Es klang wie etwas, was Ruth einmal gesagt hatte. Cops reden nur, aber sie machen nie was.
    Während wir zurück zu unserem Platz gingen, wiederholte er seine Bemerkung wie einen Glaubenssatz. Wie etwas, was so sein musste .
    Fast wie ein Gebet.
     

22
    Ungefähr um acht Uhr am nächsten Abend kam der Streifenwagen. Ich sah Mr. Jennings die Treppe hinaufgehen und klopfen. Ruth ließ ihn ein. Dann schaute ich zum Wohnzimmerfenster hinaus und wartete. Ich spürte einen großen Knoten im Magen.
    Meine Eltern waren bei einer Geburtstagspary im Knights of Columbus. Meine Aufpasserin war Linda Cotton. Sie war achtzehn, sommersprossig und niedlich, wie ich fand, aber nichts im Vergleich zu Meg. Bei fünfundsiebzig Cent die Stunde war es ihr ziemlich egal, was ich machte, solange ich nur still war und sie nicht dabei störte, wie sie sich im Fernsehen Ellery Queen anschaute.
    Linda und ich hatten eine Vereinbarung. Ich verriet nicht, dass ab und zu ihr Freund Steve vorbeikam und sie den ganzen Abend auf dem Sofa herumknutschten, und dafür konnte ich tun und lassen, was ich wollte, vorausgesetzt, ich war rechtzeitig vor der Rückkehr meiner Eltern wieder zu Hause und im Bett. Außerdem war ihr klar, dass ich eigentlich schon zu alt für eine Babysitterin war.
    Also wartete ich, bis der Streifenwagen wieder verschwunden war, und ging dann rüber. Es war drei viertel neun.
    Sie saßen im Wohnzimmer und im Esszimmer. Alle. Es war still, und niemand bewegte sich. Ich hatte den Eindruck, dass das schon länger so ging.
    Alle starrten Meg an. Sogar Susan.
    Ich hatte ein ganz merkwürdiges Gefühl.
    Später, in den Sechzigern, erkannte ich es wieder. Ich hatte gerade einen Brief vom Selective Service erhalten mit der Nachricht, dass ich mich für meine Einberufung als Soldat bereithalten sollte.
    Die Situation war eskaliert.
    Es stand jetzt mehr auf dem Spiel.
     
    Ich stand in der Tür. Ruth begrüßte mich als Erste.
    »Hallo, David.« Ihre Stimme war leise. »Setz dich zu uns.« Dann seufzte sie. »Kann mir mal jemand ein Bier holen?«
    Willie ging vom Esszimmer aus in die Küche, nahm ein Bier für sie und eins für sich, machte beide auf und gab ihr eins. Dann setzte er sich wieder hin.
    Ruth zündete sich eine Zigarette an.
    Ich schaute Meg an, die

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