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Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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es ihm.
    Es war ein naheliegender Gedanke.
    Ich überlegte, wie weit es gehen, wie es enden konnte. Abstrakt, wie ein mathematisches Rätsel legte ich mir die Frage vor.
    Das Unvorstellbare war ausgesprochen worden, in aller Ruhe, von zwei Jungs mit einem Cola und einem Bier in der Hand.
    Ich dachte an Ruth, die mit ihren Kopfschmerzen im Bett lag.
    Ich dachte daran, dass sie jetzt mit ihr allein dort unten waren – und dass Eddie bei ihnen war.
    Es konnte passieren. Ja.
    Ganz schnell sogar. Fast zufällig.
    Immer noch ging ich davon aus, dass Ruth in der Lage war, uns zu beaufsichtigen. Es war selbstverständlich für mich.
    Immerhin war sie eine Erwachsene.
    Erwachsene konnten doch so etwas nicht zulassen, oder?
    Ich sah Susan an. Wenn sie Eddies Worte gehört hatte, ließ sie es sich nicht anmerken. Sie arbeitete an dem Puzzle.
    Mit zitternden Händen und ängstlich auf Geräusche von unten lauschend half ich ihr.

35
    Danach kam Eddie ungefähr eine Woche lang jeden Tag. Am zweiten Tag brachte er seine Schwester Denise mit. Zusammen fütterten sie Meg mit Crackern, die sie nicht essen konnte, weil sie wieder über Nacht den Knebel im Mund gehabt und kein Wasser bekommen hatte. In einem Anfall von Jähzorn drosch ihr Eddie eine Aluvorhangstange so heftig ins Gesicht, dass sich die Stange verbog. Meg hatte eine breite rote Schwellung auf der Wange und einen blutigen Riss in der Unterlippe.
    Den Rest des Tages spielten sie wieder Boxsack mit ihr.
    Ruth kam nur selten herunter. Sie hatte jetzt immer häufiger Kopfschmerzen. Sie klagte über starkes Jucken, vor allem im Gesicht und an den Händen. Mir kam es auch so vor, als hätte sie Gewicht verloren. Auf ihrer Oberlippe bildete sich eine Fieberblase und ging tagelang nicht weg. Und selbst wenn der Fernseher lief, hörte man von oben ihr schweres Husten, tief aus der Lunge.
    Da Ruth nicht mehr da war, hatte auch das Anfassverbot keinen Bestand mehr.
    Denise fing damit an. Denise kniff gern. Für ein Mädchen ihres Alters hatte sie starke Finger. Sie nahm ein Stück von Megs Haut und drehte und befahl ihr zu weinen. Meistens weinte Meg nicht. Das machte Denise nur noch wilder. Am meisten hatte sie es auf Megs Brüste abgesehen – das merkte man, weil sie sie immer bis ganz zum Schluss aufhob.
    Und dann brach Meg auch meistens in Tränen aus.
    Willie legte sie am liebsten über den Tisch, zog ihr die Hose runter und versohlte ihr den bloßen Hintern.
    Woofer stand auf Insekten. Er setzte ihr gern eine Spinne oder einen Tausendfüßler auf den Bauch und schaute zu, wie sie sich krümmte.
    Donny überraschte mich. Immer wenn er sich unbeobachtet glaubte, strich er mit den Händen über ihre Brüste, drückte sie leicht oder befummelte sie zwischen den Beinen. Ich sah ihn einige Male, ließ mir aber nie etwas anmerken.
    Er war ganz sanft, wie ein Liebhaber. Und einmal, als sie den Knebel nicht im Mund hatte, küsste er sie sogar. Es war ein unbeholfener, aber irgendwie zärtlicher und sonderbar keuscher Kuss, wenn man sich überlegte, dass sie ihm hilflos ausgeliefert war und er eigentlich alles mit ihr anstellen konnte.
    Dann kam eines Tages Eddie mit einem Stück Hundescheiße in einem Plastikbecher herein, und sie hielten sie über dem Tisch fest, während ihr Woofer die Nase zudrückte, bis sie den Mund aufmachen musste, um Luft zu bekommen, und Eddie schob es ihr hinein. Danach hatte niemand mehr Lust darauf, sie zu küssen.
     
    Am Freitag hatte ich bis vier Uhr im Garten gearbeitet, und als ich hinüberging, hörte ich das Plärren des Radios durch die Hintertür. Ich stieg hinunter und sah, dass die Gruppe erneut größer geworden war.
    Es hatte sich herumgesprochen.
    Nicht nur Eddie und Denise waren da, sondern auch Harry Gray, Lou und Tony Morino, Glen Knott und sogar Kenny Robertson – Meg und mich mitgerechnet drängten sich ein Dutzend Kinder in dem winzigen Bunker –, und Ruth schaute von der Tür aus lächelnd zu, wie sie sie mit Schultern und Ellbogen hin und her schubsten wie eine Kugel in einem Flipperautomaten.
    Ihre Hände waren auf den Rücken gebunden.
    Auf dem Boden standen Bier- und Coladosen. Dichte, graue Wolken von Zigarettenrauch hingen im Raum. Irgendwann spielte im Radio »Breathless«, ein altes Stück von Jerry Lee Lewis, und alle fingen an, lachend mitzugrölen.
    Am Ende lag Meg zerschunden und schluchzend am Boden. Wir marschierten nach oben, um uns zu stärken.
    Mein Film lief weiter.
     
    Die ganze folgende Woche kamen und gingen

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