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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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waren, deren Bedeutung man vergessen hatte, deren Geheimnis am Ende niemand mehr kannte.
    Wütend schlug Li Feng aufs Lenkrad. Dieser Einsatz war so verflixt kompliziert, so unvorhersehbar. Er hatte den Wissenschaftlern in Beijing nicht geglaubt, als sie Paul Wagner ins Spiel bringen wollten, den letzten Nachkommen des Adlatus Johann Wagner, ihre ultimative Chance auf den »Höllenzwang«. Li Feng musste sich eingestehen, dass er sich geirrt, dass der Zufall wieder einmal alle Karten neu gemischt hatte. Vielleicht mussten sie das Rätsel von Friedrich gar nicht lösen, vielleicht hatte das Faust schon für sie getan und es auch noch aufgeschrieben. Heute Abend schon könnte China im Besitz des größten Geheimnisses der Menschheit sein, Li Feng berühmt und Sina und Wagner tot.
Allgemeines Krankenhaus, Wien/Österreich
    K ommissar Berner flog durch ein Universum von gigantischen Ausmaßen, in dem es von Engeln, seltsamen fliegenden Priestern und Notärztinnen in roten Einsatzjacken nur so wimmelte. Er suchte vergeblich einen Platz zum Landen, überall hinderten ihn spitze Kirchtürme wie lange Hellebarden daran, zu einem vernünftigen Anflug in die engen Straßen eine mittelalterlichen Stadt anzusetzen. Schließlich gab er auf und ließ sich einfach fallen, sah einen Markt mit bunten Ständen auf sich zurasen, mit entsetzt nach oben blickenden Menschen, die sich rennend vor ihm in Sicherheit brachten …
    »Guten Morgen, Kommissar, haben Sie gut geschlafen?« Berner war der Stimme dankbar, die ihn aus seinem Traum holte und die Bruchlandung gerade noch verhinderte. Andererseits kamen damit auch die bohrenden Schmerzen in seinem Hinterkopf wieder zurück. Berner grummelte eine Erwiderung, wollte auf die Uhr schauen, bemerkte sein leeres Handgelenk und …
    »Sieben Uhr«, flötete die Schwester, »Zeit für Ihre Medizin und ein kleines feines Frühstück.« Ihre Stimme erinnerte ihn an die seiner Exfrau am Morgen. Zu schrill, zu wach, zu befehlend. Berner seufzte ergeben. Stimmen wie dieser entkam man scheinbar nicht in seinem Leben, dachte er und unterdrückte die Regung, der Schwester zu sagen, was genau sie mit dem »kleinen feinen Frühstück« machen könnte. Als sie geschäftig die Lehne des Krankenbetts hochstellte, begann der Raum sich zu drehen, beruhigte sich aber nach ein paar Augenblicken wieder. Berner fühlte sich wie nach seiner Pension …
    »Das zahle ich denen heim, darauf können Sie Gift nehmen und das Frühstück gleich hinterher«, brummte er und fixierte die Schwester, die sich verwundert zu ihm umdrehte. »Hatten eigentlich Sie Dienst, als Pater Johannes von der Station entführt wurde?«
    Sie senkte die Augen und wurde rot, dann nickte sie.
    »Machen Sie sich nichts draus«, beruhigte sie Berner, »das sind Profis, die machen keinen Fehler. Die haben Sie, mich, alle getäuscht. Waren Sie am Empfang gestern?« Die Schwester nickte wieder, zaghaft.
    »Dann erzählen Sie mir genau, was Sie gesehen haben. Hier«, der Kommissar klopfte auf seine Bettdecke, »setzen Sie sich und versuchen Sie sich zu erinnern, an alles, jedes kleinste Detail.«
    Die Schwester zögerte und setzte an zu sprechen, überlegte es sich dann doch wieder und blieb stumm.
    »Lassen Sie mich raten. Die haben Ihnen gesagt, Sie sollen mir nichts erzählen, stimmt’s?« Berner lächelte. »Das war bestimmt dieser junge neue Kollege, der uns frisch von der Schule in den Schoß gefallen ist.«
    Die Schwester kicherte und meinte schließlich: »Er sagt, er sei Ihr Nachfolger und Sie würden unter Mordverdacht stehen. Aber das glaubt außer ihm niemand von den Kollegen, die gestern da waren.«
    »Das würde ihm so passen«, brummte Berner und klopfte erneut auf die Bettdecke neben ihm. Diesmal kam die Schwester herüber und setzte sich neben ihn. Erst stockend, dann immer lebendiger schilderte sie gestenreich, wie die vier Männer vor ihr gestanden seien, einer im eleganten Anzug und drei in den roten Jacken der Notfallsanitäter. Sie hätten fast nichts gesprochen, wenige Worte nur, nein, Akzent sei ihr auch keiner aufgefallen. Dann sei alles sehr schnell gegangen, wenige Augenblicke später war der Patient hinausgerollt worden und der dunkelhaarige Mann im Zweireiher habe sie zum Abschied angelächelt.
    »Würden Sie den wiedererkennen?«, hakte Berner nach.
    »Aber natürlich, Herr Kommissar, ein sehr attraktiver Mann, schade, dass er diese Narbe am Hals hat, so rot und auffällig, auch die Schminke hat sie nicht ganz verdecken

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