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Evolution

Evolution

Titel: Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
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unheimlich. Sie drehte sich um und
flüchtete sich in die Sicherheit des Baus.
     
    Durch den Einschlag war verdampftes Meerwasser in die Luft
geschleudert worden. Nachdem es wochenlang dort verharrt hatte, fiel
es schließlich zurück.
    Und es war viel Dampf. Eine wahre Sintflut ging über
dem ganzen Planeten nieder.
    Aber der Regen machte das Ganze nur noch schlimmer. Er war mit
Schwefelsäure aus den Eiswolken gesättigt. Durch den
Einschlag waren auch Wolken aus giftigen Metallen in die
Atmosphäre aufgestiegen, die vom Regen ausgewaschen wurden.
Nickel allein erreichte schon die doppelte Toxizitätsschwelle
für Pflanzen. Durchs ablaufende Wasser wurden Substanzen wie
Quecksilber, Antimon und Arsen aus dem Boden gewaschen und in Seen
und Flüssen konzentriert.
    Für die nächsten Jahre würde jeder Regentropfen
vergiftet sein.
    Der Regen wusch Staub und Asche aus. Die ganze Welt wurde von
einer feinen schwarzen Schicht überzogen, einem dunklen Band,
das als punktierte Linie im Sedimentgestein überdauern
würde – ein Grenzlehm, der zusammengepresste Überrest
einer Biosphäre, der eines Tages von Joan Useb und ihrer Mutter
studiert werden würde.
    Nach monatelanger Dunkelheit durchdrang schließlich die
Sonne die Staub- und Ascheschichten, die den Planeten umspannten.
Aber sie war nur wie ein Punktstrahler, der das gefrorene Land kaum
erwärmte. Das düstere Zwielicht würde noch für
ein Jahr anhalten.
    Die wiederkehrende Sonne schien auf eine Landschaft des Todes
herab.
    Die tropischen Pflanzen waren, soweit sie nicht verbrannt waren,
durch den Kälteschock eingegangen. Die überlebenden
Dinosaurier litten an Hunger und unter der Kälte und wurden bald
von den überlebenden Räubern gefressen. Hier und da regten
sich jedoch Lebewesen in der Asche: Insekten wie Ameisen, Schaben und
Käfer, Schnecken, Frösche, Lurche, Schildkröten,
Eidechsen, Schlangen und Krokodile – Geschöpfe, die sich im
Schlamm oder in tiefem Wasser verborgen hatten – und viele
Säugetiere. Das Körperfell und die Angewohnheit, sich in
Bauten unter der Erde einzugraben, schützten sie vor den
schlimmsten Folgen der Kälte. Und dass sie Allesfresser waren,
kam ihnen ebenso zugute.
    Es war, als ob auf der Welt eine Rattenplage ausgebrochen
wäre.
    Und die Überlebenden pflanzen sich sogar fort. Trotz der
Kälte und der Futterknappheit vermehrten sie sich nach dem
Verschwinden der alten Räuber. Sogar in diesem Moment trennten
die imaginären Skalpelle der Evolution Rohmaterial ab, das an
eine untergegangene Welt angepasst war und schnitten und formten es
um für die Bedingungen der neuen Welt.
     
    Einsam und allein stolperte das Euoplocephalus-Weibchen durch die
kalte Unendlichkeit und suchte nach den robusten Pflanzen, die es zum
Leben brauchte.
    Sie gehörte einer Ankylosaurus-Spezies an. Sie war zehn Meter
lang und hatte, bevor der langsame körperliche Verfall
einsetzte, sechs Tonnen gewogen. Der Körper war gepanzert:
Rücken, Nacken, Schwanz, Flanken und Kopf wurden von
Knochenplatten geschützt. Selbst die Augenlider waren
knöcherne Scheiben. Die Platten waren in eine Schicht aus
zähen Fasern eingebettet, wodurch der mächtige Panzer
flexibel, aber auch schwer wurde. Der lange Schwanz lief in einem
Knochen-Klöppel aus. Einst hatte sie mit dieser Peitsche ein
junges Tyrannosaurier-Männchen krumm und lahm geschlagen –
nicht dass sie sich daran erinnerte. Dieser Panzer bot keinen Platz
für ein großes Gehirn und machte es auch
überflüssig.
    Im geologischen Maßstab war das große Sterben, das den
Planeten heimsuchte, ein Wimpernschlag. Nicht aber für die
Kreaturen, die davon betroffen waren. Für Tage, Wochen und
Monate hielten die Todgeweihten am Leben fest – auch die
Dinosaurier.
    Die Euoplos hatten sogar relativ gute Voraussetzungen, um das Ende
der Welt zu überleben. Die große Körpermasse, die
enorme Stärke und der schwere Panzer in Verbindung mit einem
günstigen Standort unter einer dicken Wolkendecke in der
Nähe eines Flussufers hatten es ein paar Exemplaren ihrer Art
ermöglicht, die ersten Stunden der Katastrophe zu
überleben. Sie hatte zuvor schon Dürren überstanden
und müsste eigentlich auch mit dieser unerwarteten Widrigkeit
zurechtkommen. Alles, was sie tun musste, war in Bewegung zu bleiben
und die Räuber abwehren.
    Und so wanderte sie über die vereisende Erde und suchte nach
Nahrung. Aber sie fand kaum welche.
    Einer nach dem andern waren ihre Gefährten auf der Strecke
geblieben, bis die

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