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Evolution, Zivilisation und Verschwendung

Evolution, Zivilisation und Verschwendung

Titel: Evolution, Zivilisation und Verschwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mersch
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ungefragtweitere 50 Schafe auf die Weide zu stellen. Es wäre die Aufgabe der Institution, darauf zu achten, dass das Feld nicht überwirtschaftet wird und sich auch regelmäßig regenerieren kann.
    Ganz ähnlich ließen sich auch andere Umweltressourcen verwalten. Beispielsweise könnte man die Gesamtverantwortung für den Rhein oder auch den brasilianischen Regenwald staatlich oder international kontrollierten Institutionen übertragen, die deren wirtschaftliche Nutzung und Reproduktion verantworten.
    Grundsätzlich sollte stets die folgende Regel eingehalten werden: Nicht erneuerbare Ressourcen sind – sofern möglich – zu schonen beziehungsweise durch erneuerbare Ressourcen zu ersetzen. Erneuerbare Ressourcen sollten nur so stark genutzt werden, wie es ihre Reproduktionskapazitäten erlauben, das heißt, sie sollten sich regelmäßig regenerieren können.
7.5.4 Grenzwerte
    Bei technischen Geräten lassen sich häufig bereits erhebliche Wirkungen durch Vereinbarung verpflichtender Grenzwerte erzielen. Ein Gerät erhielte unter solchen Voraussetzungen folglich nur dann eine Betriebserlaubnis, wenn es bezüglich bestimmten kritischen Werten innerhalb der festgesetzten Grenzen liegt.
7.5.5 Verursacherprinzip
    In anderen Fällen könnte sich ein Verursacherprinzip als nützlich erweisen. Beispielsweise könnten Unternehmen dazu verpflichtet werden, vom Kunden ausrangierte Geräte zurückzunehmen und gemäß dem aktuellen Stand der Technik zu entsorgen.
7.6 Ökosoziale Marktwirtschaft
    Als Gegenreaktion auf die immer offener zu Tage tretenden globalen ökologischen und sozialen Probleme wurde eine weltweite ökosoziale Marktwirtschaft vorgeschlagen (Global Marshall Plan Initiative 2004: 53ff.; Radermacher 2002; Radermacher/Beyers 2007: 135ff.; Spiegel 2007 :179ff.). Dabei soll insbesondere eine Balance zwischen drei sehr unterschiedlichen Zielvorgaben angestrebt werden, nämlich 186 :
einer wettbewerbsstarken, auf Innovation und technologischer Spitzenleistung beruhenden Wirtschaft;
einer Ökologie im Sinne des nachhaltigen Schutzes unseres Lebensraumes für die Menschheit heute und für alle künftigen Generationen;
einem Bemühen um soziale Fairness im Kleinen und im Großen als Voraussetzung für Frieden und ein stabiles Gemeinwesen.
    Einige Ergebnisse des vorliegenden Buches lassen ahnen, dass ein Ausbalancieren der drei genannten unterschiedlichen Ziele in der Praxis auf äußerste Schwierigkeiten stoßen dürfte.
    Insbesondere die ersten beiden Ziele scheinen in einem unmittelbaren Widerspruch zueinander zu stehen. Eine Wirtschaft aus lauter innovativen Märkten – evolutiven Infrastrukturen auf Basis der Gefallen-wollenKommunikation also – dürfte ganz automatisch zu Verschwendung und einer Ausnutzung aller frei oder zumindest leicht zugänglichen erneuerbaren beziehungsweise nichterneuerbaren Ressourcen tendieren. Es bedarf deshalb unbedingt weiterer Konzeptionierungen, wie die angestrebte Balance – auch vor dem Hintergrund der immer mächtiger werdenden Organisationssysteme – dann tatsächlich dauerhaft erreicht werden kann.
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    180 In manchen Industriezweigen versucht man die Problematik durch eine sogenannte Just-in-TimeProduktion zu entschärfen. Dies gilt zunehmend auch für das Verlagswesen. Beispielsweise wurde das vorliegende Buch „On Demand“ hergestellt.
    181 Sofern diese liefern können, aber damit muss ein Händler im Rahmen der Gefallen-wollenKommunikation rechnen.
    182 Also fast so etwas wie ein neuer Typus von Leben, nur in einer ganz anderen Größenordnung. Jedenfalls entwickeln diese Gebilde eine Eigendynamik, ein Eigenleben sozusagen.
    183 Wie die Größenverhältnisse sind, könnte man an folgendem Beispiel verdeutlichen: Wären die etwa 1,5 Millionen Einwohner der Amazonas-Stadt Manaus in der Lage, den gesamten brasilianischen Regenwald abzuholzen? Wohl kaum. Könnte dies General Electric mit seinen ca. 130.000 Mitarbeitern tun? Ich persönlich möchte das jedenfalls nicht ausschließen.
    184 Dies gilt im Grunde für alle Lebensbereiche: Selbsterhaltende Systeme wollen sich selbsterhalten, sie handeln also vom Kern her egoistisch. Wenn in einer Gemeinschaft aus lauter selbsterhaltenden Systemen Möglichkeiten bestehen, den Egoismus auf Kosten anderer auszuleben (weil man dann Vorteile hat und sich besser selbsterhalten kann), dann werden dies einzelne Individuen über kurz oder lang auch tun. Dagegen helfen keine Vorwürfe, sondern höchstens Maßnahmen, die solchen

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