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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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wegen ihres Mannes. Jerome Marx. Ein Geschäftsmann in Savannah – Import/Export, glaube ich. Dem passte unser Verhältnis nicht.«
    Der Sheriff sog zwischen den Zähnen die Luft ein. »Sie war verheiratet?«
    »Sie selbst war anderer Meinung. Er nicht. Er war ziemlich sauer über unsere Beziehung.«
    »Kann ich dem Mann nicht verübeln«, brummte Baldwin. »Sie wussten nicht, dass sie in festen Händen war?«
    »Sie behauptete, sie lebte getrennt von ihrem Mann, die Scheidung wäre nur noch eine Formsache und müsste jeden Augenblick durch sein.«
    »Sie haben das nicht überprüft?« Baldwins dunkle Augen bohrten sich in seine.
    »Nein.«
    »Sie haben ihr geglaubt.«
    »Nein, ich habe ihr nicht über den Weg getraut.« Doch er hatte ihr nicht widerstehen können. Manche Männer brauchten Alkohol, um ihr Leben zu bewältigen. Andere nahmen Drogen. Oder rauchten. Pierce Reeds Achillesferse waren Frauen. Gewöhnlich von der falschen Sorte. Es war schon immer so gewesen und würde wohl auch so bleiben. Er blickte auf Bobbi hinab, und ihm stieg die Galle hoch. »Wir müssen Marx benachrichtigen. Er soll raufkommen und die Leiche identifizieren.«
    »Lassen Sie mich zuerst mit ihm reden.« Der Sheriff zögerte, sein Blick wanderte zwischen Detective McFee und Ray Ellis hin und her, und dabei zupfte er nachdenklich an seiner Unterlippe. »Glaube kaum, dass das schaden könnte, zumal er ja in Savannah lebt. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass sie das Opfer kennen, sollten Sie lieber noch jemanden mitnehmen. McFee«, sagte er und nickte in Richtung des massigen Mannes, dessen Gesicht unter seiner Hutkrempe verborgen war. »Sie begleiten den Detective.«
    »Gut.« Reed war es gleichgültig, wer mitfuhr. Er wollte unbedingt Jerome Marx’ Gesicht sehen, wenn er ihm mitteilte, dass seine Frau lebendig begraben worden war. »Hey!«, rief eine Stimme von jenseits der Scheinwerfer. »Wir kriegen Gesellschaft. Die Presse ist da.«
    »Na großartig«, knurrte Reed leise. Nun erblickte er zwischen den Bäumen einige Scheinwerfer. Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war Medienrummel. »Halten Sie sie vom Tatort fern«, befahl Baldwin, und seine Miene war genauso finster wie Reeds. An McFee gewandt sagte er: »Reed sollte sich die zweite Leiche ansehen, die, die unten liegt.« Sorgfältig darauf bedacht, nichts zu beschädigen, hob der große Mann mit behandschuhten Händen Bobbis Kopf an. Im Licht der Scheinwerfer starrte den Männern ein halb verwestes Gesicht entgegen, ein makabrer Totenschädel mit nicht mehr zu erkennenden Zügen; nur das dünne graue Kraushaar und die Überreste von einem vormals blauen Kleid ließen darauf schließen, dass die zuunterst liegende Leiche die einer älteren Frau war.
    Reed schüttelte den Kopf und biss die Zähne zusammen. Es war nicht dieser Anblick, der ihm zu schaffen machte; er hatte bereits Leichen in sämtlichen Stadien des Verfalls gesehen. Doch die Vorstellung, dass Bobbi bei vollem Bewusstsein, dass ihr klar gewesen sein musste, dass sie mit einer Leiche lebendig begraben wurde, ließ ihn würgen. Wie pervers musste ein Mensch sein, der so etwas tat? Wer hatte von seinem Verhältnis mit Bobbi gewusst? Wen wurmte das dermaßen, wer war so krank im Kopf, dass er ein solch grausames Verbrechen beging? Jerome Marx.
    Wer sonst sollte den an Reed adressierten Zettel in den Sarg gesteckt haben?
    Aber warum hätte er sie mit dieser anderen Frau zusammen begraben sollen – und wer zum Teufel war sie? Außerdem wäre Marx auf jeden Fall bewusst gewesen, dass er sich mit dem an Reed adressierten Zettel im Sarg zum Hauptverdächtigen machte. Man konnte Jerome Marx eine Menge nachsagen, eine Menge Schlechtes, aber dumm war er nicht.
    Der Sheriff rieb sich das Kinn, strich über seinen Stoppelbart. In der Ferne heulten die Hunde. »Wenn wir hier fertig sind, sollten wir zurück zur Wache fahren. Da können Sie dann Ihre Aussage machen.«
    Als Nikki Gillette schließlich vor dem Büro des Sheriffs in Dahlonega anhielt, war es schon spät, nach neun Uhr abends. Sie war stundenlang unterwegs gewesen, und ihr schmerzten sämtliche Knochen im Leib. Ihr Magen knurrte, ihr Kopf dröhnte, und sie wusste immer noch nicht, wie sie an Pierce Reed herankommen sollte. Schlimmer noch, sie war nicht allein. Mehrere Ü-Wagen standen auf dem Parkplatz des Amtsgebäudes, weitere entlang der Straße. Und als sie nicht nur Norm Metzger, sondern auch noch Max O’Dell von WKAM, einem Fernsehsender in Savannah,

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