Evolution, Zivilisation und Verschwendung
Gefallen-wollen-Kommunikation, die in modernen Marktwirtschaften die alles bestimmende Kommunikationsform ist.
Im Folgenden sollen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – einige naheliegende Schutzmaßnahmen kurz erläutert werden.
7.5.1 Steuern
Zu den mildesten Schutzmaßnahmen gehört die Erhebung von Steuern: Die freie Nutzung des Gemeinschaftsgutes ist zwar dann weiterhin möglich, allerdings wird sie nun umso teurer, je intensiver die Nutzung ist.
In vielen Staaten etwa stellen die Verkehrstraßen ein Gemeinschaftsgut dar: Sie stehen jedem Verkehrsteilnehmer zur freien Nutzung zur Verfügung. Allerdings werden in diesem Falle Benzin und Diesel besteuert, um mit den erzielten Einnahmen die Verkehrsinfrastruktur zu warten beziehungsweise zu erweitern.
Steuern, die in erster Linie der gezielten Verhaltenslenkung von Bürgern oder Unternehmen und nicht der staatlichen Einnahmeverbesserung dienen, werden allgemein
Pigou-Steuern
genannt. Beispielsweise könnte der Staat für unerwünschte Emissionen eine Steuer in einer bestimmten Höhe pro Emissionseinheit erheben. Der potenzielle Verschmutzer hätte dann die Wahl, entweder die Emission und damit auch die Steuerzahlung zu vermeiden, oder zu emittieren und die Steuer zu entrichten.
Zu den steuerlichen Maßnahmen kann auch der
Emissionsrechtehandel
gezählt werden, dessen Grundidee erstmalig vom kanadischen Ökonomen John Harkness Dales in dessen Buch
Pollution, Property and Prices
vorgestellt wurde. Bei dem Konzept handelt es sich um eine Weiterentwicklung des
Coase-Theorems
, welches davon ausgeht, dass Märkte Probleme, die durch externe Effekte entstehen (zum Beispiel Umweltverschmutzungen), unter bestimmten Voraussetzungen selbst lösen können. Das Konzept des Emissionsrechtehandels sieht dagegen vor, einen
Markt für Verschmutzungsrechte
einzurichten, um unerwünschte Emissionen in die Umwelt zu begrenzen. Neu an der Idee war, dass die Politik auf diese Weise die Möglichkeit erhält, konkrete
Obergrenzen
der Gesamtemission als Umweltziel direkt vorzugeben.
Dazu muss sie zunächst Obergrenzen für bestimmte Emissionen (zum Beispiel CO 2 ) innerhalb eines festgelegten Gebietes und Zeitraums festlegen.Anschließend werden – entsprechend den vorgegebenen Obergrenzen – sogenannte
Umweltzertifikate
ausgegeben, die zur Emission einer bestimmten Menge Schadstoff berechtigen. Wird etwa für eine bestimmte Region eine Obergrenze von 100 Millionen Tonnen CO2 innerhalb eines Jahres festgelegt, so können Umweltzertifikate, die insgesamt zur Emission von 100 Millionen Tonnen CO2 in einem Jahr berechtigen, ausgegeben werden. Die Obergrenzen könnten in den Folgejahren aus umweltpolitischen Gründen schrittweise gesenkt werden. Da die Umweltzertifikate frei handelbar sind, wird ihr Preis durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Emissionen, die ohne ein durch entsprechende Umweltzertifikate erkauftes
Emissionsrecht
erfolgen, würden mit einer Strafe belegt.
7.5.2 Zwangsmaßnahmen
In bestimmten Fällen muss aber der Zugang zu Gemeinschaftsgütern durch Zwangsmaßnahmen (zum Beispiel Verbote) regelrecht verhindert werden. Darauf wies auch schon Garrit Hardin in seinem Artikel über die Tragic of the Commons (Hardin 1968) hin. Interessanterweise schloss er in seine Aussage auch das Recht auf eigenen Nachwuchs ein, indem er prognostizierte, dass man dafür schon in naher Zukunft eine staatliche Erlaubnis benötige. Allerdings konnte er bei Veröffentlichung seines Artikels noch nicht ahnen, dass wenige Jahre später die Antibabypille auf den Markt kommen würde.
7.5.3 Institutionalisierung
Wie wir gesehen haben, besteht zwischen der Tragik der Allmende (siehe Abschnitt
Tragik der Allmende
auf Seite → ) und der Tragic of the Commons (siehe Abschnitt
Tragic of the Commons
auf Seite → ) eine gewisse Symmetrie. Die Tragik der Allmende handelt von Problemen im Umgang mit Gemeinschaftsaufgaben und die Tragic of the Commons mit Gemeinschaftsgütern.
Eine Tragik der Allmende lässt sich in vielen Fällen durch Institutionalisierung vermeiden, wie dies auch meist im Rahmen von Individualisierungsprozessen geschieht (siehe Abschnitt
Individualisierung
auf Seite → ). Entsprechend könnten auch die Strategien zur Verhinderung einer Tragic of the Commons aussehen.
In unserem Schafhirtenbeispiel etwa könnte das zu bestellende Feld einer Institution übergeben werden, die den weiteren Zugang regelt. Ein egoistisches Gruppenmitglied wäre dann nicht länger in der Lage,
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