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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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ist mit der Autopsie?«
    »Die erfolgt in Atlanta, irgendwann heute noch wahrscheinlich. Das hat Priorität. Aber vorher soll noch jemand außer mir die Leiche identifizieren.«
    »Wer wusste, dass du ein Verhältnis mit der Frau hattest?«
    »Niemand außer Marx.«
    »Glaubst du. Sie kann es zum Beispiel einer Freundin erzählt haben.«
    »Marx kann es auch weitererzählt haben.«
    »Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?«
    »Vor ein paar Monaten.«
    »Und da hast du Schluss gemacht?«
    »Ja.«
    »Weil du erfahren hattest, dass sie doch noch nicht geschieden war.«
    »Mhm.«
    »Wann wurde sie denn als vermisst gemeldet?«
    »Gar nicht. Ich habe Rita aus der Vermisstenabteilung gefragt.« Er öffnete den obersten Hemdknopf und zerrte an seiner Krawatte. »Allerdings war sie ja auch noch nicht lange tot. Der Gerichtsmediziner meint, keine zwölf Stunden. Von dem Zeitpunkt tasten wir uns zurück, bringen in Erfahrung, wer sie zuletzt gesehen hat, was sie unternommen hat.« Er warf einen Blick auf die Uhr. »Schätze, ich schau mal bei dem Juwelier rein, bei dem sie gearbeitet hat.«
    »Kennst du ihre Freunde?«
    Er überlegte und schüttelte den Kopf. Er musste sich eingestehen, dass er eigentlich nicht einmal Bobbi selbst gekannt hatte. Die Affäre war rein sexueller Natur gewesen, mehr aber auch nicht. Und trotzdem … der Mörder hatte sie beide miteinander in Verbindung gebracht, und ihm wurde übel, wenn er daran dachte, dass Bobbi möglicherweise wegen dieser Verbindung zu ihm einen solch entsetzlichen Tod gestorben war.
    Als hätte Sylvie Morrisette seine Gedanken gelesen, sagte sie: »Mach dich nicht fertig. Ich sehe es dir an, du glaubst aufgrund dieser Botschaften, die Frau wäre deinetwegen umgebracht worden.«
    »Glaubst du das etwa nicht?«
    »Ich weiß nicht. Noch nicht. Und du weißt es genauso wenig.« Sie sprang von der Fensterbank. »Bleiben wir lieber objektiv.«
    Reed fragte sich, ob das überhaupt möglich war. Sein Gefühl sprach eindeutig dagegen. Das Telefon klingelte erneut, und er hob in dem Augenblick, als Detective McFee eintraf, den Hörer ab. Neben dem massiven Mann wirkte Morrisette noch zierlicher. Als Reed McFee bei Tageslicht sah, dachte er unwillkürlich an Lurch aus der Addams Family. Er war nicht nur groß und grobknochig, seine Haut war auch schlaff, und seine Augen lagen tief in den Höhlen. Reed machte die beiden miteinander bekannt, bemerkte, wie Morrisette McFee rasch von oben bis unten musterte. Wie war es möglich, dass Sylvie Morrisette, die bekanntermaßen Haare auf den Zähnen hatte und viermal geschieden war, immer noch jeden Mann, den sie kennen lernte, begutachtete, als käme er als Kandidat Nummer fünf infrage?
    Er griff nach seiner Jacke und kam zu dem Schluss, dass er es wohl nie begreifen würde. Als der Überlebende die Frühnachrichten im Fernseher sah, schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Die Berichte vom späten Abend waren bruchstückhaft gewesen, doch mit Tagesanbruch flössen die Informationen über den Leichen-fund in der Schlucht beim Blood Mountain schon etwas üppiger. Die Sache machte Schlagzeilen. Er hockte auf der Kante seines Sofas, hatte fünf Bildschirme mit jeweils verschiedenen Reportern im Blick, die jedoch alle im Grunde den gleichen Sachverhalt schilderten, und zeichnete die Berichte auf. Der Fundort des Grabs wurde gezeigt, aufgenommen vom Hubschrauber aus, der über der Schlucht schwebte. Die Leute von der Spurensicherung suchten den Boden noch immer nach Beweisstücken ab. Das Umfeld des Grabs war in ein Gitternetz aufgeteilt worden, und die Spurensicherer durchkämmten Erde, Laub und dürres Gras sorgfältig Zentimeter für Zentimeter. Als ob sie dort etwas finden würden …
    Sein Puls beschleunigte sich bei dem Gedanken, dass er diese Verwirrung verursacht hatte. All diese Leute arbeiteten seinetwegen. Pierce Reeds Leben war aus den Fugen geraten. Man hatte ihn in den Norden gelotst, an seinen Geburtsort. Reed hatte die ersten paar Jahre seines Lebens in einem Dreizimmerhäuschen außerhalb von Dahlonega verbracht. Ein durch und durch waschechter Georgia-Mann, wenngleich die meisten dachten, er stamme ursprünglich aus dem Mittleren Westen. Reed unternahm wenig, um diesen Irrtum zu korrigieren. Der Mann war ein einziger Bluff. Ein Blender. Ein Schleimscheißer.
    Doch er würde bald schon seine wohlverdiente Strafe bekommen.
    Einer der Monitore flackerte, und ein Bild des toten Bocks erschien – das Reh, das dieser

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