Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewig sollst du bueßen

Ewig sollst du bueßen

Titel: Ewig sollst du bueßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Leotta
Vom Netzwerk:
Verbrecher harmlos und intellektuell wirken, so als
ob man ihn gerade mitten in der Lektüre von Winston Churchills Biografie
unterbrochen hätte. In diesem Outfit sah D’marco aus wie ein großer
wohlgesitteter Kieferorthopäde, der auf dem Weg zur Kirche kurz bei Gericht vorbeischaut.
    Anna blickte sich nach Rose um, konnte sie aber nirgends entdecken.
Sie war vermutlich im Zeugenwarteraum. Anna hatte seit Monaten nicht mit Rose
gesprochen. Als man sie vom Fall entfernt hatte, war ihr verboten worden, mit
Zeugen zu sprechen. Sie fragte sich, was Jack Rose wohl über ihre Abwesenheit
erzählt haben mochte. Anna konnte nicht glauben, dass ihr erster Kontakt mit
Rose nach all dieser Zeit so stattfinden würde.
    Auf der anderen Seite des Gerichtssaals saßen vierzehn Männer und
Frauen aller Größen, jeden Alters und jeder Hautfarbe auf der Geschworenenbank.
Es waren zwölf Geschworene und zwei Ersatzmitglieder. Die Verhandlung konnte
noch nicht weit fortgeschritten sein, denn alle sahen noch frisch und
aufmerksam aus. Geschworene Nummer sechs schenkte D’marco ein mütterliches Lächeln.
Die Aufmachung als Kieferorthopäde schien zu wirken.
    Jack kam mit einem auf Pappe gezogenen großen Bild hinter dem
Zeugenstand hervor. Er wirkte in diesem Gerichtssaal wie zu Hause, entspannt,
zuversichtlich und bereit für den bevorstehenden Kampf. Er stellte das Bild auf
eine Staffelei. Es war ein vergrößertes Foto von Laprea Johnson, die strahlend
lächelte.
    Â»Meine Damen und Herren, dies ist Laprea Johnson«, sagte Jack.
    Anna verließ der Mut, als sie merkte, dass sie zu spät gekommen war.
Die Verhandlung hatte schon begonnen, Jack war mitten in seinem
Eröffnungsplädoyer und stellte der Jury die Person vor, um die es in den
nächsten Tagen gehen würde. Die Anklage nutzte zu allererst immer ein Foto des
Opfers, auf dem es so vorteilhaft wie möglich aussah.
    Anna ließ sich auf einen der wenigen leeren Sitze sinken. Sie konnte
nun nichts mehr tun, außer dazusitzen und Jack bei seinen Ausführungen zuzuhören
und inständig zu hoffen, dass dabei im Hinblick auf den Bericht, den sie in der
Hand hielt, kein allzu großer Schaden angerichtet wurde.
    Â»Im August letzten Jahres«, sagte Jack, »war Laprea Johnson eine
hart arbeitende, einundzwanzig Jahre alte Mutter von vier Jahre alten
Zwillingen. Sie stand jeden Morgen sehr früh auf, um zur Cafeteria des
Arbeitsministeriums zu fahren, wo sie als Kassiererin tätig war. In ihrer
Freizeit ging sie gern in die Kirche und verbrachte Zeit mit Freunden. Sie
hatte ein gutes Leben, ein ruhiges und einfaches Leben, das sie sorgfältig für
sich und ihre Familie aufgebaut hatte. Am sechzehnten August beendete D’marco
Davis dieses Leben, als er sie in einem Anfall von blinder Wut tötete.«
    Jacks Worte waren erstaunlich sanft. Von seiner Größe und seinem
breiten Oberkörper her hätte man auf einen Redner mit einer dröhnenden Stimme
schließen können, doch genau das ließ seine einfühlsamen Worte umso
überzeugender wirken. Die Geschworenen hörten ihm zu, sah Anna. Sie mochten ihn
bereits.
    Â»Aber ich greife voraus«, sagte Jack entschuldigend, als ob er nicht
genau geplant hätte, was er sagen würde. »Lassen Sie uns von vorne anfangen.
Denn diese Geschichte begann vor fünf Jahren, als Laprea den Angeklagten zum
ersten Mal getroffen hat.«
    Anna nickte anerkennend zu Jacks Geschick. Er hatte sie dazu
gebracht, das Opfer zu mögen, hatte ihnen genügend Informationen gegeben, um
interessiert zu sein. Nun hörten sie aufmerksam zu, als er die Einzelheiten von
Lapreas und D’marcos langer und gewalttätiger Beziehung durchging. Jack verwob
die Einzelheiten gekonnt, fügte Faden zu Faden und ließ so Lapreas Leben vor
ihnen auferstehen. Er beschrieb, wie Laprea und D’marco sich kennengelernt
hatten, die frühe Liebe, die bittersüß wurde durch den Teufelskreis der Gewalt.
    Er erwähnte nicht alle Vorfälle, bei denen D’marco Laprea geschlagen
hatte – viele der früheren Übergriffe waren keine zulässigen Beweise –, aber
sogar die wenigen Male, die vorkamen, hörten sich ziemlich vernichtend an. Anna
war der Meinung, dass die Eröffnung perfekt lief – bis Jack erwähnte, dass
Officer Bradley Green ihnen von einem Vorfall berichten würde, der sich am Tag
nach Valentin

Weitere Kostenlose Bücher