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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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zu: »Du hast Recht, Bruder.« Mit schnellen Schritten war er bei Jussopow, der wimmernd und auf allen vieren zu entkommen suchte. Der Österreicher packte ihn an den Haaren und zog ihn auf die Beine. Mit der Linken hielt er den zappelnden Fürsten, mit der anderen zog er seine Waffe. Hauptmann Suchotin wollte Jussopow zur Seite stehen, aber der Tscheche kam ihm zuvor und schlug ihm mit dem Anschlagschaft seiner Steyr M12/P16 so heftig in die Rippen, dass er zu Boden ging. Ein Murmeln ging durch die Gruppe der prominenten Gefangenen, doch keiner wagte es, angesichts der auf sie gerichteten Waffen eine sinnlose Heldentat zu vollbringen.
    Der Alte schob Jussopow den Lauf seiner M1912 so weit in den Rachen, dass er gurgelnd röchelte und auf die Automatik schielte. »Was hat Euch Rasputin verraten, Fürst?«, knurrte er. »Los, redet, oder ihr seid allesamt sofort und ohne Beichte auf dem Weg zur Hölle!« Kaum hatte er fertig gesprochen, hoben seine Männer ihre Waffen auf Augenhöhe der Gefangenen.
    »Nichts hat er uns verraten!«, rief Doktor Lasowert schrill. »Weder, ob er die Töchter des Zaren wirklich gebadet, die Zarin gefickt oder den Zaren und den Zarewitsch behext hat, gar nichts hat der Teufel uns verraten!« Die Stimme des Mediziners überschlug sich vor Furcht.
    Der Superior schnaubte verächtlich. »Das interessiert mich alles nicht, zum Donnerwetter!«, brüllte er. »Was ist mit dem geheimen Ritual, das er durchgeführt hat, um den Zarewitsch zu retten!«
    Oswald Rayner vom Britischen Geheimdienst hob beruhigend beide Hände, die vier Männer in Feldgrau nicht aus den Augen lassend. Er erkannte professionelles Vorgehen, wenn er es sah, und diese Gruppe war nicht zum Spaßen aufgelegt.
    »Gentlemen, ich weiß nicht, wer Sie sind, ob Sie in offiziellem Auftrag oder auf eigene Rechnung hier sind, aber ein Ritual war ganz gewiss nicht Inhalt unserer Befragung. Diese Herren und Seine Majestät wollten lediglich verhindern, dass dieser Scharlatan weiterhin Einfluss auf die Politik des Zaren ausübt und einen Frieden mit Deutschland herbeiführt«, sagte Rayner in betont ruhigem und um Sachlichkeit bemühtem Ton.
    Der Alte schüttelte ärgerlich den Kopf. »Das ist doch alles Mumpitz. Damit hat sich der Bauerntölpel dort drüben doch gar nicht befasst. Er war es zufrieden, Starez genannt zu werden. Er wollte ein weiser Mann sein, mit direktem Zugang zu den göttlichen Mysterien. Darum hat er den Zaren vor dem Krieg gewarnt. Darum wollte er den Frieden!«, schimpfte der Österreicher wütend und presste Jussopow die Pistole tiefer in den Hals.
    Fürst Felix Jussopow quiekte laut auf wie ein verletztes Schwein, hob flehend die Hände und zerrte am grauen Uniformmantel seines Peinigers. Der Alte schaute ihm in die angsterfüllten Augen.
    »Was ist? Wollen Sie mir etwas sagen, Jussopow?«, knurrte er und bemerkte befriedigt den größer werdenden dunklen Fleck auf der Hose des Fürsten. Jussopow nickte hysterisch und dicke Tränen liefen über seine Wangen. Angewidert zog der grauhaarige Superior seine Pistole aus dem Mund des Adligen und wischte den Lauf an dessen Gewand trocken.
    »Ich wollte ihn umbringen! Ja, das wollte ich wirklich!«, kreischte Jussopow. »Ich habe alles versucht, aber es ging nicht. Ich habe ihm Madeira mit Zyankali verabreicht. Nichts! Dann hat er Kuchen mit dem Gift gegessen, Unmengen davon. Wieder nichts! Da habe ich mich an die anderen gewandt um Hilfe. Suchotin hat ihm eine Kugel in die Brust geschossen. Und was macht der Teufel? Er tanzt! Der Dämon da drüben hat getanzt, mit mehreren Kugeln in der Brust! Was hätten wir tun sollen? Er ist nicht umzubringen …«
    »Hat er etwa …«, rief der Pole überrascht aus.
    »Offensichtlich hat er«, antwortete ihm der jüngere der beiden Österreicher.
    »Silentium!«, fauchte ihr Anführer und zog Jussopow den Knauf seiner Pistole über den Schädel, um seinen Redefluss zu beenden. Der Fürst hielt sich mit verkrampften Fingern den blutenden Hinterkopf und verkroch sich schluchzend in eine Ecke.
    Wladimir Purischkewitsch meldete sich kleinlaut zu Wort: »Verzeihen Sie, wenn ich mich einmische …«
    »Einmischen? Zuerst foltern Sie einen Wehrlosen, und jetzt erst glauben Sie sich einzumischen, Sie wahnsinniger Politiker?«, polterte der Tscheche fassungslos und seine Pistole zielte auf Purischkewitsch.
    »Aber es ist die Wahrheit!«, überschrie ihn der Politiker. »Wir haben alles versucht, aber der Mann wollte nicht und nicht sein

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