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Ewig sollst du bueßen

Ewig sollst du bueßen

Titel: Ewig sollst du bueßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Leotta
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hätte. Er behauptete
nicht, dass es ein anderer getan hätte.
    Er hatte nur auf rein akademische Weise das Recht zitiert, was für
ein Eröffnungsplädoyer völlig in Ordnung war. Aber viele Anwälte dachten, dass
es die beste Verteidigung wäre, ihre eigene Theorie des Falles darzulegen. Nur
zu argumentieren, dass der Staat seiner Beweispflicht nachzukommen habe, war
riskant. Die Jury wollte nicht über theoretische Beweishürden belehrt werden,
sie wollte wissen, was wirklich passiert war. Nick
legte keine alternative Geschichte vor, um die Version des Staates zu
widerlegen.
    Anna war erstaunt, dass Nicks Eröffnung nicht aggressiver
ausgefallen war. Warum sprach er nicht über die Tatsache, dass Laprea von einem
anderen Mann schwanger war? Er könnte es sehr schön für die Verteidigung
ausnutzen: Da draußen gibt es einen anderen Mann, der mit dem Opfer intim war,
und wir wissen nicht, wer er ist. Wo ist der mysteriöse Mann? Ist er nicht ein
Verdächtiger? Schon das allein könnte sein »berechtigter Zweifel« sein. Anna
ging davon aus, dass die ausgebliebene Erwähnung bewusste Taktik war. Sie
fragte sich, was er in der Hinterhand hatte.
    Als Nick sich setzte, sah Anna, dass einige Geschworene D’marco
feindselig anstarrten. Nicks Appell, unvoreingenommen zu bleiben, hatte nichts
gefruchtet.
    Â»Dies ist jetzt ein guter Zeitpunkt für unsere Mittagspause«,
verkündete Richterin Spiegel. Sie wandte sich an die Geschworenen. »Bitte seien
Sie um dreizehn Uhr wieder hier, wenn die Anhörung der Zeugen beginnt. In der
Zwischenzeit sprechen Sie bitte mit niemandem über diesen Fall.«
    Die Menschen im Gerichtssaal standen in respektvoller Stille,
während die Geschworenen den Saal verließen, und dann brach tosender Lärm aus.
Ein Marshal brachte D’marco zu seiner Aufenthaltszelle. Er kooperierte bereitwillig,
wie es ein Kieferorthopäde eben tun würde. Anna drängte sich durch den Strom
der den Saal verlassenden Menschen nach vorn.
    Nick ging gerade, als Anna näher kam. Sie trafen sich vor dem
Zuschauerbereich. Er blieb vor ihr stehen und blickte sie forschend an; er
fragte sich, ob sie seinetwegen gekommen war.
    Â»Hey«, sagte er sanft.
    Â»Hi, Nick.« Sie lief um ihn herum.
    Jack hatte ihr Aufeinandertreffen mit Nick beobachtet und ganz kurz
war ein zufriedener Ausdruck über Jacks Gesicht gehuscht, als sie den
Strafverteidiger umrundete. Doch als sie kurz darauf am Tisch der Anklage
stand, war davon nichts mehr zu sehen. Jacks Ausdruck war eine Maske kühler
Höflichkeit, wie immer, wenn er sie jetzt traf.
    Â»Hallo, Anna.« Jacks Verhalten war formal, ja fast militärisch. »Wie
geht es Ihnen?«
    Â»Hallo, Jack«, sagte sie und spürte, wie ihr vor Nervosität warm
wurde. »Es geht mir gut. Das war eine phantastische Eröffnung.«
    Â»Danke.« Ein kleines Lächeln schlich sich durch die Maske. Er
wusste, dass er ein großartiges Eröffnungsplädoyer gehalten hatte, und es
freute ihn, dass sie es gesehen hatte.
    Â»Aber«, sagte sie freundlich, wobei sie sich so hindrehte, dass
niemand sonst sie hören konnte, »ich denke, Sie sollten sich das hier ansehen.«
    Sie gab ihm das Blatt Papier, das sie während der ganzen Zeit
festgehalten hatte. Er sah sie misstrauisch an, dann überflog er den Bericht.
Er kannte sich mit der Materie aus und verstand schnell, was das alles
bedeutete. Als er durch war, sah er sie an und seine grünen Augen wurden schmal
vor Ärger.
    Â»Verdammt.«
    Â»Das fasst es ganz gut zusammen.«
    Â»Anna, ich hatte Ihnen gesagt, dass Sie den Vaterschaftstest
zurückziehen sollten.« Seine Stimme klang ruhig, aber die Verärgerung war ihm
anzuhören. Annas Magen zog sich zusammen.
    Â»An dem Abend in Ben’s Chili Bowl? Den Abend, bevor ich vom Fall
suspendiert wurde? Jack, am nächsten Morgen wurde ich aus meinem Büro geworfen
und man hat mir gesagt, dass ich mit dem Fall nichts mehr zu tun hätte. Da
konnte ich keinen Test mehr zurückziehen oder sonst etwas tun. Ich war davon
ausgegangen, dass Sie sich darum kümmern würden.«
    Er hielt inne und starrte das Blatt an. Nachdem er Anna angewiesen
hatte, den Test zu stoppen, hatte er ihn im Kopf von seiner Liste der Dinge
gestrichen, die noch zu erledigen waren. Selbst als Anna am nächsten Tag von
dem Fall abgezogen worden war, hatte er nicht mehr daran

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