Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Evolution

Evolution

Titel: Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
anschwollen,
töteten nun die meisten Überlebenden.
    Aber das Schlimmste sollte erst noch kommen.
    Das gröbere Auswurfmaterial an der Peripherie des
Kometeneinschlags war schnell zurückgefallen und hatte den
ohnehin schon verwüsteten Erdboden auf einem bis zwei
Kraterdurchmessern noch einmal umgepflügt. Doch die große
zentrale Wolke aus Gesteinsstaub war unter dem Einfluss der eigenen
Wärmeenergie weiter aufgestiegen. Im Vakuum des Weltraums
kondensierten feste Teilchen aus dieser glühenden Wolke und
fielen weiß glühend auf die Erde. Wo sie zuvor in einem
Tunnel aus Vakuum aufgestiegen waren, stürzten sie nun in die
Atmosphäre zurück und gaben die Energie an die Luft ab. Es
war ein tödlicher Feuerhagel, eine Decke aus vielen Milliarden
winziger, weiß glühender Meteore, die den Planeten
einhüllte.
    Über dem ganzen Planeten glühte die Luft.
    Purga hatte inzwischen das Vorgebirge erreicht. Ihr Gefährte,
Dritter und das eine überlebende Junge waren an ihrer Seite. Der
Weg zum Felsengebirge selbst war ihnen jedoch versperrt, weil das
Land auch hier von den Erdbeben aufgerissen, zerklüftet und mit
Felsbrocken übersät war, die um ein Vielfaches
größer waren als Purga.
    Sie würde sich mit den Gegebenheiten arrangieren müssen.
Sie wühlte im losen Erdreich und versuchte einen Bau zu
graben.
    Dann schaute sie den Weg zurück, den sie gekommen war. Unter
den dräuenden Rauchwolken glühte das ganze Land in einem
hellen Orange. Es war ein außergewöhnlicher Anblick.
Selbst hier auf dieser felsigen Erhebung spürte sie die Hitze
und roch den Gestank von verbranntem Fleisch.
    Sie sah auch die Wolken, die sie hierher geführt hatten
– sie hatten sich zwar schon etwas gelichtet, hüllten die
oberen Berghänge aber immer noch ein. Die orange-weißen
Wolken kontrastierten mit dem nachtschwarzen Himmel und reflektierten
das Glühen des brennenden Landes. Und nun breitete dieses
orangefarbene Licht aus dem Süden sich über den Wolken aus.
Der Himmel selbst begann zu glühen, als ob die Sonne in allen
Himmelsrichtungen zugleich aufginge. Die Farbe wechselte schnell zu
Orange, dann zu Gelb und schließlich zu einem gleißenden,
sonnenhellen Weiß.
    Und dann spürte sie den ersten Hauch der Hitze.
    Die Primaten pressten sich verzweifelt auf den Boden.
     
    Auf dem rissigen Seeboden kam Riese wieder auf die Beine. Er war
von Kadavern umgeben und versuchte, Sauerstoff aus der mit Rauch und
Asche geschwängerten Luft zu ziehen. Es war, als ob er sich in
einem grauen Nebel befände. Er sah nichts außer Rauch,
Staub und aufgewirbelter Asche.
    Die Hitze pulsierte wie in einem Backofen. Es stank nach
verbranntem Fleisch.
    Er verspürte einen stechenden Schmerz in der Pfote und hob
sie in trüber Neugier. Die Finger brannten wie Kerzen.
    Er dachte an seine Brüder. Und das war auch schon sein
letzter Gedanke.
    Der Tod kam mit plötzlicher Wucht. Aber er spürte
nichts. Die lebenswichtigen Organe wurden so schnell zerstört,
dass das Gehirn keine bewusste Reaktion zu verarbeiten vermochte.
Dann kochten und verschmorten die Muskeln. Arme und Beine wurden
dadurch angezogen, aber das Rückgrat war durchgedrückt,
sodass er im Moment des Todes eine Boxerhaltung einnahm: den Kopf
zurückgelegt, die Hände hochgenommen und die Beine
angewinkelt.
    All das geschah, ehe Riese noch Zeit hatte, zu Boden zu gehen.
    Und dann zerbarst das Gestein.
    In diesem Moment glich die Erde einem Juwel. Die alten Meere des
Mondes leuchteten im Widerschein der plötzlichen Helligkeit.
Aber es war die Schönheit einer sterbenden Welt.
    Die Hälfte der von der brennenden Luft freigesetzten
Wärmeenergie wurde an die untere Atmosphäre und an den
Erdboden abgegeben. Auf dem ganzen Planeten war die Luft
sonnenheiß und gleißend hell. Pflanzen und Tiere wurden
an ihrem Standort einfach abgefackelt. Die Bäume der
großen Kreidezeit-Wälder brannten wie Zunder. Die
Vögel am Himmel verpufften förmlich, und die Pterosaurier
verschwanden im Mahlstrom des Massensterbens. Die Bauten der
Säugetiere, Insekten und Amphibien wurden zu winzigen
Gräbern. Purgas zweites, allein gelassenes Junges wurde
geröstet.
    Purga wurde verschont. Die letzten schwarzen Wolken fransten aus,
lichteten sich schnell und verdampften zum Teil – doch in den
entscheidenden Minuten des mächtigen Hitzepulses schirmten sie
den Boden vor einem sonnenheißen Himmel ab.
    Seit dem Einschlag war erst eine Stunde vergangen.

 
III
     
     
    Nach ein paar Tagen klangen die

Weitere Kostenlose Bücher