Ewig bist du mein (German Edition)
die Tür und trat ein.
Ein halbes Dutzend Patienten war um einen Fernsehapparat versammelt, der an der Wand angebracht war, sodass jeder ihn sehen konnte. Ein weiteres halbes Dutzend saß vor den großen Panoramafenstern und starrte teilnahmslos auf den dunklen Rasen. Zwei Pflegerinnen am anderen Ende des Raumes hatten jeden im Blick.
Als eine der Schwestern Marc bemerkte, richtete sie sofort das Wort an ihn. „Ja?“
„Hallo!“ Marc lächelte ihnen zu und ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen. „Ich soll mich erkundigen, ob es irgendwelche neuen Diätvorschriften gibt, die ich dem Küchenpersonal vor dem Frühstück mitteilen muss.“
Mit hochgezogenen Augenbrauen und fragendem Gesichtsausdruck wandte sich die Pflegerin an ihre Kollegin. „Gibt’s irgendwas, von dem ich noch nichts weiß?“
Die andere Schwester schüttelte den Kopf. „Nein, es bleibt alles beim Alten.“
„Gut“, sagte Marc. „Ich werde es weitergeben.“ Bedauernd ließ er seinen Blick erneut durch den Raum wandern. Dieses Mal konzentrierte er sich auf die Patientinnen am Fenster. „Nachdem kurzfristig hier so viel geändert worden ist, bleibt wenigstens etwas beim Alten. Das ist doch mal eine gute Nachricht.“
Aber es wartete noch eine bessere auf ihn.
Am Fenster saß Linda Turner. Obwohl er sie nur im Profil sah, erkannte er sie anhand von Ryans manipuliertem Foto sofort. Der Knochenbau. Die markanten Züge. Der Gesichtsausdruck. Das grau melierte Haar. Es bestand kein Zweifel. Sie waren am Ende ihrer Suche angelangt.
Ihre Vermutungen hatten sich als richtig erwiesen.
„Dann werde ich mal im nächsten Haus nachfragen“, verkündete Marc den Schwestern und ließ einen frustrierten Seufzer hören. „Nachtschichten sind schon ziemlich mies.“
„Wem sagen Sie das?“, entgegnete die erste Schwester lakonisch.
Marc verzog das Gesicht zu einer mitfühlenden Grimasse, steckte sich das Klemmbrett unter den Arm und verließ das Zimmer.
Eigentlich hatte er seine Arbeit erledigt. Aber je mehr Informationen er Ryan geben konnte, umso besser.
Gegenüber dem Aufenthaltsraum befand sich eine Vorratskammer. Marc schlüpfte hinein, schloss die Tür bis auf einen Spalt und wartete.
Etwa eine halbe Stunde später wurden seine Bemühungen belohnt, als die Pflegerinnen begannen, die Patientinnen auf ihre Zimmer zu bringen. Dabei begleiteten sie jeweils zwei Frauen. Die Beweglicheren unter ihnen wurden zu dritt zurückgebracht.
Zusammen mit einer anderen Insassin kam Linda Turner als Zweite an die Reihe. Marc wartete, bis die Schwestern die Hälfte des Korridors zurückgelegt hatten, ehe er die Tür etwas weiter öffnete. Während er sie beobachtete, zählte er die Türen, an denen die Schwestern vorbeigingen, ehe sie Linda in ihr Zimmer führten.
Die sechste auf der rechten Seite.
Erneut zog er sich in sein Versteck zurück, bis die Pflegerinnen ihre Arbeit erledigt hatten und zurück auf die Station gingen. Dabei unterhielten sie sich angeregt über ein neues Restaurant, das in der Stadt eröffnet hatte.
Ihre Stimmen wurden leiser, doch erst nachdem absolute Stille eingetreten war, verließ Marc die Vorratskammer.
Leise schlich er über den Korridor bis zu Linda Turners Zimmer und las das Namensschild neben der Tür. Auf die Pappscheibe war der Name der Bewohnerin geschrieben. „Lorna Werner“.
Lorna Werner. Linda Turner. Die Namen klangen ähnlich genug, damit eine Frau mit nachlassendem Gedächtnis darauf reagierte. Andererseits waren sie nicht so verwechselbar, dass man Rückschlüsse vom einen auf den anderen ziehen konnte. Eine clevere Wahl.
Marc lugte durch die Glasscheibe der geschlossenen Tür. Linda Turner lief umher und sprach mit sich selbst, während sie hin und wieder an einem Strauß sonnengelber Chrysanthemen roch, der in einer Vase auf dem Fenstersims stand. Er wünschte, er könnte ihre Worte verstehen. Aber er durfte nicht noch mehr Risiken eingehen, als er es ohnehin schon getan hatte.
Rasch ließ er seinen Blick über die Einrichtung des Zimmers wandern.
Es war die typische Pflegeheimmöblierung. Die einzige persönliche Note waren die zahlreichen Blumenvasen und das Fußballtrikot an der Wand, das einem kleinen Mädchen gehörte.
Damit waren endgültig sämtliche Zweifel aus dem Weg geräumt.
Fünf Minuten später saß Marc in seinem Wagen. Das Handy ans Ohr geklemmt, fuhr er so schnell wie möglich nach Manhattan zurück.
Als Marc das Büro betrat, arbeitete Ryan fieberhaft, während der
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