Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
Vom Netzwerk:
in das Geschehen des ständigen Kommen und Gehens ein. Vor der Türe der geschlossenen Abteilung saß ein gelangweilter Polizeibeamter in Uniform, der keinerlei Verdacht schöpfte, als die drei Sanitäter mit den Worten »Notfall« an ihm vorbeieilten und die Klingel der Station drückten. Der Mann im Anzug blieb kurz stehen, zeigte ihm einen Brief, den der Polizist nachlässig überflog. Dann nickte er und verwies auf die Anmeldung, wo eine Schwester ungeduldig in Krankenakten blätterte und darauf hoffte, endlich abgelöst zu werden.
    Die drei Sanitäter hatten in der geschlossenen Abteilung inzwischen ihre Koffer abgestellt und als der gutaussehende schwarzhaarige Mann der Schwester das Schreiben zeigte und sie anlächelte, warf diese nur flüchtig einen Blick auf den Brief, strich sich dafür kokett durch ihre Haare und meinte »Zimmer 2045«. Der Mann mit dem gepflegten Schnurrbart zwinkerte ihr verschwörerisch zu, dankte in knappen Worten und winkte den Sanitätern, ihm zu folgen.
    Das Krankenzimmer 2045 roch nach Desinfektionsmittel und Erbrochenem. Das Linoleum war blank gescheuert und glänzte wie lackiert, die Vorhänge waren vor die großen Fenster gezogen und in dem Halbdunkel war der Patient nur schemenhaft unter seiner Decke zu erkennen. Zielstrebig trat der Mann im Anzug ans Bett und betrachtete den schlafenden, massigen Mann, der Verbände an Schulter und Oberarm trug.
    Dann waren auch schon die Sanitäter im Krankenzimmer, schoben eine Rollbahre vor sich her und einer von ihnen öffnete seinen Koffer. Alles lief schnell und präzise ab. Während einer der Sanitäter dem Patienten einen Baumwollbausch auf Mund und Nase drückte, waren die anderen bereits damit beschäftigt, den schweren Mann auf die Rollbahre zu heben und ihn mit einem großen, weißen Tuch zuzudecken.
    Schweigend sah der schwarzhaarige Mann zu und nachdem das Zimmer leer war, kontrollierte er noch sicherheitshalber den großen Schrank neben dem Bett. Außer den Kleidern des Patienten war er leer. Der Unbekannte durchsuchte die Taschen, fand nichts und nahm sich daraufhin das kleine Schränkchen vor, das gleich daneben stand. Der sechszackige Stern an der dünnen Kette lag in der obersten Schublade. Nachdem er ihn eingesteckt hatte, verließ der Unbekannte mit schnellen Schritten das Krankenzimmer und die Station, nicht ohne der Schwester zugelächelt zu haben.
    Am Ausgang rollten zur gleichen Zeit die drei Sanitäter den Patienten nicht zu einem der wartenden Krankenwagen, sondern bogen um die Ecke und schoben die Rollbahre weiter, bis sie außer Sicht des Empfangs waren. Am schwarzen Mercedes angekommen, öffnete einer der Sanitäter den Kofferraum und die anderen beiden warfen den betäubten Patienten unsanft hinein, zogen ihre roten Westen aus und schoben die Rollbahre einfach zur Seite zwischen parkende Autos.
    Dann fuhr der schwarze Mercedes an, hielt kurz am Spitalsausgang, um den Mann in Zivil einsteigen zu lassen und beschleunigte aus dem Parkplatz des Krankenhauses heraus mit quietschenden Reifen, bog auf die vierspurige Umfahrungsstraße ein und fädelte sich rasch in den fließenden Verkehr. Im Wagen nahm der Mann im Anzug seine schwarze Perücke ab, zog den falschen Schnurrbart vom Gesicht und steckte die Brille mit dem eleganten Rahmen und den Gläsern aus Fensterglas in seine Jackentasche. Dann fuhr er sich durch seine kurzgeschnittenen blonden Haare und schaute zufrieden auf die Uhr. Die ganze Aktion hatte keine fünfzehn Minuten gedauert. Pater Johannes hatte noch eine halbe Stunde zu leben.
    Der schwere Wagen verließ die Stadt nach Süden, als einige hundert Meter entfernt Kommissar Berner seinen Colt45 ACP auf den kleinen Tisch neben dem Metallscanner in der Eingangshalle der chinesischen Botschaft legte. Der Sicherheitsbeamte trat unwillkürlich einen Schritt zurück, erschrocken und alarmiert.
    »Spielen Sie nicht damit herum, er ist geladen«, brummte Berner und ging durch den Scanner, der trotzdem wie verrückt piepste. Der Kommissar verzog das Gesicht, legte seinen Gürtel, Kleingeld, Feuerzeug, Kugelschreiber und Handy neben die Waffe und versuchte es nochmals. Mit Erfolg.
    Der kleine Chinese am Empfangstresen schaute uninteressiert auf, zeigte stumm auf das Schild »Rauchen verboten«, als Berner sich eine Zigarette anzünden wollte und schob mit der anderen Hand ein weißes Blatt unter der Panzerglasscheibe durch.
    »Eintragen«, meinte er nur und widmete sich wieder seinem Sudoku.
    Berner reichte ihm den

Weitere Kostenlose Bücher