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Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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Ich trat auf den Felsen, schichtete das Geld zu einem Haufen auf und beschwerte es mit einer kleinen, ordentlichen Pyramide von Steinen.
    Oben auf der Böschung blickte ich zurück.
    Das Geld und die Steine sahen heidnisch aus, wie eine Opfergabe.
    Durch den würzigen, frischen Duft der Blätter lief ich nach Hause.
     

39
    Dann saß ich im Bett und hörte den Geräuschen in meinem Haus zu.
    Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich nicht einschlafen würde, doch ich hatte nicht mit der Anstrengung und Erschöpfung gerechnet. Kurz nach Beginn der Morgendämmerung nickte ich auf meinem nassgeschwitzten Kissen ein.
    Ich schlief schlecht – und viel zu lang.
    Ich schaute auf die Uhr, und es war schon fast Mittag. Schnell zog ich mich an und lief in die Küche, würgte die vorgeschriebene Schüssel Haferflocken hinunter, weil meine Mutter dabeistand und mir einen Vortrag hielt über Kinder, die den ganzen Tag schliefen und aus denen später als Erwachsene nichts Gescheites wurde – meistens endeten sie im Gefängnis oder als Arbeitslose – und raste durch die Tür hinaus mitten hinein in die drückende Augusthitze.
    Einfach zu den Chandlers rüberzugehen war mir zu riskant. Was, wenn sie mir auf die Schliche gekommen waren?
    Ich rannte durch den Wald zum Felsen.
    Die kleine Pyramide aus Steinen und Dollars stand unberührt.
    Im Tageslicht sah sie nicht mehr wie eine Opfergabe aus. Sie sah aus wie ein Haufen Hundescheiße auf einem Haufen Blätter. Höhnend blickte sie mich an.
    Ich wusste, was das zu bedeuten hatte. Sie hatte es nicht geschafft.
    Sie hatten sie erwischt.
    Sie war immer noch im Bunker.
    Schreckliche Übelkeit schwappte durch meinen Magen, und fast wären mir die Haferflocken wieder hochgekommen. Ich war wütend, dann bekam ich Angst, und dann war ich nur noch verwirrt. Angenommen, sie hatten sich überlegt, dass ich den Riegel zurückgeschoben hatte? Oder angenommen, sie hatten Meg dazu gezwungen, mich zu verraten?
    Was sollte ich jetzt machen?
    Fliehen? Die Stadt verlassen?
    Ich könnte die Polizei holen, dachte ich. Ich könnte zu Mr. Jennings gehen.
    Und dann dachte ich, na toll, und was soll ich ihm erzählen? Dass Ruth Meg schon seit Monaten folterte und dass ich es schließlich wissen musste, weil ich ihr dabei sogar irgendwie geholfen hatte?
    Ich hatte schon einige Krimis gesehen und wusste ganz genau, was ein Komplize ist.
    Und ich kannte einen Jungen – einen Freund meines Cousins in West Orange –, der fast ein Jahr Jugendstrafe abgesessen hatte, weil er sich mit Bier betrunken und das Auto des Nachbarn geklaut hatte. Wenn man ihm Glauben schenkte, konnten sie einen jederzeit zusammenschlagen, unter Drogen setzen oder in eine Zwangsjacke stecken. Und sie ließen einen erst wieder raus, wann und wie es ihnen passte.
    Es musste eine andere Möglichkeit geben.
    Das hatte doch auch Meg gemeint mit dem Geld, das ich behalten sollte – wir konnten es wieder probieren. Und diesmal besser planen.
    Wenn sie nicht schon über mich Bescheid wussten.
    Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Ich kletterte hinüber zum Felsen, sammelte die Fünfer und Einer zusammen und steckte sie ein. Dann atmete ich ganz tief durch. Und ging hinüber.
     

40
    Willie kam mir an der Tür entgegen, und es war sofort klar, dass er dringendere Sachen im Kopf hatte als irgendeinen Verdacht gegen mich.
    »Komm rein.«
    Er schaute abgekämpft und müde aus, aber auch aufgeregt. Die Mischung machte ihn noch hässlicher. Es war klar, dass er sich nicht gewaschen hatte, und sein Mundgeruch war selbst für seine Verhältnisse grauenhaft.
    »Mach die Tür hinter dir zu.«
    Ich folgte seiner Anweisung.
    Wir gingen hinunter.
    Ruth lehnte in ihrem Klappstuhl. Woofer war auch da. Eddie und Denise hockten auf dem Arbeitstisch. Susan weinte neben Ruth still vor sich hin.
    Alle saßen ruhig da, während Donny grunzend unten auf dem kalten, feuchten Betonboden lag, die Hose bis zu den Knöcheln heruntergestreift, und die nackte, an Händen und Füßen an die Stützpfosten gefesselte Meg vergewaltigte.
    Anscheinend hatte es sich Ruth gründlich anders überlegt, was die Sache mit dem Anfassen anging.
    Mir wurde schlecht.
    Ich wandte mich ab, um wieder zu gehen.
    »Mm-mm«, meinte Willie. »Du bleibst hier.«
    Das Tranchiermesser in seiner Hand und der Blick in seinen Augen gaben ihm Recht. Ich blieb.
    Alle waren so still, dass man das Summen von zwei Fliegen hören konnte.
    Es kam mir vor wie ein schlechter, kranker Traum. Und

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