Ewig bist du mein (German Edition)
kommen lassen. Wollen Sie die Rechnung sehen?“
„Nein, das ist nicht nötig.“ Im Geist strich er Pierson von seiner Liste der Verdächtigen. Er hatte gewusst, dass es eine weit hergeholte Vermutung war. Aber man musste jeder Spur nachgehen. Und wenn Marcs Besuch auch vergebens war, so würde er Pierson wenigstens davon abhalten, seinen perversen Gelüsten nach kleinen Mädchen weiterhin nachzugeben. Das Letzte, was der Neurologe jetzt gebrauchen konnte, waren neue Ermittlungen in seinem Privatleben und ein neuer Skandal.
Marc hätte dem Kerl am liebsten die Kinnlade gebrochen. Aber das stand nicht auf seinem Plan – jedenfalls nicht dieses Mal.
„Was ist mit den Verwandten Ihrer Frau?“, erkundigte er sich stattdessen. „Oder ihren Freunden? Gibt es jemanden, der ihr nahestand und mit dem Freispruch nicht einverstanden war und tollkühn genug wäre, sich dafür zu rächen?“
„Fran hatte keine Verwandten“, erwiderte Pierson schmallippig. „Und ihre Freunde kenne ich nicht gut genug, um beurteilen zu können, ob sie geistesgestört sind. Reden Sie mit dem Staatsanwalt. Die Menschen, nach denen Sie fragen, waren seine Zeugen.“
„Das habe ich bereits getan“, versicherte Marc ihm. „Aber ich wollte auch Ihre Meinung hören. Zum einen, weil ich nicht glaube, dass Sie davon begeistert wären, wenn ich dem Staatsanwalt meine Theorie über die Freundinnen Ihrer Tochter unterbreite. Und zweitens: Er ist Anwalt, Sie waren der Ehemann. In der Regel wissen die besser als Außenstehende über persönliche Dinge des Ehepartners Bescheid.“
„Frans Freundinnen waren ausnahmslos Mütter. Ich kann mir nicht vorstellen …“
„Ich auch nicht. Aber es wäre durchaus möglich.“ Marc warf einen Blick auf seine Notizen. „Ich habe eine Liste von diesen Freundinnen. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mit ihnen rede?“
„Nein. Aber spielt das eine Rolle? Sie würden auch ohne meine Erlaubnis mit Ihnen sprechen.“
„Das habe ich auch schon getan.“ Er schenkte dem Arzt sein freundlichstes Lächeln. „Ich wollte nur Ihre Reaktion sehen. Keine von ihnen hat die geringste Ahnung von Ihrer Vorliebe für kleine Mädchen. Das ist alles, worauf es mir ankommt. Was die Frauen über den Mord denken, ist irrelevant. Sie sind freigesprochen worden. Man darf einem Menschen nicht zweimal den Prozess für dasselbe Verbrechen machen. Außerdem habe ich den Auftrag, Krissy Willis zu finden und nicht den Mörder Ihrer Frau.“
„Dann reden Sie doch, mit wem Sie wollen. Ich habe nichts zu verbergen.“
„Na schön.“ Marc stand auf. „Danke, dass Sie mir Ihre Zeit geopfert haben, Dr. Pierson. Ich bin froh zu hören, dass Sie weder ein Mörder noch ein Kinderschänder sind. Es geht doch nichts über ein reines Gewissen.“
Casey hatte ein ungutes Gefühl.
Sie hatte nicht mit Claudia Mitchell sprechen können. Ein halbes Dutzend Mal hatte sie an ihrer Tür geklingelt. Niemand hatte geöffnet. Aber sie hatte gewusst, dass jemand zu Hause war. Sie hatte gedämpfte Schritte gehört und die Gestalt einer Frau durch das Fenster gesehen. Die Frau war in die Küche gegangen und hatte sich hinter einem Schrank versteckt. Der Größe und der Figur nach zu urteilen, könnte es Claudia Mitchell gewesen sein.
Warum also machte sie nicht die Tür auf?
Ihr Verhalten brachte bei Casey sämtliche Alarmglocken zum Schrillen, zumal sie zuvor im Gerichtsgebäude von White Plains gewesen war, wo Hope Willis ihr Richteramt ausübte. Sie hatte einige Angestellte ausfindig gemacht, die Claudia kannten und Hopes Aussage bestätigen konnten, dass sie zum Zeitpunkt ihrer Entlassung unberechenbar gewesen war. Zwei von ihnen sowie eine von Claudias Nachbarinnen kannten ihren Verlobten. Ihren Beschreibungen nach zu urteilen, entsprach das Paar den klassischen Profilen von Entführern. Dominanter Mann, jedenfalls gegenüber Claudia. Und unterwürfige Frau. Außerdem hatte sie ungefähr Hopes Statur.
Über den Rest war Casey bereits informiert. Beide hatten ein Motiv. Bei Claudia war es Rache. Sie nahm es Hope übel, dass sie ihre langjährige Mitarbeiterin in der Stunde ihrer größten Not entlassen hatte. Und es war ein willkommenes Zubrot für Joe, den eine Nachbarin als ‚ein wenig merkwürdig und ziemlich unzugänglich‘ beschrieb. Außerdem war das Wohnzimmer vollgepackt mit Jungenspielzeug, das Casey entdeckte, als sie auf der Suche nach Claudia durchs Fenster gespäht hatte. Nicht das elektronische Zeug, das die meisten Männer
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