Evil
die Kinder. Die meisten sahen nur zu, doch ich weiß noch, dass Glen Knott und Harry Gray eines Tages – als Ruth nicht da war – »Sandwich« mit ihr spielten und sich von vorn und hinten an sie drückten, während ihre Arme nach oben an die Deckenbalken gefesselt waren. Und Tony Morino brachte ein halbes Dutzend Gartenschnecken mit, damit Woofer sie auf ihrem Körper verteilen konnte.
Doch wenn es nicht wehtat, blieb Meg normalerweise still. Nach der Sache mit der Hundescheiße war es schwer, sie noch weiter zu demütigen. Und es gab nicht viel, was ihr Angst machte. Sie wirkte resigniert. Als würde es schon irgendwann vorbeigehen und als müsste sie nur warten, bis uns das Ganze zu langweilig wurde. Sie lehnte sich nur noch selten auf. Wenn sie es machte, riefen wir einfach Susan herein. Aber meistens kam es gar nicht so weit. Inzwischen zog sie sich aus oder an, wenn es ihr befohlen wurde. Aus allerdings nur, wenn wir wussten, dass Ruth nicht aufkreuzen konnte, oder wenn Ruth es selbst vorgeschlagen hatte, was aber nur selten vorkam.
Oft saßen wir einfach nur um den Arbeitstisch, spielten Karten oder Cluedo, tranken Cola, blätterten in Zeitschriften und unterhielten uns. Es war fast, als wäre Meg gar nicht da, nur dass wir ab und zu eine fiese Bemerkung über sie machten, um sie zu verspotten. Ganz gewöhnliche, beiläufige Beschimpfungen. Ihre Gegenwart faszinierte uns auf die gleiche passive Weise wie eine Jagdtrophäe – sie war der Mittelpunkt unseres Schützenvereins. Wir verbrachten die meiste Zeit dort unten. Es war mitten im Sommer, doch alle waren schon ganz käsig vom Herumhocken im Keller. Meistens saß oder stand Meg nur gefesselt und stumm da, ohne dass wir etwas von ihr verlangten. Bis vielleicht wieder jemand einen Einfall hatte – eine neue Art, sie zu beleidigen – und ihn ausprobierte.
Doch im Grunde sah es fast so aus, als sollte sie Recht behalten. Vielleicht würden wir einfach eines Tages aus Langeweile nicht mehr kommen. Ruth schien ganz mit sich und ihren verschiedenen körperlichen Beschwerden beschäftigt, und sie wirkte sonderbar abwesend. Und da sie nicht weiter Öl ins Feuer goss, ließ unsere Aufmerksamkeit für Meg immer mehr nach.
Inzwischen hatte schon längst der August angefangen. Im September mussten wir alle wieder in die Schule. Willie, Donny und mir stand der Umzug in die gerade erst fertig gebaute Junior Highschool Mount Holly bevor, und Meg sollte in die Highschool. Spätestens dann musste es zu Ende gehen. Das lag einfach auf der Hand. Man konnte jemanden die ganzen Sommerferien lang im Haus gefangen halten, ohne dass es unbedingt auffallen musste. Aber ein Kind nicht in die Schule zu lassen war etwas ganz anderes.
Bis September musste es also vorbei sein, so oder so.
Vielleicht hatte sie doch Recht. Vielleicht musste sie nur abwarten.
Dann fiel mir wieder ein, was Eddie gesagt hatte. Und ich machte mir Sorgen, dass sie sich vielleicht gewaltig getäuscht hatte.
Eddie war es, der Schluss machte mit unserem Schützenvereinidyll.
Wieder stieg der Einsatz.
Und zwar durch zwei Vorfälle. Zu dem ersten kam es an einem hässlichen Regentag von der Art, die grau anfangen und nie über pilzbeige hinauskommen, bevor sie im Schwarz der Nacht verblassen.
Eddie hatte seinem Vater zwei Sixpacks gestohlen und sie mitgebracht. Er, Denise und Tony Morino schütteten mehrere Flaschen hinunter, während Willie, Woofer, Donny und ich die Sache langsamer angehen ließen. Bald waren die drei besoffen, die Sixpacks waren leer, und Willie ging nach oben, um Nachschub zu besorgen. Eddie fiel ein, dass er pissen musste. Das brachte ihn auf eine Idee. Flüsternd gab er sie weiter.
Als Willie zurück war, legten er und Tony Morino Meg mit dem Rücken auf den Boden und banden ihr die Arme fest an die Tischbeine. Denise hielt sie an den Füßen fest. Sie legten ihr Zeitungspapier unter den Kopf.
Dann pisste ihr Eddie ins Gesicht.
Wenn Meg nicht an den Tisch gefesselt gewesen wäre, wäre sie ihm wahrscheinlich an die Gurgel gegangen.
So aber lachten nur alle, während sie sich wie wild herumwarf. Schließlich sackte sie zurück und lag einfach nur da.
Dann fiel Donny ein, dass Ruth bestimmt nicht so begeistert sein würde. Sie mussten saubermachen. Sie zogen Meg auf die Füße, banden ihr die Arme auf den Rücken und hielten sie fest. Woofer klaubte das Papier zusammen und brachte es hinaus zum Verbrennungsofen, während Donny Wasser in den großen Betonausguss laufen
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