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Ewig sollst du bueßen

Ewig sollst du bueßen

Titel: Ewig sollst du bueßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Leotta
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Herausforderungen zu begegnen, während es im übrigen Büro still
war. Er hatte es sich noch nicht eingestanden, aber dies wurde allmählich seine
liebste Zeit des Tages.
    D’marco ging in seiner Zelle auf und ab und schäumte. Sein
Anwalt hatte ihn vorhin besucht und ihn angeschrien, weil er an die
Staatsanwälte geschrieben hatte. Die verdammten Anwälte hatten seinen Brief an
Nick geschickt! Ohne ihn geöffnet zu haben! Nick hatte ihn wüst beschimpft. Und
als D’marco versucht hatte, alles zu erklären, war Nick nur noch zorniger
geworden und gegangen. Nun war D’marco wütend.
    Das System hatte sich gegen ihn verbündet.
    Niemand respektierte ihn.
    Er wusste, was er zu tun hatte.
    An diesem Wochenende, wenn Ray-Ray wieder ins Gefängnis kam, würde
er ihn bitten, eine Schusswaffe auf die Kante über der Tür zu legen. Ray-Ray
würde sicher ein wenig nervös sein, aber er würde tun, was D’marco von ihm
wollte.
    D’marco würde seine Waffe erhalten – und er würde sie einsetzen, um
aus dem Gefängnis zu entkommen. Und dann würde er diese Strafverfolgerin
finden. Er brauchte nur fünf Minuten mit ihr.

KAPITEL 20
    Ray-Ray wischte mit einem feuchten Lappen gleichgültig
über den dunklen glänzenden Vierertisch aus Holz. Dabei fielen mehr Krümel auf
den weißen Marmorboden als auf die schmutzigen Teller, wo sie eigentlich
hinsollten, aber er beachtete sie nicht. Er würde sowieso nicht als Hilfskraft
des Jahres ausgezeichnet werden – und es war ihm auch egal. Er behielt diesen
Job nur aus einem Grund: Er konnte seinem Bewährungshelfer einen festen Job vorweisen
und im Gefängnis von D.C. seinem ruhigen Wochenendauftritt nachgehen. Es war
nicht sein Problem, wenn das Center Café währenddessen nicht völlig blitzsauber
war. Er wusste, dass die Chefin ihm seufzend und knurrend mit einem Besen
hinterherkehren würde – aber sie würde ihn nicht feuern. Und das war alles,
worauf es ihm wirklich ankam.
    Das Restaurant, in dem Ray-Ray arbeitete, war ein schickes Café in
der Haupthalle der Union Station, einem der von Touristen am meisten besuchten
Anziehungspunkte Washingtons. Die Haupthalle der Union Station war gewaltig und
schön mit ihren schimmernden weißen Marmorböden, den riesigen weißen Säulen und
einer hohen gewölbten Decke aus geschnitzten goldenen Paneelen. Riesige Statuen
nackter römischer Legionäre hüteten die Decke und sahen dabei ernst und
würdevoll aus, trotz ihrer sittsamen Schilde, die an strategisch günstigen
Stellen saßen. Gesäumt war die mächtige Halle von Souvenirläden und
Modegeschäften.
    Genau in ihrer Mitte befand sich das Center Café, Ray-Rays
Arbeitsstätte. Das Restaurant war ein doppelstöckiger Rundbau aus dunklem Holz,
der zu der historischen Halle hin offen war. Obwohl das Café über zwei Stockwerke
ging, befand sich die mächtige Decke der Union Station immer noch sehr weit
darüber. Das Restaurant hatte keine Wände; es setzte sich von seiner Umgebung
durch hölzerne Kübel ab, die mit Blumen und Efeu bepflanzt waren und dem Ganzen
die Atmosphäre eines Straßencafés gaben. Von jedem Tisch aus konnte man gut das
Treiben in der Union Station beobachten.
    Im Gang waren die Stimmen Dutzender Menschen zu hören, die außen am
Café vorbeiliefen. Die Union Station hatte für alle etwas zu bieten: Es war
eine historische Sehenswürdigkeit und eine Einkaufsmall, im Keller gab es einen
Gastronomiebereich und ein Kino, und hinter der prächtigen Haupthalle lag der
betriebsame Bahnhof. Hier kamen alle Arten von Menschen durch: millionenschwere
Partner von Rechtsanwaltskanzleien, Praktikanten mit Nasenringen, Touristen in
kurzen Hosen und Kniestrümpfen und Verbrecher jeder Couleur.
    Die Stammkunden des Center Cafés gehörten eher zu den vornehmeren
Typen. Deshalb dachte sich Ray-Ray nichts dabei, als ein Mann in Anzug und
Schlips herankam, als er einen Tisch abräumte.
    Â»Entschuldigen Sie«, fing der Mann an.
    Â»Die Bedienung ist da drüben«, antwortete Ray-Ray und neigte seinen
Kopf, ohne Augenkontakt herzustellen.
    Â»Eigentlich wollte ich mit Ihnen sprechen. Sie sind Ray-Ray, nicht
wahr?«
    Ray-Ray blickte hoch und war sofort misstrauisch. Es war niemals ein
gutes Zeichen, wenn ein Weißer in einem Anzug nach ihm fragte. Und seit Ray-Ray
sich dazu bereit erklärt

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