Ewig
Auto?«
»Steht unten, es ist nur …«
Valerie hörte gar nicht mehr hin, schnappte sich Reise- und Sporttasche und war schon auf dem Weg in den Hof der Botschaft, einen gehetzten Weinstein auf ihren Fersen.
»Ich sollte vielleicht …« Der Militärattaché versuchte es nochmals, aber Goldmann schüttelte nur den Kopf und er hielt den Mund.
Valerie trat auf den Hof hinaus und erstarrte mitten in der Bewegung. Mit offenem Mund schaute sie den Wagen vor ihr an und war sprachlos.
Weinstein, schnaufend wie nach einem Hundert-Meter-Lauf, rannte fast in sie hinein und baute sich neben ihr auf, folgte ihrem Blick und schrumpfte um einen Kopf. »Ich versuche Ihnen ja die ganze Zeit …«, begann er entschuldigend und Valerie schluckte.
»Das ist nicht Ihr Ernst, Weinstein. Was habe ich Ihnen gesagt? Klein, schnell, wendig und unauffällig. Unauffällig!« Goldmann schrie den Militärattaché an, der noch kleiner wurde.
»Na ja«, meinte er, »stimmt ja alles bis auf …«, stotterte er. »In der kurzen Zeit habe ich nichts Besseres gefunden.«
Vor ihnen auf dem Hof stand ein roter Mazda 3, beklebt mit riesigen Schriftzügen in den italienischen Landesfarben. »Pizza-Expresss« stand auf jeder Wagenseite mit meterhohen Lettern geschrieben.
Der Militärattaché versuchte sein Gesicht zu wahren. »Das ist der schnellste Mazda, der je gebaut wurde, knapp 300 PS und sechs Gänge, Sie wollten etwas Schnelles. Mein Freund hat einen Pizza Service …«
»Wer hätte das gedacht …«, unterbrach ihn Valerie ironisch.
»… und das ist sein Werbefahrzeug, hat noch keine tausend Kilometer auf dem Tacho. So etwas steht nicht auf dem nächstbesten Parkplatz von Autoverleihfirmen herum …« Weinstein verstummte unter Major Goldmanns vernichtendem Blick.
»Das glaube ich Ihnen sofort«, fuhr Valerie ihn an, »es gibt nämlich Menschen mit Geschmack!« Sie ballte die Fäuste. »Das werden Sie mir büßen, glauben Sie mir das. Es hätte ja auch ein grauer Audi S3 sein können oder ein schwarzer Honda Civic R oder ein grüner Alfa oder … Aber nein, nicht bei Ihnen, Sie suchen nach dem besonders Unauffälligen! Weinstein, bereiten Sie sich auf einen Posten in der inneren Mongolei vor.« Valerie kochte vor Wut. »Und wenn es das letzte ist, was ich mache in diesem besch … ach was!« Sie stürmte zum Wagen, öffnete die Heckklappe und ließ ihre Reisetasche hineinfallen. Weinstein kam ihr nachgelaufen. »Äh, um einen befreundeten Geheimdienst zu zitieren, es wäre schön, wenn Sie ihn heil zurückbringen, Major.«
Goldmann grinste ihn verächtlich über das Autodach an. »Ich hoffe, Ihr Freund hat sich von seiner rollenden Litfasssäule verabschiedet. Plündern Sie Ihr Bankkonto, Weinstein, und kaufen Sie ihm einen neuen Wagen, weil für die Reparatur der Reste wird die Botschaft sicher nicht aufkommen, wenn ich mit ihm fertig bin.«
Als Valerie mit quietschenden Reifen aus dem Hof beschleunigte, stand der Militärattaché noch immer regungslos auf dem Parkplatz und schaute ihr fassungslos nach.
Allgemeines Krankenhaus, Wien/Österreich
D ie Schwester hatte Mitleid mit Kommissar Berner gehabt und ihm nach zahlreichen Versicherungen, dass er niemandem etwas davon erzählen würde, ein Frühstück mit starkem Kaffee, Ei, Toast und Marmelade gebracht. Als Burghardt die Tür zum Krankenzimmer aufstieß, war der Kommissar gerade damit beschäftigt, die weißen Bandagen von seinem Kopf zu rollen und die Beule an seinem Hinterkopf zu betasten. Er verzog das Gesicht und schaute erwartungsvoll Burghardt an, der sich neben das Bett setzte und in seine Tasche griff.
»Ja, ja, schon gut, ich hab sie nicht vergessen«, meinte der, zog ein Paket Zigaretten hervor und hielt es Berner hin. »Mit Turban hast du mir besser gefallen, Bernhard. So nach Yogi und indischer Heilslehre.«
Der Kommissar grummelte etwas Unverständliches und zündete sich eine Zigarette an, inhalierte und verzog beglückt das Gesicht. »So und jetzt erzähl mir, was dich so früh schon aus dem Haus treibt. Du hast doch nicht etwa die Nacht im Büro verbracht?«
Burghardt schnitt eine Grimasse. »Erraten, Bernhard. Dein Nachfolger ist wild entschlossen, Pater Johannes zu finden, die Entführer natürlich gleich dazu und er glaubt außerdem, du hättest ihm von Anfang an alles verheimlicht. Deine Ergebnisse im Fall Mertens zweifelt er an, jetzt, wo er mit Pater Johannes nicht mehr sprechen kann und er ist fest davon überzeugt, du hättest den Pfarrer in der
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