Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewig sollst du bueßen

Ewig sollst du bueßen

Titel: Ewig sollst du bueßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Leotta
Vom Netzwerk:
Zentrum der Regierungsmacht,
den überheblichen Glaspalästen der einflussreichsten Anwaltskanzleien des
Landes, den Fernsehstudios und Presseniederlassungen sowie den Denkfabriken.
Der Anacostia Freeway brachte sie über den schlammbraunen Anacostia River und
in den Teil der Stadt, den Touristen auf ihren Bustouren nicht zu sehen
bekamen, die Gegend, die D.C. in den 1990ern zu dem zweifelhaften Ruf verhalf,
die »Mordhauptstadt Amerikas« zu sein. Schicke Apartmenthäuser wichen niedrigen
Backsteinhäusern, heruntergekommenen Sozialwohnanlagen und bescheidenen
Reihenhäusern, manche davon mit Sperrholzplatten vor den Fenstern, obwohl sie bewohnt
waren. Bürogebäude wurden durch Leihhäuser ersetzt, von Ketten, die Schecks
akzeptierten, sowie Schnapsläden und zugenagelten Vorderfronten. Die paar
Geschäfte, die offen waren, hatten ihre Fenster mit Gittern und ihre Kassenschalter
mit schusssicherem Glas gesichert. Kinder spielten auf verlassenen, staubigen
Plätzen, in Gassen und zwischen parkenden Autos. Dort waren sie genauso sicher
wie auf den Spielplätzen, die oft von Drogenhändlern kontrolliert wurden.
Manche Gegenden von Anacostia schienen zur Dritten Welt zu gehören, und das fast
in Reichweite der mächtigsten Menschen und Institutionen Amerikas.
    Als sie in eine kleinere Straße abbogen, stellte McGee die Sirene
und das Blaulicht ab. Der Wagen fuhr leise durch eine Wohnstraße mit
gedrungenen Backsteingebäuden. Als sie um eine Ecke auf die Alabama Avenue
kamen, klingelte Annas Handy. Es war Nick. Sie sah, wie Jack sie im Rückspiegel
beobachtete.
    Â»Sie müssen das abstellen«, sagte er.
    Sie drückte das Telefon schnell aus und war froh, dass der Chef der
Mordabteilung nicht sehen konnte, wer da anrief.
    In dem Moment wusste sie, dass sie eine Entscheidung getroffen
hatte. Sie würde den Fall verfolgen, ohne Rücksicht auf Nick zu nehmen. Anders
konnte sie nicht auf das Bild von Lapreas zerschlagenem Körper reagieren, oder
auf Rose, die die Leiche identifizieren musste, und die beiden Kinder, die ihre
Mutter verloren hatten. Anna konnte ihre Fehler nicht ungeschehen machen, aber
sie konnte dafür sorgen, dass der Mörder seine Strafe bekam. Sie konnte nur
hoffen, dass Nick nicht D’marco verteidigte; sie hoffte, er würde den Anstand
haben, den Mordfall abzulehnen. Sollte er ihn trotzdem annehmen, würde sie sich
mit dem Dilemma auseinandersetzen. Sie würde niemandem über ihre Beziehung
erzählen – sie würde nichts sagen, was ihre Position in diesem Fall gefährden
würde. Das war sie Lapreas Familie schuldig.
    McGee parkte hinter zwei weißen Vans. D’marcos Apartmentgebäude lag
rechts vor ihnen und sah aus wie alle in diesem Viertel: ein niedriger
Ziegelkasten mit einem Drahtzaun außen herum. Es war ein ruhiger Sommermorgen
und es waren wenige Leute unterwegs. An den meisten Fenstern waren die
Jalousien heruntergelassen. Die Vögel zwitscherten, was angesichts der Umstände
unangemessen schien.
    Â»Das SWAT-Team erwartet uns.« McGee nickte in Richtung der Vans.
    Jack rollte seine Hemdsärmel hoch. Er trug noch seinen Schlips,
hatte sein Jackett aber im Büro gelassen. Er drehte sich um und sagte zu Anna:
»Wir bleiben im Van, wenn die Polizei sich Zugang zu Davis‘ Wohnung verschafft.
Wenn das SWAT-Team fertig ist, werden wir reingehen. Wenn wir das tun, fassen
Sie bitte nichts an. Kommen Sie den Officern nicht ins Gehege. Und bleiben Sie
die ganze Zeit bei mir. Haben Sie verstanden?«
    Â»Ja, Mr. Bailey.« Ihr war klar, dass er sie nicht hierhaben wollte.
    Anna stieg wie die Männer aus dem Fahrzeug und musste fast rennen,
um Schritt mit ihnen zu halten. Die Tür eines Vans wurde aufgeschoben und sie
kletterten hinein. Im Van roch es nach Schweiß und Metall. Anna fand sich in einer
winzigen Ecke wieder, zusammen mit Männern in schwarzen paramilitärischen
Uniformen, Springerstiefeln, kugelsicheren Westen und Helmen, deren Visiere
hochgeklappt waren. Die Waffen, die sie bei sich trugen und die an den Wänden
hingen, waren die üblichen Dienstrevolver, aber auch Sturmgewehre und eine
Schrotflinte. Dies war das SWAT-Team.
    Jemand gab Anna eine schwarze kugelsichere Weste, auf der in großen
weißen Lettern POLICE stand. Anna beobachtete, wie McGee und Jack ihre
festzurrten, und sie tat es ihnen nach.
    Erst dann wurde ihr klar, was die Beamten vorhatten

Weitere Kostenlose Bücher