Evolution, Zivilisation und Verschwendung
Allein das Video-Portal YouTube soll im Jahr 2007 so viel Datenverkehr produziert haben, wie das gesamte Internet zwei Jahre zuvor ( Welt.de 2007).
Ich möchte an dieser Stelle keine abschließende Antwort darauf geben, ob die Computertechnologie auf lange Sicht einen nennenswerten Beitrag zur Entschärfung der Energieproblematik des Menschen liefern kann oder diese umgekehrt verstärken wird, jedoch zu bedenken geben, dass das Gehirn des Menschen ebenfalls schon bis zu 25 Prozent seiner gesamten Ruheenergieverschlingt 185 . Es ließe sich deshalb durchaus argumentieren, dass die geballten Datenverarbeitungskapazitäten von Unternehmen, Privatpersonen und der gemeinsam genutzten Infrastruktur (Internet, World Wide Web) auf Dauer gleichfalls einen erheblichen Anteil am gesamten weltweiten Energieverbrauch der Menschheit haben werden, und zwar Tag und Nacht, das heißt, auch „in Ruhe“.
7.4 Tragic of the Commons
Abschließend soll nun noch ein weiteres Problem beleuchtet werden: Die systematische Erschöpfung von Ressourcen durch den Menschen, sofern es sich um niemandem gehörende Gemeinschaftsgüter handelt.
Stellen Sie sich vor, Sie seien Dagobert Duck und badeten täglich im Geld. Wenn Sie dabei auf jeglichen Schutz verzichten, geben Sie anderen (zum Beispiel der Panzerknackerbande) die Gelegenheit, Ihr Eigentum als Gemeinschaftsgut zu deklarieren, um es Ihnen dann zu entwenden. Schon bald wären Sie arm, das heißt, man hätte Sie aller Ihrer Ressourcen beraubt. Ganz ähnlich sieht es mit natürlichen Ressourcen aus, sofern diese keinen ausreichenden Schutz genießen.
Die
Tragic of the Commons
, auf die zuerst der Biologe Garrit Hardin (Hardin 1968) hinwies, entspricht – mit umgekehrten Vorzeichen – genau der Tragik der Allmende (siehe Abschnitt
Tragik der Allmende
auf Seite → ), die sich allerdings mit Problemen bei der Bewältigung von Gemeinschaftsaufgaben statt der Allokation von Gemeinschaftsgütern auseinandersetzt:
Angenommen, eine Gruppe von 80 Schafhirten bestellt gemeinsam ein Feld, welches maximal 4.000 Tieren Nahrung geben kann. Nehmen wir ferner an, alle Gruppenmitglieder haben jeweils 50 Schafe, insgesamt also 80*50 = 4.000. Die maximale Auslastung des Feldes ist also bereits erreicht.
Für die Pachtung, Betreuung und Regeneration des Feldes fallen jährlich 160.000 Euro an Kosten an, an denen sich die Gruppenmitglieder anteilsmäßig beteiligen. Jeder einzelne Schafhirte muss also 160.000/80 = 2.000 Euro an Kosten tragen.
Mit jedem satten Tier kann er einen Ertrag von 60 Euro erzielen, insgesamt also 50*60 = 3.000 Euro. Zieht er seinen Aufwand vom Ertrag ab, dann hat er zum Jahresende einen Nutzen von 3.000-2.000 = 1.000 Euro erwirtschaftet.
Die
Tragic of the Commons
besteht nun darin, dass bei genügend großer Gruppengröße der Egoismus eines einzelnen Mitglieds den Nutzen pro Gruppenmitglied nur unwesentlich verringert, der Nutzen des Egoisten aber deutlich steigt.
Angenommen, ein egoistisches Mitglied stellt noch 50 weitere Schafe auf die Weide. Dann ist aus jedem Schaf nur noch ein Ertrag von (4000/4050)*60 = 59,259 Euro erzielbar, eine zunächst kaum spürbare Differenz pro Tier. Alle Gruppenmitglieder würden folglich zum Jahresende einen Nutzen von 50*59,259-2.000 = 2.963-2.000 = 963 Euro erwirtschaften.
Günstiger sieht es für unseren Egoisten aus, denn er erwirtschaftet einen Nutzen von 100*59,259-2.000 = 5.926-2.000 = 3.926 Euro.
Im vorliegenden Fall lohnt es sich also, egoistisch zu sein, sofern eine hinreichend große Anzahl an Mitgliedern es nicht ist. Es ist nun aber zu erwarten, dass sich immer mehr Gruppenmitglieder egoistisch verhalten werden, und der Ertrag für die nichtegoistischen Gruppenmitglieder noch weiter sinken wird.
Die
Tragik of the Commons
schaukelt sich dann weiter hoch, und die gesamte Gruppe gerät in eine
Rationalitätenfalle
, bei welcher Kollektivrationalität und Individualrationalität im Konflikt miteinander stehen.
Am Ende wird das gesamte Feld so sehr mit Schafen voll stehen, dass es sich nicht mehr regenerieren kann. Die Schafe können sich dann nicht mehr ausreichend ernähren und die ökologische, und wirtschaftliche Katastrophe nimmt ihren Lauf.
7.5 Schutz von Gemeinschaftsgütern
Der letzte Abschnitt hat gezeigt: Stehen Gemeinschaftsgüter ungeschützt allen zur Verfügung, unterliegen sie der Gefahr, restlos ausgebeutet underschöpft zu werden. Dies gilt insbesondere im Zusammenhang mit der verschwenderischen
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