Ewig sollst du bueßen
Gewicht durchhing. Der Detective wischte
sich mit einem limettengrünen Taschentuch den Schweià von der Stirn. Er
zwinkerte und grinste sie an. Sie nickte ihm zu und fragte sich, was es wohl
mit den zwei fehlenden Schneidezähnen auf sich hatte.
Das Funkgerät fing an zu knacken. »Alles gesichert!«, rief eine
Stimme durch den Lautsprecher.
Jack und McGee sprangen aus dem Fahrzeug und gingen auf das Gebäude
zu. Anna war nicht erstaunt darüber, dass Jack sich schnell bewegte, aber auch
McGee war unerwartet flink für einen so groÃen Mann mit einer schweren
kugelsicheren Weste. Anna zögerte. Jack drehte sich um und schaute zu Anna, die
immer noch im Van kauerte. »Los, kommen Sie schon«, rief er und konnte den
belustigten Unterton in seiner Stimme kaum verbergen. Anna holte tief Luft und
lief ihnen nach.
Als McGee in die Wohnung trat, hatte das SWAT-Team gerade mit der
Durchsuchung begonnen. McGee war der Weichensteller; da die Wohnung nun gesichert
war, war es sein Job, die Durchsuchung zu koordinieren und jedes Stück, das die
Polizei beschlagnahmte, zu katalogisieren. Er deutete auf eine Kiste mit
Papieren in einer Ecke und dann auf eine Damenhandtasche neben der Couch. Ein
Officer fotografierte die Stücke so, wie man sie vorfand, und brachte sie
anschlieÃend zu McGee, der sich mit seinem massigen Körper auf einem kleinen
Stuhl am Küchentisch niedergelassen hatte. Er sah die Sachen durch und
vermerkte auf einem Polizeiformular, wo sie gefunden worden waren und was sie
enthielten. Während er schrieb, brachten ihm weitere Beamte Dinge aus den
anderen Räumen; Frauenkleidung aus dem Schlafzimmer, eine Flasche Wild Turkey
aus dem Bad. McGee notierte alles mit einer ordentlichen runden Schrift auf dem
Formular, dann schob er die Dinge in durchsichtige Asservatentüten. McGee ging
sorgfältig und effizient vor, katalogisierte jedes einzelne Stück wie ein
Wissenschaftler bei einer archäologischen Ausgrabung. Zwischen den Notizen rief
er den Beamten des SWAT-Teams Anweisungen zu.
»Da drüben«, rief McGee und deutete auf die Couch. Ein paar Officers
sahen unter die Kissen. Als sie nichts fanden, kippten sie die Couch um und
schauten sich den Teppich darunter an. Doch da waren nur einige Münzen und ein
paar Chipskrümel.
McGee schüttete den Inhalt der Handtasche auf den Tisch und wies den
Kriminaltechniker an, den Inhalt zu fotografieren. Dann begann er alles
aufzulisten. Ein Lippenstift, Cover Girl. Ein Päckchen Kaugummi, Trident. Ein
Handy, Nextel. Eine Geldbörse mit 47,32 Dollar, ein Ausweis auf den Namen von
Laprea Keisha Johnson, zwei Kreditkarten auf ihren Namen, ein Familienfoto und
drei Visitenkarten: eine von Officer Bradley Green, eine vom Ebonique Nail
Salon und eine von der Staatsanwältin Anna Curtis. McGee schrieb alles
sorgfältig auf sein Polizeiformular.
Anna schaute sich über McGees Schulter hinweg den Inhalt der
Handtasche an. Sie konnte sich daran erinnern, wann sie Laprea ihre
Visitenkarte gegeben hatte. Sie bemerkte, dass ganz unten auf Greens Karte
sogar seine persönliche Handynummer hingekritzelt war. Keine dieser Karten
hatte Laprea viel Gutes getan.
Anna nahm sich das Familienfoto. Es war erst kürzlich aufgenommen
worden und zeigte Laprea und Dâmarco mit ihren Zwillingen auf dem SchoÃ. Auf
dem Foto lächelte Laprea fröhlich; sie sahen aus wie eine glückliche Familie.
Anna hoffte, dass niemand bemerkte, wie sie sich die Tränen abwischte.
Jack kam aus dem Schlafzimmer und sah Anna mit dem Foto. »Anna,
bitte fassen Sie nichts an«, sagte er mit kaum verhohlenem Ãrger. Sie lieà das
Foto fallen und zog sich unglücklich in eine Ecke zurück.
Jack ging in die Küche und beobachtete dort die Officers bei der
Durchsuchung. Sie schauten nach schwarzen Mülltüten von der Sorte, in die
Lapreas Leiche eingewickelt war. Das SWAT-Team leerte die Schubladen und
Schränke, holte Besteck und Geschirr heraus, Dosensuppen und SojasoÃe. Auf dem
Küchentresen stand eine Seidenrose in einem Plastikbehälter. Aber keine Mülltüten.
Der Mülleimer war mit einer Papiertüte ausgekleidet.
McGee war endlich mit dem Auflisten der Beweise fertig und machte
nun einen Gang durch die Wohnung. Seinen Augen entging nichts. Als er zum
Eingang kam, kniete er sich hin und schaute sich ein Muster rostfarbener
Spritzer auf dem grauen Teppich an. Blutflecken.
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