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Ewig sollst du bueßen

Ewig sollst du bueßen

Titel: Ewig sollst du bueßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Leotta
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der
Bundesstaatsanwaltschaft von Washington das Beste beider Welten vereinen
konnte: Sie hatte das Prestige, bei der Bundesbehörde zu sein, während sie
gleichzeitig brutale Kriminalität bekämpfte. Nun wünschte sich Anna, in
irgendeinem anderen Bezirk zu arbeiten und einfach nur einen ordentlichen Fall
von Krankenversicherungsbetrug auf dem Schreibtisch zu haben, und nicht wie in
D.C. zu einer schrecklich blutigen Welt zu gehören, wo nette Frauen von den
Männern umgebracht wurden, die sie eigentlich hätten lieben sollen.
    Es klopfte an ihrer Eingangstür. Anna hätte gern mehr Zeit zum
Nachdenken gehabt, doch damit war es nun vorbei. Sie legte ihre Hand auf den
Türknauf, nahm all ihren Mut zusammen und öffnete.
    Nick trat ins Wohnzimmer und drückte die Tür mit dem Ellbogen hinter
sich zu. Er trug einen Anzug und sah mitgenommen aus. Sofort legte er seine
Arme um sie und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar.
    Es kam ihr so normal und doch völlig falsch vor, in seinen Armen zu
sein. Sie stand wie angewurzelt da, als er sie drückte. Er holte tief Luft.
    Â»O Anna«, flüsterte er.
    Sie ließ die Umarmung noch einen Augenblick zu. Sie hatte es nicht
vorgehabt, doch es tat so gut, gehalten zu werden. Sie fragte sich, wie sie
anfangen sollte. Doch bevor sie etwas sagen konnte, richtete Nick sich auf und
schaute sie an. Er hielt sie noch an den Armen.
    Â»Ich muss dir etwas Schreckliches erzählen«, sagte er sanft.
    Â»Ich weiß«, sagte sie und fing an zu weinen.
    Als sie einmal angefangen hatte, konnte sie nicht mehr aufhören. Ihr
Schock und ihre Trauer seit Carlas Bekanntmachung an diesem Morgen, ihr Frust,
der sich tagsüber aufgebaut hatte, weil D’marcos Nachbarn ihr die Tür vor der
Nase zuknallten – all das machte sich nun in lauten Schluchzern Luft. Nick zog
sie behutsam an sich. Anna weinte an seiner Brust, während er ihr über die
Haare strich. Sie weinte, als ob ihr Herz brechen müsste – weil es das auch tat
und weil sie wusste, dass es noch schlimmer werden würde.
    Als ihr Schluchzen schließlich nachließ, nahm Nick ihr Gesicht in
seine Hände und küsste sie sanft. Sie ließ ihn gewähren – oder eher sich
selbst. Für einen Augenblick kostete sie seinen Mund, der im Gegensatz zu ihren
salzigen Tränen süß schmeckte, genoss seinen sauberen Geruch, die Wärme seiner
Brust, die gegen ihre gedrückt war. Ganz bewusst nahm sie alles von ihm wahr,
versuchte sich jede Kleinigkeit einzuprägen, die sie in ihrem Kopf während der
kommenden Monate immer wieder durchspielen würde. Dann entzog sie sich ihm.
    Â»Ich habe heute Morgen vom Mord an Laprea gehört«, sagte sie. Sie
machte einen Schritt zurück und holte tief Luft. »Ich werde bei diesem Mordfall
die Anklage vertreten.«
    Â»Was?« Nick war verblüfft. Er schien nicht zu wissen, womit er
beginnen sollte. »Das kannst du nicht, du bist in der Abteilung für Vergehen.«
    Â»Ich assistiere dem Ankläger. Weil ich die Familie kenne. Von unserem
Fall.«
    Â»Nein, nein, nein«, sagte Nick und fuhr sich mit der Hand durch sein
dunkles Haar. »Verdammt«, flüsterte er und ging durch ihr kleines Wohnzimmer.
Doch da war nicht viel Platz; er legte die Strecke zwischen dem Sofa und dem
Küchentisch schnell zurück, bevor er wieder vor Anna stand und sie mit
grimmiger Entschlossenheit ansah.
    Â»Anna, das kannst du nicht tun. Sag ihnen, dass du in einem
Interessenskonflikt stehst.«
    Nun musste sie von ihm weg, sich von seiner Anziehungskraft
entfernen. Sie trat ans Fenster an der Vorderseite ihres Apartments. Das
Kellerfenster fing auf Nasenhöhe an und ihr Ausblick lag auf Bürgersteighöhe.
Sie beobachtete zwei Paar Füße, die vorbeikamen: Eines gehörte zu einer Frau
und steckte in Mary-Jane-Schuhen, das andere war männlich und trug
Bowlingschuhe.
    Nick stellte sich hinter sie und legte seine Hände auf ihre Hüften.
    Â»Und was ist mit uns?«, fragte er sanft.
    Das war die Frage, die sie den ganzen Tag beschäftigt hatte. Ihre
Tränen waren getrocknet, nur die salzigen Spuren waren auf ihren Wangen
zurückgeblieben.
    Â»Wirst du D’marco Davis in diesem Mordfall vertreten?«, fragte sie
und drehte sich zu ihm um.
    Â»Natürlich werde ich das. Er ist mein Mandant, und das seit vielen
Jahren. Er braucht mich jetzt.«
    Â»Dann kann es kein ›uns‹

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