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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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dein Gefühl für Schlösser noch immer besser als dein Netzwerk ist oder ob du dich heute beruhigt zurücklehnst und deine Tochter die Arbeit machen lässt, in Rock und Bluse am richtigen Platz sitzend.«
    Eddy war nicht im Geringsten beleidigt und kicherte fröhlich. »Wenn ich Sie nicht kennen würde, Herr Kommissar, dann wäre ich jetzt stinksauer. Aber so … Lassen Sie mich raten. Sie wollen gerne ein Schloss knacken und brauchen einen Experten, dem Sie vertrauen können und der Sie nicht verpfeift?«
    »Und wenn es so wäre?«, fragte Berner zurück.
    »Hmmm, dann wüsste ich sicher jemanden, der den Auftrag übernehmen könnte«, erwiderte Eddy. »Jemanden wirklich Guten, den Besten.« Stolz klang in seiner Stimme. Berner grunzte und wartete.
    »Vorausgesetzt, der Auftrag ist legal, natürlich«, ergänzte Eddy nach einer Weile und Berner konnte sein breites Grinsen förmlich hören.
    »Reden wir nicht um den heißen Brei herum, Eddy.« Berner versuchte aufzustehen und als er die drei Schritte bis ans Fenster geschafft hatte, war er euphorisch. Er stand aufrecht, sein Kopf verhielt sich ruhig und das Zimmer rührte sich nicht. Auf dem Gürtel, der dreispurigen Umfahrungsstraße vor dem Krankenhaus, rollte der Verkehr Stoßstange an Stoßstange.
    »Herr Kommissar, sind Sie noch da?«, fragte Eddy besorgt.
    »Ich bin wieder da, Eddy, wieder und noch immer. Also hör zu. Ich möchte jemandem einen Besuch abstatten, der mir nie die Türe öffnen würde. Ich brauche Informationen und die bekomme ich nur, wenn ich mir selbst einen Überblick verschaffe. Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob ich an der richtigen Adresse bin. Also sollten keine Spuren zurückbleiben, schon gar nicht an den Schlössern.«
    Eddy dachte nach. »Gibt es eine Alarmanlage?«, fragte er dann.
    »Bin ich das Orakel?«, entgegnete Berner trocken. »Deswegen brauche ich einen Fachmann neben mir, der nicht bei der ersten Schwierigkeit kneift, sondern sich auch mit ein paar elektronischen Hindernissen auskennt.«
    »Sie verlangen ziemlich viel, Herr Kommissar«, erwiderte Eddy.
    »Ach was! Ich könnte auch anfangen nachzudenken, wo deine Tochter sitzt, sich die Nägel feilt und Informationen aufschnappt. Zeit genug dazu habe ich ja hier«, gab Berner ungerührt zu bedenken.
    »Schon gut, schon gut, ich höre mich um«, lenkte Eddy schnell ein. »Geben Sie mir ein wenig Zeit.«
    »Aber nicht lange, Eddy, ich will morgen hier raus sein und dann sollte die Inszenierung starten.« Berner klang wie ein Dirigent, der seinen ersten Geiger zur Pflicht rief. Eddy kicherte wieder.
    »Sie wollen den sicheren Hafen des betreuten Gesundens verlassen, Herr Kommissar? Sind Sie überzeugt, dass der bewaffnete Herr an der Türe mitspielt?«
    Berner schaute dem Verkehrsstau zu, der sich langsam auflöste. »Das lass nur meine Sorge sein, Eddy«, brummte er und legte auf.
    Als die Schwester keine zehn Minuten später das Mittagessen auf einem zerkratzten, orangefarbenen Tablett servierte, saß Berner an dem kleinen Tisch in seinem Krankenzimmer und telefonierte mit seinem Kollegen Burghardt. Die einzelne Tulpe vor ihm in der weißen Vase aus Augarten-Porzellan roch nach gar nichts und das beunruhigte ihn. Berner schnupperte an den Tellern, die ihm die Schwester hinstellte und war dankbar, dass er durch den Schlag auf den Kopf nicht seinen Geruchssinn eingebüßt hatte. Das Essen roch zwar furchtbar, aber immerhin – es roch. Er beendete sein Gespräch und griff nach dem Besteck.
    »Sagen Sie, Schwester …«, begann Berner und wurde gleich von ihr unterbrochen.
    »Nein, Kommissar, ich habe leider nichts anderes für Sie. Sparmaßnahmen überall, auch in der Küche. Wir müssen dasselbe essen wie Sie, und das seit Monaten«, beschwerte sich die Schwester und Berner lächelte.
    »Das tut mir leid, aber das wollte ich nicht fragen, obwohl …« Er ließ den Satz in der Luft hängen. »Nein, ich wollte wissen, ob Sie die Notärztin vorher schon einmal hier gesehen haben.«
    »Ach, Sie meinen die hübsche Ärztin, die Sie heute Morgen besucht hat?« Die Schwester zwinkerte ihm verschwörerisch zu und Berner nickte.
    »Die habe ich tags zuvor zum ersten Mal gesehen, als Sie hier eingeliefert wurden, Kommissar. Vorher war sie sicher noch nie hier. Aber das kann natürlich auch Zufall sein. Es gibt bestimmt Dutzende Notärzte in Wien.«
    Berner dankte ihr und begann nachdenklich, seine lauwarme Suppe zu löffeln, die verdächtig nach Abspülwasser roch.
Autobahn A93,

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