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Evolution, Zivilisation und Verschwendung

Evolution, Zivilisation und Verschwendung

Titel: Evolution, Zivilisation und Verschwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mersch
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Elternschaft
(Kaufmann 1990: 39), die eine Familiengründung davon abhängig macht, dass ein Wohlergehen des Kindes in vieler Hinsicht verantwortet werden kann. Gesellschaftlich niedrige Fertilitätsraten können deshalb paradoxerweise auch Ausdruck einer hohen Wertschätzung von Kindern sein (Hondrich 2007: 55ff.).
    Experten gehen davon aus, dass dies auch einer der entscheidenden Gründe für die sehr niedrigen Geburtenraten in Italien ist (Röbbel 2006; Zuanna/Micheli 2004). Dort schätzt man Kinder sehr, und die Institution Familie steht hoch im Kurs. Da viele junge Menschen aber spüren, dass sie den Kindern in den heutigen unsicheren Zeiten vielleicht doch nicht gerecht werden könnten, setzen sie lieber nur ganz wenige Kinder in die Welt. Letztlich ist dies eine Entwicklung von großer Tragik: Die Gesellschaften dürsten nach Kindern, doch je kinderlieber ihre Menschen sind, desto weniger Kinder werden geboren.
    Die Theorie ist bezüglich den ökonomischen Aspekten kongruent mit der ökonomischen Theorie der Fertilität, berücksichtigt darüber hinaus aber auch psychologische oder soziologische Aspekte.
Präferenzmodell
    Das Präferenzmodell der Fertilität (Hakim 2005) nimmt unterschiedliche Präferenzen von Frauen bezüglich einer Entscheidung für Beruf und Familie an. So steht für einige Frauen eine berufliche Karriere im Vordergrund, andere möchten Beruf und Familie verbinden und noch andere bevorzugen eine reine Familienarbeit. Empirische Studien scheinen zu belegen, dass sich eine Mehrheit der Frauen eine Kombination aus Beruf und Familie wünscht (Bertram/Rösler/Ehlert 2005: 27ff.).
    Allerdings sollten die Ergebnisse solcher Studien mit Vorbehalt betrachtet werden, da zum Beispiel nicht bekannt ist, wie sich Frauen zwischen Familie und Beruf entscheiden würden, wenn es ein schlüssiges Konzept für die Bezahlung von Familienarbeit geben würde.
5.3 Problemfall Mehrkindfamilie
    Eine weit verbreitete Ansicht in unserer Gesellschaft ist, Kinderreichtum führe zu Armut. Auf dieser Basis wird dann etwa vorgeschlagen, vorzugsweise zwischen reichen und weniger begüterten Familien umzuverteilen und nicht zwischen Kinderlosen und Familien insgesamt (Butterwegge 2006: 76). Daneben findet sich aber auch die Behauptung, dass Armut, und dabeiinsbesondere Bildungsarmut und geringe Erwerbschancen, zu Kinderreichtum führe (Eggen/Rupp 2006: 59) 151 :
    Diese These wird gestützt durch die Tatsache, dass verheiratete kinderreiche Mütter und Väter überdurchschnittlich oft keinen schulischen oder beruflichen Abschluss besitzen. (...)
    Auch die Väter von drei oder mehr Kindern haben häufiger keine Schuloder Berufsausbildung als Männer mit einem oder zwei Kindern, allerdings nicht in dem Ausmaße wie Mütter.
    Gerade bei Eltern mit vier oder mehr Kindern lassen sich überdurchschnittlich häufig erhebliche Bildungsdefizite ausmachen (Eggen/Rupp 2006: 56):
    Die Bildungshomogamie, die Partnerwahl unter Gleichen, dominiert bei den nicht ehelichen und ehelichen Paaren mit Kindern. Kinderreiche Paare unterscheiden sich darin zunächst nicht von Paaren mit einem oder zwei Kindern, aber sie unterscheiden sich im Bildungsniveau. Eltern mit drei Kindern verfügen überdurchschnittlich oft nicht über eine abgeschlossene Schulausbildung. Bei Eltern mit vier oder mehr Kindern fällt das Bildungsniveau ganz deutlich ab: 15% der Eltern besitzen keine abgeschlossene Schulausbildung.
    Diese Daten werden durch den für unsere Gesellschaft geltenden umgekehrten Zusammenhang zwischen Kinderzahl und Bildungsniveau weiter untermauert.
    Mit anderen Worten: Gerade in größeren Familien, wo die höchsten Anforderungen an erzieherischen Leistungen bestehen, und wo durch eine qualifizierte Erziehungsarbeit die größten Effekte erzielt werden könnten (da davon besonders viele Kinder profitieren würden), fehlt es ganz häufig an den dafür erforderlichen Kompetenzen.
    Dies hat unmittelbare Konsequenzen für die betroffenen Kinder (Eggen/Rupp 2006: 62):
    Auch in kinderreichen Familien ist die Ausbildung der Eltern entscheidend für die Schulbeteiligung der Kinder. Verglichen mit allen Jugendlichen aus kinderreichen Familien haben Schüler der Klassenstufe 11 bis 13 erheblich häufiger Eltern mit Hochschulreife beziehungsweise Hochschulabschluss (…). Entsprechend seltener haben diese Schüler Elternohne eine Schul- oder Berufsausbildung. Eltern „vererben“ somit soziale Ungleichheit – hier über Bildungsabschlüsse. Aber im

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