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Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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ist?«
    »Warum darf ich nicht?«
    »Was darfst du nicht?«
    »Sie ficken!«
    »Weil ich es gesagt habe, verdammt. Das ist Inzest! Und jetzt lass mich endlich in Ruhe damit. Willst du in den Schleim von deinem eigenen Bruder reinrutschen? Willst du das? Hör mir auf. Du bist widerlich. Genau wie dein gottverdammter Vater.«
    Ich hielt es nicht mehr aus. »Ruth, du … das kannst du nicht machen.«
    »Ach?«
    »Nein.«
    »Nein? Warum nicht?«
    »Es ist nicht … es ist nicht richtig.«
    Sie stand auf. Sie trat auf mich zu, und ich musste sie anschauen. Ich musste ihr direkt in die Augen schauen.
    »Erzähl mir nicht, was richtig ist, Junge.«
    Ihre Stimme war ein tiefes, bebendes Knurren. Ich merkte, dass sie zitterte vor Wut, eine Wut, die kaum noch unter Kontrolle war. Die Augen flackerten wie blakende Kerzen. Unwillkürlich machte ich einen Schritt zurück. Mein Gott, dachte ich, dass ist die Frau, die ich einmal gern hatte. Eine Frau, die ich für witzig und manchmal sogar für schön gehalten habe. Eine von uns.
    Ich hatte eine Scheißangst vor ihr.
    Sie bringt mich um, dachte ich. Sie bringt uns alle um, auch ihre eigenen Kinder, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Wenn es ihr in den Kram passt.
    »Erzähl mir nichts.«
    Ich glaube, sie wusste, was mir in diesem Moment durch den Kopf ging. Ich glaube, sie durchschaute mich vollkommen.
    Es machte ihr nichts aus. Sie wandte sich an Willie.
    »Wenn er versucht abzuhauen, schneid ihm die Eier ab und bring sie mir. Kapiert?«
    Willie erwiderte ihr Lächeln. »Klar, Mom.«
    Woofer kam mit einer ramponierten Schuhschachtel hereingerannt. Er gab sie Ruth.
    »Es war nicht da.«
    »Häh?«
    »Es war nicht im Flurschrank. Es war auf der Kommode im Schlafzimmer.«
    »Ach.«
    Sie öffnete die Schachtel. Ich erhaschte einen Blick auf ein Gewirr von Zwirnspulen, Fadenrollen, Nadelkissen, Knöpfen und Nadeln. Sie stellte sie auf den Arbeitstisch und wühlte darin herum.
    Eddie stand auf, um ihr Platz zu machen, und spähte ihr über die Schulter.
    »Da haben wir's ja schon.« Sie wandte sich an Woofer. »Das müssen wir aber vorher heiß machen, sonst kriegt sie eine Entzündung.«
    Sie hielt eine lange, dicke Nähnadel in der Hand.
    Knisternde Spannung stand auf einmal im Raum.
    Ich schaute erst die Nadel und dann Meg auf dem Boden an. Auch ihr Blick und der von Susan hingen an der Nadel.
    »Wer darf es machen?«, fragte Eddie.
    »Na ja, wir wollen fair sein. Jeder macht einen Buchstaben. Okay?«
    »Super. Und was schreiben wir?«
    Ruth dachte nach.
    »Was möglichst Einfaches. Schreiben wir doch: ›Ich ficke. Fick mich.‹ Das sollte reichen. Dann weiß jeder, was los ist.«
    »Klar«, meinte Denise. »Das ist super.« Für mich sah sie in diesem Moment genauso aus wie Ruth. Das gleiche zuckende Licht in den Augen, die gleiche angespannte Erwartung.
    »Wow«, rief Woofer. »Das sind viele Buchstaben. Fast drei für jeden.«
    Ruth zählte nach und nickte.
    »Ich glaube sogar, dass David gar nicht mitmachen will, und dann sind es für jeden drei, und den einen, der übrigbleibt, übernehme ich. David?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Hab ich mir schon gedacht.« Sie klang weder zornig noch höhnisch.
    »Okay. Ich mach das erste I. Also los.«
    Ich probierte es noch einmal. »Ruth? Ruth?«
    Willie machte einen Schritt auf mich zu und bewegte das Tranchiermesser in langsamen, trägen Kreisen direkt unter meinem Kinn. Das machte mich nervös, denn Willie war alles zuzutrauen. Mein Blick wanderte zu Eddie, der ebenfalls mit der Klinge seines Schweizer Messers herumspielte, die Augen kalt und tot, wie ich es erwartet hatte. Dann zu Donny. Es war ein anderer Donny. Auch von ihm konnte ich nicht mit Hilfe rechnen.
    Doch Ruth wandte sich nur zu mir um, immer noch beherrscht und ruhig und irgendwie müde. Fast als wollte sie mir etwas erklären, was ich schon längst hätte wissen müssen, und nur zu meinem eigenen Besten. Als würde sie mir damit einen großen Gefallen erweisen. Als wäre ich von allen Kindern in dem Raum ihr Liebling.
    »David, ich hab's dir gesagt. Misch dich nicht ein.«
    »Dann will ich gehen. Ich will hier raus.«
    »Nein.«
    »Ich will das nicht sehen.«
    »Dann schaust du halt nicht hin.«
    Sie wollten es wirklich machen.
    Woofer hatte schon die Streichhölzer. Er erhitzte die Nadel.
    Ich musste mich zusammenreißen, um nicht zu weinen.
    »Ich will es auch nicht hören.«
    »Da kann man nichts machen. Wenn du kein Wachs in den Ohren hast, wirst du einiges zu hören

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