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Ewig sollst du bueßen

Ewig sollst du bueßen

Titel: Ewig sollst du bueßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Leotta
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D’marco dabei beobachtet hatte, wie er sie
schlug.
    Â»Nun werden Sie sich vermutlich fragen: Wie reagierte der
Angeklagte, als er sich der Ordnungsgewalt gegenübersah? Sie werden erfahren,
dass er weglief. Er rannte vor den Polizisten davon, die ein paar Tage nach dem
Mord seine Wohnung durchsuchten. Er wollte so verzweifelt entkommen, dass er
über Dächer sprang, drei Stockwerke hoch. Und eine Woche später rannte er von
Neuem davon, als Officer Green ihn entdeckte, wie er hinter Laprea Johnsons
Haus herumlungerte. An dem Tag war der Angeklagte so versessen darauf zu entfliehen,
dass er versuchte, Officer Green mit einem Auto zu überfahren, und danach
lieferte er sich mit dem Officer eine Verfolgungsjagd durch eine Wohngegend.
Glücklicherweise konnte Officer Green ihn schnappen. Und so sitzt der
Angeklagte heute vor Ihnen.«
    Jack führte an, was D’marco alles zur Last gelegt wurde, und erklärte
kurz Einzelheiten. D’marcos Flucht und den Angriff auf Anna erwähnte er nicht,
weil die Richterin befunden hatte, dass dies hier unzulässig sei. Das war ein
Fall für sich, der in einigen Wochen verhandelt würde. Jack zählte alle Zeugen
auf, die der Staat aufrufen würde, und beschrieb kurz ihre Rollen. Als Jack
Officer Green erwähnte, beschrieb er ihn als guten Cop und neutralen
Augenzeugen.
    Anna sank immer tiefer in ihren Sitz. Das würde eine Katastrophe
werden.
    Â»Wenn Sie alle Zeugen gehört und alle Beweise gesehen haben, werden
Sie unausweichlich zu einem Schluss kommen: D’marco Davis hat Laprea Johnson
getötet. Ich werde Sie bitten, ihn dafür zur Verantwortung zu ziehen. Ich danke
Ihnen.«
    Mehrere der Geschworenen nickten Jack zu, als er sich setzte. Im
Gerichtssaal war es ruhig; die Jury wirkte düster, sie spürten die
Verantwortung, die sich mit diesem Fall auf ihre Schultern legte. Ein paar
Frauen im Zuschauerbereich – Lapreas Freunde und Verwandte – weinten leise und
hielten sich gegenseitig.
    Für Nick würde es schwierig werden, mit dieser Stille umzugehen. Die
Menschen waren traurig wegen des verlorenen Lebens und wütend auf den Mann, der
der Welt diese junge Mutter genommen hatte. Nick würde diesen Gefühlen etwas
entgegensetzen müssen. Doch wenn irgendjemand so etwas konnte, dachte Anna,
dann war es Nick. Als er vor der Jury stand, strahlte er Charisma aus, sein jungenhaft
gutes Aussehen und sein charmantes Lächeln würde die weiblichen Geschworenen
zwei-, wenn nicht dreimal genauer hinschauen lassen. Anna wusste, was sie
empfanden.
    Anna ging davon aus, dass er sich locker geben würde. Die meisten
Strafverteidiger begannen ihre Eröffnung mit der leidenschaftlichen Beteuerung
der Unschuld ihres Mandanten. »Mr. Smith ist unschuldig! Er war unschuldig am
Tag des Verbrechens, er war unschuldig, als die Polizei ihn festnahm, und so
sitzt er heute vor Ihnen: ein unschuldiger Mann!« Anna erwartete von Nick etwas
in der Art. Ganz besonders, seit sein Mandant beim Einbruch in Annas Wohnung
behauptet hatte, unschuldig zu sein.
    Stattdessen begann Nick mit einem ziemlich professoralen Vortrag.
»Einer der Grundpfeiler des amerikanischen Rechtssystems ist die
Unschuldsvermutung. Mr. Davis gilt als unschuldig. Was der Ankläger eben sagte,
und völlig egal, wie überzeugend er es vorbrachte, ändert daran nichts.«
    Anstatt die Unschuld seines Mandanten darzulegen, beschwor Nick die
Jury, dem juristischen Prinzip zu folgen, dass angenommen werde müsse, er wäre unschuldig. Es war ein feiner, aber wichtiger Unterschied.
Er verbürgte sich nicht für seinen Mandanten.
    Â»Wenn Sie die Beweise vorgelegt bekommen, bleiben Sie
unvoreingenommen. Kommen Sie nicht zu voreiligen Schlüssen, bevor Sie alles
gehört haben. Denken Sie daran, dass dem Staat die Pflicht zukommt, Mr. Davis
die Schuld nachzuweisen. Diese Pflicht geht niemals auf Mr. Davis über. Die
Verteidigung muss gar nichts tun. Wir können uns einfach zurücklehnen und
abwarten, was der Staat für Beweise hat. Es ist Aufgabe des Staates, der
Beweislast zu genügen: Die Beweise müssen über berechtigte Zweifel erhaben sein – die schwierigste Pflicht des amerikanischen Rechts.«
    Nick machte kein polizeiliches Fehlverhalten oder eine
Überschreitung der Befugnisse der Anklageseite geltend. Er sagte nicht, dass es
ein Alibi gäbe oder dass sein Mandant in Notwehr gehandelt

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