Ewig sollst du bueßen
Nachbarn in den Zeugenstand gerufen, und alle behaupteten,
dass sie in der Nacht des Mordes nichts Ungewöhnliches gesehen oder gehört
hätten.
Die Strafverfolger hatten auch angefangen, Dâmarcos Freunde und
Familie vorzuladen, um herauszufinden, ob Dâmarco ihnen etwas gestanden hatte
oder irgendein Alibi besaÃ. Bis jetzt war Anna auf nichts gestoÃen. Aber
wenigstens war durch ihre Fragen belegt, was die Zeugen in der fraglichen Nacht
gemacht hatten. Dâmarcos Kumpel würden ihm später kein falsches Alibi geben
können.
Die Geschworenen hatten genug von der Parade irrelevanter Zeugen.
Anna tat es leid, sie zu langweilen, aber die Arbeit musste erledigt werden.
Und sie war dankbar, diese Erfahrung machen zu dürfen. Unter Jacks wachsamen Augen
hatte sie ein paar der weniger wichtigen Zeugen befragt, wie den Cousin, den
sie eben entlassen hatte. Sie freute sich, dass Jacks Vertrauen in ihre Fähigkeiten
wuchs.
Und sie dachte, dass die Geschworenen an ihrem nächsten Zeugen
vielleicht mehr Interesse hätten. Anna öffnete die Tür und schaute nach drauÃen
in den Wartebereich.
»Mrs. Davis, wir sind jetzt bereit für Sie«, sagte Anna.
Die groÃe Frau neben Detective McGee blickte von ihrem Magazin hoch.
Sie trug die graue Uniform einer Sicherheitsbediensteten und ihr graumeliertes
Haar war hochgesteckt. Sie runzelte die Stirn, folgte Anna aber in den Raum der
Grand Jury. Anna brachte die Frau zum Zeugenstand und setzte sich dann auf
einen freien Stuhl. Diese Zeugin wäre für eine Anfängerin viel zu schwierig,
weshalb Jack die Fragen stellen würde.
Der Vorsitzende vereidigte die Frau. Sie funkelte Jack an, während
sie die üblichen einleitenden Fragen beantwortete. Ihr Name war Jeanne Davis;
sie war dreiundfünfzig Jahre alt. Sie wohnte in Southeast D.C. und arbeitete
als Sicherheitsbedienstete in einem Bürogebäude im Nordwesten der Stadt. Ja,
sie kannte einen Mann mit dem Namen Dâmarco Davis. Er war ihr Enkel.
Die Geschworenen setzten sich gerader hin und tuschelten
miteinander. Zeitungen verschwanden. Die GroÃmutter des Angeklagten? Das konnte
interessant werden.
»Was haben Sie für eine Rolle bei der Erziehung von Dâmarco Davis
gespielt?«, wollte Jack wissen.
»Ab seinem siebten Lebensjahr habe ich ihn aufgezogen.« Jeanne
verschränkte ihre kräftigen Arme und blitzte Jack feindselig an.
»Wieso hat er bei Ihnen gewohnt?« Jack ignorierte ihre Haltung und
sprach sanft mit ihr.
»Sie haben ihn meiner Tochter weggenommen.«
»Wie heiÃt sie?«
»Tawanna Davis.«
»Wie alt ist sie?«
»SechsunddreiÃig.«
»Hat Tawanna für ihn gesorgt, bis er zu Ihnen kam?«
»Sozusagen.« Jeanne wollte nicht hier sein und sie wollte ihnen auch
keine Informationen geben, die sie gegen ihren Enkel einsetzen konnten.
»Wie meinen Sie das?«
»Sie hatte Probleme.«
»Was für Probleme?«
»Crack.« Einige der Geschworenen murmelten zustimmend. Ein paar
hatten in ihren Familien ganz ähnliche Schwierigkeiten. Jeanne blickte in ihre
Richtung und schien sich ein wenig zu entspannen. Sie sprach in Richtung einer
älteren Frau in der ersten Reihe. »Sie hat gestohlen. Hat sich verkauft, um das
Crack bezahlen zu können.«
»Wie alt war Dâmarco, als man ihn Tawanna weggenommen hat?«
»Er war sechs.«
»Hat er dann sofort bei Ihnen gelebt?«
»Ich konnte ihn nicht gleich nehmen. Ich hatte noch drei andere
Enkel in meinem Haus.«
»Wo war Dâmarco dann?«
»Pflegefamilien. Dann eine Wohngruppe. Ich möchte nicht wissen, was
ihm da alles passiert ist.« Die ältere Geschworene nickte mitfühlend. »Der
Sozialarbeiter kam und sagte, dass er keinen Platz für ihn hätte. Und so habe
ich ihn aufgenommen.«
»War es schwierig?«
»Man tut, was man kann. Ich habe meine Kinder erzogen, so gut ich
konnte. Jetzt ziehe ich deren Kinder groÃ. Allein.«
»Wie lange hat Dâmarco bei Ihnen gewohnt?«
»Bis er zwanzig war.«
»Was geschah dann?«
»Er wurde wegen Drogen verurteilt. Er war schon vorher verhaftet
worden, doch das war alles Bullshit. Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise.
Aber dieses Mal kam er für eine ganze Weile hinter Gitter.«
»Als er letzten Dezember entlassen wurde, kehrte er da zu Ihnen
zurück?«
»Nee, bei mir war alles voll. Er hat sich
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