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Evolution, Zivilisation und Verschwendung

Evolution, Zivilisation und Verschwendung

Titel: Evolution, Zivilisation und Verschwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mersch
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Worten: Eine Tagesmutter kann mit dem Betreuen fremder Kinder umso mehr Geld verdienen, je weniger eigene Kinder sie hat. Solche kinderlieben Frauen werden also auf diese Weise eher daran gehindert, zusätzliche Kinder in die Welt zu setzen. Umkehrt führen ihre Dienstleistungen offenbar aber nicht dazu, dass andere Eltern für mehr Nachwuchs sorgen (das entscheidet sich meist nach anderen Kriterien).
    Besonders grotesk dürfte die Situation werden, wenn etwa Tagesmutter Frau Müller ihre beiden Töchter tagsüber bei Tagesmutter Frau Schmitz unterbringt (Frau Müller kann dann mehr fremde Kinder betreuen), um im Gegenzug die beiden Söhne von Frau Schmitz zu übernehmen (nun kann auch Frau Schmitz mehr Kinder betreuen, zum Beispiel die beiden Töchter von Frau Müller). Im Idealfall würde dies auch noch alles vom Staat unterstützt und finanziert.
    Im Ergebnis dürfte der staatlich geförderte Muttertausch für die Gesellschaft ein schlechtes Geschäft sein.
Kinder haben keinen Sicherheitsnutzen
    Im Prinzip kann in manchen Fällen noch die familiäre Bindung für einen erhöhten Sicherheitsnutzen sorgen. In der Regel reduzieren eigene Kinder aber den Rentenanspruch. Deshalb kann der Sicherheitsnutzen von Kindern auch negativ sein.
    Die Aussage gilt für jegliche Form der Altersversorgung. Mütter mit Kindern haben häufig erhebliche berufliche Ausfallzeiten oder sind in ihrer Karriere behindert und zahlen deshalb insgesamt weniger in die Rentenkasse ein. Dies reduziert ihren Rentenanspruch. Familien mit Kindern haben in der Regel viel weniger Geld übrig als Kinderlose und können folglich auch weniger in andere Formen der Altersversicherung investieren.
Kinder sind mit hohen Opportunitätskosten verbunden
    Kinder schränken üblicherweise die beruflichen Möglichkeiten und den Verdienst eines Elternteils ein. Sie limitieren die Freizeitoptionen und verursachen viel Arbeit. Kinder legen den weiteren Lebenslauf sehr weit fest und führen bei größeren Familien in der Regel zu einem Verzicht der Frau auf Errungenschaften der weiblichen Emanzipation (zum Beispiel Berufstätigkeit und ökonomische Unabhängigkeit).
    Die Opportunitätskosten von Kindern spielen in patriarchalischen Gesellschaften, in denen in der Regel allein der Mann zur Arbeit geht, während die Frau als Hausfrau zu Hause bleibt, eine vergleichsweise untergeordnete Rolle, denn dort ist das Lebensziel der Frauen mit Ehe und Familie praktisch vorgegeben. Es gibt also insbesondere bei gutverdienenden Ehemännern keine beruflichen Optionen für Frauen, die zur Disposition stehen könnten. In patriarchalischen Gesellschaften gilt es sogar als Zeichen des sozialen Erfolges, wenn die Ehefrau nicht mitverdienen muss. Die Opportunitätskosten von Kindern sind unter patriarchalischen Rahmenbedingungen gerade in Familien mit hohem sozioökonomischem Status besonders niedrig.
    In Gesellschaften mit Gleichberechtigung der Geschlechter dürften die Opportunitätskosten für Kinder umso höher sein, je qualifizierter die Frau ist. Denn wenn sie Kinder aufzieht statt einer Erwerbsarbeit nachzugehen, verzichtet sie auf umso mehr Einnahmen, je höher ihr Einkommenspotenzialist. Dies gilt in gleichem Maße auch für Männer, wenn sich die Eltern die Familienarbeit paritätisch teilen.
    Im Zusammenspiel mit dem schon bei relativ wenigen Kindern sehr weit ausschöpfbaren Konsumnutzen von Kindern erklärt sich damit für solche Gesellschaften auch das zunehmende Verschwinden kinderreicher Familien.
    Unter Mitberücksichtigung des weiblichen Partnerwahlverhaltens (siehe zum Beispiel die Ausführungen im Abschnitt
Central theoretical problem of human sociobiology
auf Seite → ) lassen sich die Wirkungen der Opportunitätskosten dann wie folgt zusammenfassen:
In patriarchalischen Gesellschaften erhöhen sich die Reproduktionschancen von Männern mit deren beruflichem Erfolg und von Frauen mit dem sozialen Erfolg ihrer Ehemänner.
In Gesellschaften, in denen beide Geschlechter üblicherweise ähnliche Lebensentwürfe besitzen, reduzieren sich die Reproduktionschancen von Frauen und Männern mit deren beruflichem Erfolg (sie steigen also nicht mit deren „Fitness“). Für Frauen gilt dies entsprechend auch für patriarchalische Gesellschaften.
Kinder kosten Geld
    Kinder verursachen hohe direkte Kosten (Aufwände), die ihren Einkommensnutzen in aller Regel weit übersteigen.
    In patriarchalischen Gesellschaften sind mit dem Einkommen des Vaters in erster Linie die mit der

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