Ewig bist du mein (German Edition)
nicht wiederauftauchte, wurde es schlimmer. Schließlich hat er aufgehört zu arbeiten. Er hat nur noch getrunken. Meine Mom und er haben sich nur noch angeschrien und gestritten.“
„Eigentlich hätte Felicitys Verlust Sidney und mich einander näherbringen müssen“, fügte Vera hinzu. „Leider ist es dazu nicht gekommen. Ich habe alles versucht. Er wollte mich nicht an sich heranlassen. Es war, als habe er allein diesen Verlust zu tragen. Er hat sich immer mehr in sich selbst zurückgezogen und irgendwann aufgehört zu leben. Arbeit, Familie, unsere Ehe – nichts davon hat ihm noch etwas bedeutet. Schließlich hat er seine Stelle verloren und mit dem Trinken angefangen, um zu vergessen. Und ich war zu sehr mit meinem eigenen Kummer beschäftigt. Alles wurde mir zu viel. Unsere Ehe ist einfach so auseinandergebrochen.“
Sie kniff die Augenlider zusammen. „Die arme Hope musste die Hauptlast tragen. Sie hat nie etwas gesagt, aber ich habe es in ihrem Blick gesehen. Sie hat sich die Schuld an der Trennung gegeben. Sie hatte das Gefühl, dafür verantwortlich zu sein – ebenso wie sie glaubte, kein ausreichender Grund zu sein, um ihren Vater zum Bleiben zu veranlassen. Es ist erstaunlich, dass sie das alles überstanden hat. Es ist ein Zeichen ihrer inneren Stärke. Sie war erst sechs Jahre alt, und sie musste durch ihre eigene Hölle gehen. Felicity und sie hatten sich so nahegestanden. Sie waren eineiige Zwillinge. Erst die Zwillingsschwester und dann den Vater zu verlieren – wie kann ein Kind so etwas überstehen, ohne zutiefst verletzt zu werden? Ich hätte mehr tun müssen …“
„Hör auf, Mom“, unterbrach Hope sie. „Du hast getan, was du konntest. Dein Kind ist entführt worden – der Albtraum einer jeden Mutter. Nun ist er auch für mich Wirklichkeit geworden.“ Sie holte tief Luft. „Was Dad angeht, das ist Vergangenheit. Ich denke nicht mehr darüber nach. Und ich denke auch nicht mehr an ihn.“
„Also weiß keine von Ihnen, wo er wohnt?“, erkundigte Casey sich. Sie musste sich zusammennehmen, um nicht ungeduldig zu werden.
„Wir haben keinen einzigen Hinweis.“ Hope spürte, was hinter der Frage steckte. Sie schaute zwischen Casey und Lynch hin und her. „Warum fragen Sie? Glauben Sie, dass er irgendetwas über Krissy weiß?“
„Ich glaube, wir können es uns nicht leisten, irgendeinem Hinweis nicht nachzugehen“, erwiderte Casey freimütig. „Sidney Akerman ist Krissys Großvater, egal, ob sie sich kennen oder nicht. Sein Aufenthaltsort ist unbekannt. Wir müssen ihn finden.“
„Sie haben vollkommen recht“, stimmte Patrick Lynch ihr zu. „Ich erinnere mich daran, in welch desolatem Zustand er nach Felicitys Entführung war. Er war an jedem Schritt der Ermittlungen beteiligt. Vielleicht erinnert er sich an etwas, das wir übersehen haben. Wir müssen ihn unbedingt ausfindig machen und mit ihm reden.“
Casey holte ihren BlackBerry hervor. „Ich werde Ryan verständigen. Er ist in der Lage, jeden aufzuspüren.“ Sie wählte die Nummer ihres Büros und erzählte Ryan schnell, worum es ging. „Er meldet sich, sobald er etwas herausbekommen hat“, erklärte sie, während sie ihr Telefon ausschaltete.
„Ich werde mit Peg Harrington unter vier Augen reden und ihr die Lage erklären. Und dann sollten wir uns mit Hochdruck an die Arbeit begeben.“ Lynch machte Anstalten, in die Empfangshalle zu gehen.
Casey warf Hope einen Blick zu. Sie hatte sich über ihre Mutter gebeugt, um sie zu beruhigen. Casey beschloss, das schmale Zeitfenster, das ihr blieb, zu ihrem Vorteil zu nutzen und Patrick Lynch zu folgen. An der Tür legte sie ihre Hand auf seinen Arm.
„Mr Lynch, ehe Sie gehen, möchte ich Ihnen eine direkte Frage stellen. Würden Sie Ihre Ermittlungsergebnisse Forensic Instincts zur Verfügung stellen und mit uns zusammenarbeiten? Der Vorteil ist: Sie und mein Team sind gleichermaßen unabhängig. Das FBI muss tausend Spuren nachgehen und potenzielle Verdächtige verhören. Ich bezweifle, dass die Ermittler einem Fall, der seit dreißig Jahren in den Archiven schlummert, oberste Priorität zubilligen.“
Um Lynchs Mundwinkel zuckte es. „Mit anderen Worten, Sie wollen Einsicht in meine Aufzeichnungen und die alten Akten.“
„Genau.“ Casey sah keinen Anlass, um den heißen Brei herumzureden. „Das FBI hat nicht die Ressourcen, um irgendwelchen Spekulationen nachzugehen. Wir dagegen schon. Ganz zu schweigen von dem Umstand, dass wir uns nicht an die
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