Ewig
fuhr fort und alle hörten ihm entsetzt zu.
»Zar von Russland, wenn du die Glocke hörst, welche dir sagt, dass Grigori ermordet wurde, dann musst du Folgendes wissen: Wenn es deine Verwandten waren, welche meinen Tod verursacht haben, dann wird niemand aus deiner Familie, kein Kind deiner Verwandten, noch länger als zwei Jahre am Leben bleiben. Sie werden getötet durch das russische Volk.«
»Ach Grigori, das spielt doch alles keine Rolle mehr. Die oberste Heeresleitung hat doch schon längst ihr Paket geliefert«, raunte der Superior und streichelte sanft über Rasputins Kopf. Im nächsten Moment setzte er die Steyr an seiner Stirn auf und drückte ab. Der nackte Körper schnellte nach hinten, wurde durch die Lehne des Sessels wieder nach vorne geworfen.
Ein Aufschrei des Entsetzens zerriss die Anspannung. Die Russen hasteten zu dem Getroffenen. Mit weit aufgerissenen Augen beobachteten sie, wie die Zuckungen und Krämpfe des Sterbenden langsam verebbten.
»Wie haben Sie …«, japste Doktor Lasowert und deutete abwechselnd auf den Toten und auf den Mann in Feldgrau, der regungslos dastand und langsam die Waffe senkte. Der Superior blickte den Mediziner mitleidig an und deutete sich auf die Stirn. »Das zentrale Nervensystem«, erklärte er kurz. Dann wandte er sich seinen Leuten zu und rief laut:
»Jetzt aber raus hier! Wir haben schon zu viel unserer kostbaren Zeit mit den Iwans verloren.«
Die fünf Männer stürmten los, aus dem schaurigen Zimmer hinaus und liefen hastig die Treppe hinunter. Unten jedoch wartete bereits eine Polizeitruppe auf sie, die sofort das Feuer eröffnete. Die Agenten der Ochrana, die Rasputin beschatteten, hatten Verstärkung von der Polizei angefordert, nachdem sie die fünf Männer in den Palast hatten eindringen sehen.
Der Superior und seine Leute erwiderten das Feuer, schossen ohne zu zögern zurück. Im heftigen Kugelhagel gelang es ihnen, sich in eines der Zimmer zurückzuziehen, deren Tür von der Treppe aus erreichbar war, um sich darin zu verschanzen. Immer wieder schlugen Projektile durch das Holz der Tür. Dann wurde es mit einem Mal still draußen. Die Verteidiger lauschten aufmerksam.
»Was machen die jetzt?«, flüsterte der Tscheche.
»Wahrscheinlich haben sie die Schweinerei im anderen Raum gefunden und befragen die feinen Herrschaften dazu«, zischte der Ungar.
»Ich glaube eher, die beraten sich darüber, wie sie uns am besten ausräuchern«, widersprach ihm der Pole.
»Ich habe die Schnauze gestrichen voll von euch. Ich will nur noch nach Hause«, fluchte der Ungar.
»Was denn? Etwa zurück zu Frau und Kind? Wie unsere tapferen Waffenbrüder an der Front?«, rief der jüngere Österreicher.
»Was soll das heißen?« Der Ungar richtete sich drohend auf und fixierte ihn.
»Das soll heißen, dass ihr ohne uns noch eine stinkende Grenzprovinz der Osmanen wärt und jetzt im Weltkrieg reihenweise Fersengeld gebt!«, fauchte der Österreicher, richtete sich gleichfalls auf, trat dicht an den größeren Ungarn heran und starrte ihm in die Augen.
»Du deutscher Hund!«, brüllte der Magyar in seiner Muttersprache.
Beide sprangen zurück und richteten ihre Waffen aufeinander, bereit, gegebenenfalls ohne zu zögern abzudrücken.
»Pax vobiscum, Brüder!«, brüllte der Superior. »Wir kommen hier nur lebend wieder heraus, wenn wir zusammenhalten. Lasst uns noch einmal treu und fest zusammenstehen. Mit vereinten Kräften!«, rief er die beiden zur Ordnung. Der Ungar schüttelte den Kopf.
»Das ist mir jetzt alles egal! Ich rede mit denen und gehe einfach heim!«, schrie er, warf seine Waffe auf den Boden und ging mit entschlossenen Schritten zur Tür. Die vier anderen sprangen in Deckung. Der Magyar drehte den Knauf der Türe und trat mit erhobenen Händen hinaus. »Ich ergebe mich!«, waren seine letzten Worte. Zahlreiche Kugeln zerfetzten im selben Moment seine Brust, von der Wucht der Treffer wurde die zuckende Leiche zurück ins Zimmer geschleudert.
»Sofort die Türe zu!«, befahl der Superior. Mit einem Fußtritt befolgte der Pole die Order, während vom Gang her ein lautes »Hurra!« aus zahlreichen Kehlen schallte.
»Scheiße, die haben uns am Wickel«, fluchte der Tscheche. »Sitzen da draußen und warten, bis wir blöd genug sind, um den Kopf raus zu stecken.«
»Im Angesicht des Todes zu fluchen, ist sündhaft«, tadelte ihn der Pole.
»Ach, leck mich nach Krakau!«, entgegnete der Tscheche.
»Es wäre an der Zeit für eine Gegenoffensive,
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