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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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gleich Besuch von Ihrem Freund und deshalb lassen Sie uns das Gespräch beenden, so gerne ich auch noch länger mit Ihnen geplaudert hätte.« Der Unbekannte legte auf.
    Georg Sina starrte fassungslos auf das Handy in seiner Hand. Er hatte das mulmige Gefühl, noch weniger zu wissen als vor dem Gespräch. Und wer zum Teufel war das gewesen?
    Als Paul Wagner den Parkplatz erreichte, sah er die dunkelgrüne Mercedes-V-Klasse direkt neben seiner Suzuki stehen. Er sprintete los, immer in Richtung des Van, doch nur wenige Meter bevor Wagner den Kombi erreicht hatte, fuhr der Kleintransporter an und beschleunigte mit aufheulendem Motor über den Rathausplatz, bevor er mit quietschenden Reifen um die Ecke in Richtung Wien verschwand.

    Gavint hatte sich in das kleine Restaurant gesetzt, das gleich an der Kasse des Museums für Besucher eingerichtet worden war. Mit Genuss trank er ein Glas des berühmten Stiftsweins und las in Ruhe die neuesten Zeitungen. Von seinem Sitzplatz aus konnte er jeden, der kam oder ging, genau beobachten, ohne selbst gesehen zu werden. Als Wagner mit großen Schritten das Stift verließ, runzelte er die Stirn. Was war los? Aber keine fünf Minuten später kam der Reporter wieder zurück, nickte mit enttäuschter Miene der Frau an der Kasse zu und verschwand wieder im Museum.
    Als Wagner und Sina schließlich wenig später das Museum verließen, schaute Gavint ihnen nach. Sie waren ganz im Gespräch vertieft und hatten keinen Blick für ihre Umgebung. Ziemlich unvorsichtig, dachte der Südafrikaner und nahm noch einen Schluck Rotwein.
    Als er schließlich die Suzuki starten hörte, gab er dem Kellner ein Zeichen und zahlte. Wie gut, dass er gestern Nachmittag Wagners Remise einen Besuch abgestattet hatte und einen Peilsender an dem Motorrad befestigt hatte. Vor der Sammlung von japanischen Supersportmotorrädern aus den achtziger und neunziger Jahren war er lange bewundernd gestanden, hatte ihren perfektem Zustand und ihr Design bestaunt, das eleganter und runder war als die aktuellen aggressiv gestylten Motorräder. Anschließend hatte er eine Besichtigungsrunde durch die Remise gemacht, verwundert darüber, dass Wagner so sorglos war und nichts von abgesperrten Türen hielt. Wenige Stunden später war Pater Johannes durch genau diese unverschlossenen Tore eingedrungen …
    Gavint verließ das Stift Klosterneuburg und ging langsam hinunter in die neue, hochmoderne Tiefgarage, wo der Wagen der Botschaft mit laufendem Motor auf ihn wartete. Gavint kontrollierte den Empfangsschirm des Peilsenders, wo der Leuchtpunkt klar und deutlich zu sehen war. Wagner fuhr auf dem schnellsten Weg in die Stadt zurück – und das schien er wörtlich zu nehmen. Gavint verfolgte den roten Punkt und bekam den Eindruck, der Peilsender sei an einem tieffliegenden Flugzeug befestigt worden, so schnell glitt er über die elektronische Straßenkarte.
30. Dezember 1916, Jussopow Palast, St. Petersburg/Russland
    F ürst Felix Jussopow öffnete nervös die Tür und blickte direkt in die Mündung einer Steyr M1912. Er bereute es in der Sekunde, heute Abend sein gesamtes Personal außer Haus geschickt zu haben. Vor ihm, auf der dunklen, eiskalten Straße standen fünf Männer in feldgrauen Mänteln. An ihren linken Ärmeln erkannte Jussopow ein aufgenähtes weißes Wappenschild mit einem roten Kreuz und einem sechszackigen Stern darin. Dass die Ochrana, der russische Geheimdienst, sein Haus beschattete, das war ihm bereits seit Langem bewusst und ein Dorn im Auge. Heute hoffte er insgeheim auf die Hilfe der Agenten, doch niemand ließ sich blicken. Der Fürst fluchte leise.
    »Wir dürfen doch eintreten, Fürst Jussopow«, sagte der ältere Mann mit Backenbart und ausrasiertem Kinn höflich, aber bestimmt und hielt dem Adeligen die großkalibrige automatische Handfeuerwaffe der k.u.k. Armee vor die Nase. Seine Hand zitterte nicht einen Millimeter und ohne eine Antwort abzuwarten, schob er Jussopow brüsk ins Innere der Vorhalle.
    »Deutsche!«, schimpfte der Adlige laut.
    »Österreicher, spätestens seit 1871«, antwortete sein Gegenüber knapp und ließ den Adeligen nicht eine Sekunde aus den Augen. Die vier anderen Männer drängten hinterher und verschlossen die Eingangstür hinter sich. Von den Agenten der Ochrana war noch immer keine Spur, dachte Jussopow und suchte verzweifelt nach einem Ausweg.
    Nun hatten alle anderen Eindringlinge eine Steyr M12/P16 aus ihren Mänteln gezogen. Der Fürst erkannte die

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