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Ewig sollst du bueßen

Ewig sollst du bueßen

Titel: Ewig sollst du bueßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Leotta
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durchsah.
Es war das übliche Zeug: Berichte vom FBI, Vermerke des MPD, Bulletins von der
Anwaltskammer von D.C. Dann sah er einen ungewöhnlichen Umschlag, hellblau und
ein wenig verknittert, sein Name und die Adresse in fetten Buchstaben mit der
Hand geschrieben. Jack schaute auf den Absender: D’marco Davis, seine Gefangenennummer
und die Adresse des Gefängnisses von D.C. Jack schüttelte den Kopf. Ohne den
Umschlag zu öffnen, ging er den Flur zum Einsatzraum entlang.
    Es war Mittwochabend, und Jack wusste, dass er Anna dort finden
würde. Trotzdem blieb er mitten auf dem Flur stehen und schaute auf seine Füße.
Er trug immer noch seine Überschuhe. Am Morgen hatte es ein Gewitter gegeben,
und er hatte für den Weg zur U-Bahn die Gummischuhe übergestreift. Dann hatte
er so viel zu tun gehabt, dass er sie völlig vergessen und den ganzen Tag
getragen hatte. Jetzt fiel ihm auf, dass sie dämlich aussahen, wie Clownsfüße,
die aus seinem Anzug ragten. Jack drehte sich um, kehrte in sein Büro zurück
und zog die Überschuhe ab. Als er wieder losging, fühlte er sich besser, es war
ihm aber auch ein wenig peinlich. Wenn er sich mit einer anderen Person
getroffen hätte, wäre es ihm nicht aufgefallen.
    Anna saß am Konferenztisch und machte sich beim Lesen einer
Abschrift Notizen. Sie war ganz in Gedanken versunken und bemerkte nicht, dass
Jack in der Tür stand. Ihr Jackett lag über einem Stuhl, ihre Schuhe standen
neben ihr auf dem Boden und sie hatte die Beine bei der Arbeit untergeschlagen.
Ihr Haar hing ihr wie ein blonder Vorhang vor dem Gesicht. Sie streifte es beim
Lesen zurück und steckte es gedankenverloren mit einem Stift hinten am Kopf
fest, wobei ihr sanft geschwungener Nacken sichtbar wurde. Jack blinzelte und
schaute weg. Dann klopfte er an den Türrahmen.
    Â»Klopf, klopf«, sagte er. Anna schaute erschrocken hoch.
»Entschuldigung, ich wollte Ihnen keine Angst einjagen.«
    Sie lächelte, als sie sah, dass es Jack war. »Berufsrisiko. Wenn man
den ganzen Tag herumsitzt und über den Schwarzen Mann liest, erschrickt man
schon bei der kleinsten Kleinigkeit.«
    Er setzte sich auf einen Stuhl ihr gegenüber. Sie hatten schon viele
Stunden hier verbracht und sich gegenüber gesessen, während sie Berichte und
Beweismaterial durchgingen. Sie hatten beide auch andere Pflichten, und so
arbeiteten sie morgens vor Gericht an diesem Fall und abends nach dem Gericht.
Sie hatten viele Nächte im Einsatzraum zugebracht, weil viel zu tun war und
weil sie die Gesellschaft des anderen mochten. Gedanken auszutauschen war
allemal besser, als sich allein in ihren jeweiligen Büros abzumühen. Von seiner
Tochter und dem Kindermädchen einmal abgesehen, war Anna normalerweise die
erste Person, die er morgens sah, und die letzte am Abend. Er hatte nichts
dagegen. Ihre Gesellschaft war angenehm.
    Jack schob ihr den Umschlag über den Tisch zu.
    Â»Sagen Sie mir mal, was das ist«, meinte er.
    Sie nahm den Umschlag hoch und untersuchte ihn.
    Â»Ich muss schon sagen, D’marco ist hartnäckig«, sagte sie mit einem
verblüfften Lächeln.
    Â»Oder sonst was.« Jack stopfte D’marcos Brief ungeöffnet in einen
größeren braunen Umschlag.
    Â»Was wollen Sie damit machen?«, fragte Anna.
    Â»Ich werde ihn zu seinem Anwalt schicken. Und wir werden Wagner und
dem Richter schreiben, um das zu erklären. Alles fürs Protokoll.«
    Für Jack war es ein einziges Theater. Aus Fairness dem
Strafverteidiger gegenüber und um sich selbst zu schützen, falls irgendjemand
ihnen jemals unlauteren Kontakt mit dem Angeklagten vorwarf, mussten sie alles
dokumentieren. Aber der Einzige, für den diese Sache wirklich unangenehm war,
war Nick Wagner, der ganz klar seinen Mandanten nicht unter Kontrolle hatte.
    Â»Da fragt man sich doch, was in diesem Fall zwischen Anwalt und
Mandant los ist«, meinte Jack.
    Anna nickte, wechselte dann aber das Thema. »Haben Sie Zeit, um über
medizinische Berichte zu reden?«, fragte sie. Jack nickte. »Ich habe ziemliche
Schwierigkeiten damit, Unterlagen vom Greater Southeast Hospital zu bekommen.«
    Â»Aber sicher.«
    Jack entspannte sich, als sie ihm das Problem schilderte. Es war
einfach nur einer von hundert logistischen Aspekten, die bei jedem Fall
auftauchten. Aber Jack genoss es, mit Anna im Einsatzraum darüber zu sprechen
und zu zweit

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