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Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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locker rausreden. Sie kann sich überall rausreden. Aber ich hol dich hier raus, hast du mich verstanden? Ich hol dich hier raus!«
    Ich redete wie ein Wasserfall, ich konnte nicht aufhören. Ich nahm ihr den Knebel ab, damit sie antworten konnte.
    Sie leckte sich die Lippen.
    »Wie?« Es war nur ein dünnes, schmerzhaftes Krächzen.
    »Heute Nacht. Spät. Wenn alle schlafen. Es muss so aussehen, wie wenn du es selbst gemacht hättest. Ganz allein. Okay?«
    Sie nickte.
    »Ich hab ein bisschen Geld. Du schaffst es schon. Und ich kann immer rüberschauen, damit Susan nichts passiert. Dann können wir uns vielleicht was überlegen, um sie auch hier rauszuholen. Vielleicht noch mal die Polizei rufen. Wenn wir ihnen … das hier zeigen. In Ordnung?«
    »In Ordnung.«
    »Okay, bis heute Nacht. Versprochen.«
    Ich hörte das Schlagen der Eingangstür und dann Schritte durchs Wohnzimmer und auf der Treppe. Ich knebelte sie wieder und streifte ihr die Augenbinde über.
    Es waren Donny und Willie.
    Sie starrten mich zornig an.
    »Woher hast du es gewusst?«, fragte Donny.
    »Was gewusst?«
    »Hast du ihm was gesagt?«
    »Wem? Was gesagt? Was redest du da?«
    »Red keinen Stuss, David. Du hast zu Ruth gesagt, dass vielleicht Jennings vor der Tür steht.«
    »Und rat mal, wer es war, Arschgesicht.«
    O Mann, dachte ich. O Scheiße. Und ich hatte sie gebeten, nicht zu schreien.
    Dabei hätten wir es eigentlich belassen können.
    Aber ich musste weiterspielen, um sie zufriedenzustellen.
    »Du machst Witze.«
    »Ich mach keine Witze.«
    »Mr. Jennings? Mein Gott, ich hab doch nur geraten.«
    »Ziemlich gut geraten«, fand Willie.
    »Ich hab es einfach gesagt, damit sie …«
    »Damit sie was?«
    Raufgeht, dachte ich.
    »Damit sie wieder in Gang kommt. Mann, ihr habt sie doch gesehen. Sie war doch wie ein Zombie hier unten!«
    Sie schauten sich an.
    »Sie war wirklich ziemlich komisch«, sagte Donny.
    Willie zuckte die Schultern. »Ja, stimmt.«
    Ich wollte sie weiter beschäftigen, damit sie nicht darüber nachdachten, dass ich allein mit ihr gewesen war.
    »Was habt ihr ihm gesagt? Ist er wegen Meg gekommen?«
    »Irgendwie schon«, antwortete Donny. »Hat gemeint, er wollte nur mal nachschauen, wie es den zwei netten jungen Mädchen geht. Also haben wir ihn zu Susan in ihr Zimmer geführt und ihm gesagt, dass Meg beim Einkaufen ist. Susan hat natürlich keinen Mucks gemacht – hat sich nicht getraut. Ich glaube, er hat es uns abgenommen. War ihm irgendwie unangenehm. Ziemlich schüchtern für einen Cop.«
    »Wo ist eure Mom?«
    »Sie hat gemeint, sie will sich kurz hinlegen.«
    »Und was esst ihr zu Abend?«
    Es war eine alberne Frage, aber das Erste, was mir einfiel.
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich machen wir Hotdogs auf dem Grill. Warum? Willst du rüberkommen?«
    »Ich frage meine Mutter.« Mein Blick ging zu Meg. »Und was ist mit ihr?«
    »Was soll mit ihr sein?«
    »Wollt ihr sie so hängen lassen, oder was? Ihr könnt ihr wenigstens was auf die Brandwunden tun. Sonst entzünden sie sich noch.«
    »Scheiß drauf«, sagte Willie. »Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich überhaupt schon fertig bin mit ihr.«
    Er bückte sich und hob Woofers Messer auf.
    Grinsend warf er es in die Luft und fing es auf, nachdem es eine Umdrehung gemacht hatte. Mit hängenden Schultern schaute er sie an.
    »Oder vielleicht bin ich doch schon fertig. Ich weiß nicht. Ich weiß nicht.« Er trat vor sie und wiederholte, damit sie ihn klar und deutlich hören konnte: »Ich weiß es einfach nicht.«
    Mir blieb nichts anderes übrig, als ihn zu ignorieren.
    »Ich frage meine Mutter.«
    Ich wollte nicht sehen, wie er sich entscheiden würde. Ich konnte sowieso nichts machen. Manche Dinge musste man einfach laufen lassen. Man musste sich auf das konzentrieren, was man machen konnte. Ich wandte mich ab und stieg die Treppe hinauf.
    Oben schaute ich noch mal kurz die Tür an.
    Ich verließ mich auf ihre Trägheit, auf ihre Schlamperei.
    Ich überprüfte das Schloss.
     
    Ja, es war immer noch kaputt.
     

38
    Es war eine Zeit, in der selbst die Bösen noch eine seltene Unschuld an den Tag legten.
     
    Einbrüche waren in unserem Ort unbekannt. So etwas passierte in den Großstädten, aber nicht bei uns – das war ja auch einer der Gründe, warum unsere Eltern den Städten den Rücken gekehrt hatten.
    Türen wurden vor der Kälte, dem Wind und dem Regen verschlossen, aber nicht vor den Menschen. Und wenn im Lauf der Jahre das Schloss an einer Tür oder

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