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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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durchkämmten, dass sie mit Hunden und Suchtrupps die Schluchten und Hügel absuchten. Das bereitete ihm keine Sorgen. Er hatte mit ihnen gerechnet. Doch langsam war es an der Zeit zu gehen.
    »Sie sagten etwas von einem Brief.« Das war wieder Reeds Stimme.
    »Hier … ins Futter gesteckt.«
    Eine Pause folgte. Dann Reeds Stimme: »Ticktack, der Zeiger geht weiter. Zwei in eins, eins und zwei.« Während Reed die Worte aussprach, formte der Überlebende sie mit den Lippen. Finde die Lösung, du Schwein. »Was soll das heißen, verdammt noch mal?«, fragte eine andere Stimme, die des Mannes, den sie Baldwin nannten. Ein Schauer der Erregung lief dem Überlebenden über den Rücken.
    »Weiß nicht, aber ich habe heute Morgen im Büro eine ähnliche Botschaft erhalten.« Der Überlebende lächelte angesichts der leisen Angst in Reeds Stimme. Der Bulle hatte Schiss. Gut.
Und Schiss sollst du haben, du erbärmliches Stück Scheiße! Tu doch ausnahmsweise mal das, was dein Beruf ist!
    »Und wie lautet die?« Wieder Baldwin.
    »Eins, zwei, die ersten paar. Hör sie schreien, horch, wie sie sterben.«
    Ganz recht.
    »Scheiße. Na ja, ein verdammter Shakespeare ist der Typ wohl nicht.«
    Das Lächeln erstarb auf dem Gesicht des Überlebenden … Was sollte diese Bemerkung?
    »Aber Sie sind sicher, dass der Spruch von derselben Person stammt?«
    Natürlich, du blöder Spießer!
    »Das gleiche Papier. Die gleiche Handschrift.« Das war wieder Reed. Ernst. Wut in seinem Tonfall. Perfekt. »Da haben wir’s also mit einem Spinner zu tun, und der hat sich auf Sie eingeschossen.«
    »So sieht’s aus.«
    »Und die Sache ist verflixt ernst. Immerhin hat er Ihre Freundin umgebracht. Das heißt, er hat nicht die Mühe gescheut, einen Sarg auszugraben und sie hineinzustecken. Wir sollten unbedingt die umliegenden Friedhöfe überprüfen.«
    »Und wir müssen die andere Frau identifizieren. Vielleicht besteht ein Zusammenhang zwischen den beiden Toten.« Der Überlebende fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. Er hörte das Rauschen des Windes in den morschen Zweigen über seinem Kopf. Vielleicht hatte er doch zu früh zu viel verraten. »Kümmern wir uns darum.«
    »Moment noch.« Reed bellte den knappen Befehl. Die Zeit verstrich, kostbare Sekunden vergingen, in denen diese verdammten Schweinehunde ihn ausfindig machen konnten, doch der Überlebende blieb noch, konnte dem Wunsch, auch den Rest zu belauschen, nicht widerstehen. Erneut richtete er sein Fernglas auf die Lichter. Er hoffte darauf, einen Blick auf Reed zu erhaschen, sehnte sich danach, den Schmerz im Gesicht des Bullen zu sehen. Die Vorstellung, wie sich Reed über den Sarg beugte und die von dem schrecklichen Tod verzerrten Züge seiner nackten Geliebten betrachtete, war für ihn eine ungeheuer süße Rache. Vor freudiger Erwartung beschleunigte sich sein Puls. »Sehen Sie sich das an! Die Auskleidung ist zerfetzt, und ihre Finger …« Seine Stimme zitterte vor Zorn und Verzweiflung.
    Ganz recht, Reed, sie hat versucht, mit bloßen Händen den Sarg aufzubrechen.
Der Überlebende hörte bei dieser Vorstellung das Blut in seinen Ohren rauschen. Barbara Jean Marx hatte bekommen, was sie verdiente. Und andere würden es auch noch kriegen.
    Ein Hund fing an zu bellen, sein aufgeregtes Jaulen hallte durch die Schlucht.
    Er durfte nicht länger hier bleiben. Es war zu unsicher. Der Überlebende genoss es, Reed hierher ins Hinterland gelockt zu haben, wo der Scheißkerl geboren war. Aber jetzt musste er allmählich nach Savannah zurückkehren. Den Sarg hierher zu transportieren, das war gefährlich gewesen; man hätte ihn sehen können, aber es war die Mühe wert gewesen, und sei es nur, um Reed den Seelenfrieden zu rauben. Um die Bullen in die falsche Richtung zu schicken, verdammt. Doch er hatte nicht damit gerechnet, dass zuerst diese saublöden Jungs aufkreuzten; da war ihm ein Fehler unterlaufen.
    Aber ihm würde kein weiterer Fehler unterlaufen. »Warum zum Teufel haben Sie mir nicht gesagt, dass sie nicht tot war … Sie wollten sehen, wie ich reagiere, stimmt’s? Sie glauben, dass ich irgendwie mit dieser Sache zu tun habe und dass ich selbst meinen Namen auf diesen Zettel geschrieben habe und …« Seine Stimme versagte für einen Augenblick. Der Überlebende stellte sich vor, wie sich der Bulle zusammenriss. »Hör gut zu, du, Scheißkerl, wer immer du auch bist.«Jetzt war die Stimme ganz deutlich zu hören, so, als würde Reed direkt ins Mikrofon

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