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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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knapp vor Hof/Deutschland
    V alerie hatte es vor der Ausfahrt Hof in einer 100 km/h Geschwindigkeitsbeschränkung erwischt. Sie sah den roten Blitz, schaute auf ihren Tacho, las die 140 km/h und hoffte, dass die deutsche Polizei nicht nach dem Ende der Beschränkung auf die Temposünder warten würde. Aber genau das tat sie. Ein Polizist in gelber Warnweste und mit einer weiß-roten Kelle lotste sie auf einen Autobahnparkplatz, auf dem schon jede Menge Fahrer neben ihren Autos standen und mit den Polizisten argumentierten. Valerie schaute auf das Display der Navigation. Voraussichtliche Ankunftszeit in Chemnitz Hauptbahnhof 13:43 Uhr. Die Minuten tickten:
    13:45 – der Polizeibeamte verlangte Führerschein, Wagenpapiere und Pass des Fahrers, nachdem es sich um ein ausländisches Kraftfahrzeug handelte.
    13:48 – nach der Kontrolle der Papiere blickte der Beamte kurz in den Innenraum und Valerie betete, dass er nicht wissen wollte, was sich in der Sporttasche befand.
    13:52 – die Belehrung darüber, dass man in einer 100er-Zone nicht 140 km/h fahren dürfe, auch nicht mit einem Diplomatenpass, hielt noch immer an. Goldmann saß wie auf Nadeln und bemühte sich, nur zu lächeln und nicht zu argumentieren.
    13:55 – der Beamte ging daran, ein Strafmandat auszufüllen und verlangte schließlich 140 Euro in bar. Valerie zahlte anstandslos mit zwei Einhundert-Euro Scheinen.
    13:59 – als der Polizist endlich das Wechselgeld von 60 Euro aus seinem Einsatzwagen geholt hatte, verkniff sich Valerie ein »der Rest ist für Sie«.
    14:02 – der rote Pizza-Expresss war wieder unterwegs. Mit quietschenden Reifen und unter den strafenden Blicken der Polizisten beschleunigte Goldmann vom Parkplatz heraus auf die Autobahn. Ihr ganzer Vorsprung hatte sich binnen kürzester Zeit in nichts aufgelöst.
    Auf der tschechischen Autobahn 8, in der Nähe von Bystrany, raste ein schwerer Mercedes mit weit überhöhter Geschwindigkeit über den Asphalt und versuchte ebenfalls, einen Rückstand aufzuholen. Frank Kohout und die vier übrigen Männer vom Rat der Zehn hatten nach dem Anruf keine Minute verloren und waren sofort von Prag aus aufgebrochen. Die Männer in Wien zu alarmieren, dazu war die Zeit zu knapp gewesen. Sie wären nie rechtzeitig in Chemnitz eingetroffen. Dann hatte Kohout noch versucht, Schwester Agnes zu erreichen, doch sie hatte sich nicht gemeldet. Die Zeit drängte und Kohout entschied sich für eine sofortige Aktion. Nun steuerte er den schwarzen Mercedes über die fast leere Autobahn in Richtung Deutsche Grenze, Dresden und dann nach Chemnitz. Er wünschte sich, schon auf der deutschen Autobahn zu sein. Dort könnte er den Mercedes endlich mit Vollgas vorantreiben und die Kraft des großen Motors ausnutzen.
    Seine vier Passagiere waren schweigsam. Sie hatten zuerst ihre Waffen kontrolliert und dann bemängelt, dass sie nicht genug Vorlaufzeit gehabt hatten, um sich besser auf den Einsatz vorzubereiten. Als Kohout nicht auf ihre Diskussion eingegangen war, versiegte die Unterhaltung nach und nach. Die Navigation zeigte ihm noch eine Stunde und achtundzwanzig Minuten bis Chemnitz. Kohout war fest entschlossen, diese Zeit zu unterbieten.
    Als er die Blaulichter der Einsatzfahrzeuge vor sich auf der Fahrbahn sah, fluchte er leise und bremste den schweren Wagen ab. Mit improvisierten Straßensperren lenkte die tschechische Polizei den Verkehr von der Autobahn ab. Der Fahrer eines vollbeladenen LKW war eingeschlafen und mit seinem Fahrzeug ins Schleudern gekommen. Dann war der Lastwagen samt Anhänger umgestürzt und die Ladung – Kühlschränke und Tiefkühltruhen – hatte sich über die gesamte Fahrbahn verteilt. Der freundliche Polizist, den Kohout gefragt hatte, wünschte ihm noch eine gute Fahrt und dann stand der Mercedes auch schon im Stau auf der Landstraße, die mit dem Verkehrsaufkommen völlig überfordert war. Damit nicht genug, dachte sich Kohout. Jetzt beginnt es auch noch zu schneien.
    Zur gleichen Zeit glitten die beiden Audi A8 der chinesischen Botschaft über die Autobahn A4 in Richtung Chemnitz. Der Schnee fiel in dicken Flocken und wurde in dichten Wirbeln über die Fahrbahn getrieben. Li Feng saß im ersten Wagen und betrachtete besorgt das Wetter. Der Vierradantrieb des Audi ließ den Fahrer vergessen, dass es immer dichter schneite. Aber die Physik konnte auch er nicht überlisten. Der zwei Tonnen schwere Wagen brauchte eine Menge Platz, um zum Stehen zu kommen.
    »Fahren Sie ruhig langsamer«,

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