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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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sowie der Kuppeln und Türme der goldenen Stadt. Der Sonnenuntergang machte aus den Schäfchenwolken einen rosa Teppich auf blauem Grund. Wie ein rotgoldenes Band schlängelte sich die Moldau durch die beiden Stadthälften. Das Bild in den Straßen wurde von Frauen in bunten Kleidern und von flanierenden Uniformierten bestimmt. Ein sommerlicher Hauch von Unbeschwertheit und Frieden lag über der alten Wenzelsbrücke und ihren zahlreichen steinernen Heiligenfiguren, wo lachende, posierende Paare mit Rolleiflex auch im vierten Kriegsjahr noch zum Alltag gehörten.
    Die fünf Männer in der schwarzen SS-Uniform der Obersturmbannführer stürmten zielstrebig und wortlos durch die fast leeren Gänge in einem alten Gebäude unweit der Moldau. Die Ärzte und Schwestern im Prager Krankenhaus »Na Bulovce« wichen ihnen ängstlich aus, vermieden jeden Augenkontakt mit den entschlossen blickenden SS-Männern, die ungeduldig alle zur Seite schoben, die ihnen nicht rechtzeitig aus dem Weg gegangen waren. Ihre Tritte hallten laut und martialisch durch die ruhigen Korridore. Jeder der hochgewachsenen Männer in der Totenkopf-Uniform hatte eine MP42 umgehängt, alle trugen lange Ordensspangen auf ihrer Brust und am Arm eine schwarze Schleife, die ein rotes Templerkreuz und einen kleinen sechszackigen Stern darunter zeigte. Die Schwestern, die sie sahen, flüsterten sich »Ahnenerbe« zu.
    Der Anführer der Männer, fast zwei Meter groß, ging einen Schritt vor den anderen und fand ohne zu zögern den Weg in den Westflügel. Seine Begleiter folgten ihm fast im Gleichschritt.
    »Diese Uniform macht aus dir einen anderen Menschen«, stellte einer der SS-Männer lakonisch fest und schob mit seinem linken Arm wie beiläufig einen Kranken zur Seite. »Man fängt automatisch an, sich wie ein Arsch zu benehmen und kommt damit durch.« Sein Begleiter nickte, lächelte grimmig und nahm die Maschinenpistole noch fester.
    Das »Na Bulovce«-Krankenhaus war in diesen Tagen in aller Munde. Nach dem kürzlich erfolgten Attentat auf ihn war SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich auf einem Kleinlastwagen von tschechischen Polizisten in das Krankenhaus eingeliefert und sofort operiert worden. Sein Krankenzimmer war das Ziel der fünf SS-Obersturmbannführer.
    »Ziemlich lasche Sicherheit für den stellvertretenden Reichsprotektor von Böhmen und Mähren«, bemerkte einer der Männer halblaut, als er vor der Tür des Krankenzimmers nur zwei bewaffnete SS-Männer stehen sah. Die Wachen salutierten sofort angesichts der Rangabzeichen der Obersturmbannführer auf dem linken Kragenspiegel und der SS-Runen auf dem rechten.
    »Meldung!«, herrschte sie der Anführer der SS-Offiziere an.
    »Hauptscharführer Klamm und Gerber als Wache für SS-Obergruppenführer Heydrich abgestellt. Keine besonderen Vorkommnisse.«
    »Ablösung?«
    »Morgen sechs Uhr früh, Obersturmbannführer.«
    »Abendvisite?«
    »Schon vorbei, Obergruppenführer Heydrich hat sich alle Besuche für heute Abend verbeten.« Die Wache stand stramm und der große Anführer der Neuankömmlinge lächelte.
    Dann war es auch schon zu spät. Die seltsam geformten spitzen Dolche, die von zwei der Obersturmbannführer wortlos gezogen wurden, drangen von unten in den Brustkorb der Wachen ein und die beiden Männer starben einen schnellen und lautlosen Tod. Während sie die Leichen langsam zu Boden gleiten ließen, blickten sich die SS-Offiziere sichernd um. Der Gang war menschenleer, das blaue Licht der Dämmerung badete alles in einem samtigen Halbdunkel. Nur hie und da brannte eine Deckenlampe mit flachem Schirm, verbreitete einen dünnen gelben Lichtschein, der kaum am Boden ankam.
    Der Anführer der SS-Offiziere hatte bereits die Tür zum Krankenzimmer aufgestoßen und erkannte vor sich im Dämmerlicht das Bett mit dem schwerverwundeten Heydrich. Mit zwei großen Schritten war er neben ihm, gerade noch rechtzeitig genug, um die Hand des Obergruppenführers in der Schublade des Nachtschränkchens verschwinden zu sehen. Er schmetterte den Lauf seiner Maschinenpistole auf die Lade und Heydrich stöhnte auf.
    »Wir wollen doch nicht ein Verfahren abkürzen, Obergruppenführer, das dem Rang und der Stellung Ihrer Person entspricht«, meinte der Offizier ruhig und ironisch. »Sie wollten immer schon ein Held des deutschen Volkes werden und wir sorgen dafür. Allerdings posthum.« Heydrich zog seine schmerzende leere Hand vorsichtig aus der Lade mit seiner Dienstwaffe und funkelte den Eindringling

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