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Evolution, Zivilisation und Verschwendung

Evolution, Zivilisation und Verschwendung

Titel: Evolution, Zivilisation und Verschwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mersch
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Zahl der Kinder steigenden direkten Kosten abzudecken, die Opportunitätskosten von Kindern fallen dagegen mit dem Einkommen des Vaters, wie bereits dargestellt wurde. In diesem Fall können sich umso mehr Kinder „geleistet“ werden, je höher das Einkommen des Vaters ist.
Fazit
    Einzig der Konsumnutzen kann heute Kinder noch ausreichend rechtfertigen. Dieser reicht aber bei den meisten Personen nicht aus, um große Familienstärken zu bewirken. Die ökonomische Theorie der Fertilität kann den in den entwickelten Ländern festgestellten negativen Zusammenhang zwischen Kinderzahl und sozialer Position und auch das zunehmende Verschwinden der Mehrkindfamilie unter den Bedingungen der Gleichberechtigung der Geschlechter überzeugend erklären.
5.2.2 Alternative Fertilitätstheorien
    Neben der ökonomischen Theorie sind auch andere Fertilitätstheorien von Bedeutung, die diese aber nicht widerlegen, sondern lediglich um weitere Aspekte ergänzen:
Sozialpsychologische Theorie der Fertilität
    Die sozialpsychologische Theorie der Fertilität (Hill/Kopp 2004: 206ff.) benutzt zwar eine etwas andere Terminologie als die ökonomische Fertilitätstheorie, ist aber konzeptionell mit ihr weitestgehend deckungsgleich. Sie entspringt im Gegensatz zur ökonomischen Theorie eher sozialpsychologischen Forschungsarbeiten.
    Als Nutzenarten für Kinder stellt sie heraus (Nave-Herz 2002: 32):
materieller Nutzen
psychologischer Nutzen
sozial-normativer Nutzen (zum Beispiel Statusgewinn durch Kinder, Vererbung des Familiennamens)
Biographische Fertilitätstheorie
    Bei der biographischen Fertilitätstheorie (Birg/Flöthmann/Reiter 1991) handelt es sich um die demographische Entsprechung der Individualisierungsthese (Beck 2006). Sie argumentiert ökonomisch, konzentriert sich aber kostenseitig auf die biographischen Opportunitätskosten der Familiengründung und klammert Nutzenaspekte und direkte Kosten weitestgehend aus.
    Kernaussagen der Theorie sind (Birg/Flöthmann/Reiter 1991):
Die Größe des biographischen Universums nimmt durch den Wegfall sozialer, normativer und ökonomischer Beschränkungen permanent zu.
Je größer das biographische Universum ist beziehungsweise je vielfältiger die Optionen für eine eigene Biographie sind, desto größer ist die Zahl der Alternativen, die mit einer biographischen Festlegung aus dem Möglichkeitsspielraum ausscheiden.
Bei einer Expansion des biographischen Möglichkeitsspielraums steigt das Risiko einer biographischen Festlegung.
In Gesellschaften mit Konkurrenzprinzip im Individualverhalten ist das Risiko biographischer Festlegungen in der Familienbiographie größer als das Risiko von Festlegungen in der Ausbildungs- und Erwerbsbiographie.
Das Risiko familialer Festlegungen lässt sich aufschieben oder vermeiden.
Schlussfolgerung: Die Wahrscheinlichkeit der demographisch relevanten biographischen Festlegungen nimmt ab.
    Dies bedeutet: Durch die zunehmende Individualisierung (Beck 2006) steigt die Anzahl der Lebenslaufalternativen für eine konkrete Person. Bei einer Familiengründung erfolgt aber eine sehr große biographische Festlegung für einen längeren Zeitraum, und folglich scheiden sehr viele Lebenslaufalternativen aus dem sogenannten biographischen Universum aus. Dies macht es wahrscheinlicher, dass eine solche Festlegung zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht erfolgt, zumal familiale Entscheidungen größere Risiken bergen können als Ausbildungs- oder Karriereentscheidungen. Die Konsequenz ist, dass die Entscheidung für eine Familiengründung immer später oder gegebenenfalls gar nicht mehr getroffen wird.
    Die biographische Fertilitätstheorie gilt allgemein als eine der schlüssigsten Thesen für die Erklärung der niedrigen Fertilitätsraten in entwickelten Gesellschaften, denn immerhin konnten einzelne Folgerungen der Theorie empirisch bestätigt werden. So ist etwa beim Frauenjahrgang 1955 für die Teilgruppe der Frauen mit drei Kindern die Wahrscheinlichkeit für die Geburt eines vierten Kindes ab dem Alter 32 höher als die Wahrscheinlichkeit für die Geburt eines ersten Kindes bei den noch kinderlosen Frauen dieses Jahrgangs und Alters, und sie ist auch höher als die Wahrscheinlichkeit für die Geburt eines zweiten Kindes bei den Frauen dieses Jahrgangs und Alters, die ein Kind hatten beziehungsweise eines dritten Kindes bei Frauen mit zwei Kindern (Birg 2003: 31).
Verantwortete Elternschaft
    Einen zusätzlichen Gesichtspunkt liefert die sogenannte
verantwortete

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