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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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fallen, schwankte und brach dann ohne einen Laut zusammen. Gavint wartete noch kurz, aber nachdem niemand mehr kam, gab er seine Deckung auf und zog sich zurück.
    Nur das Prasseln des Feuers war noch zu hören, als Gavint immer weiter durch den verlassenen Teil des Güterbahnhofs lief. Bald hörte er die ersten Sirenen der Feuerwehr und der Polizei. Da überquerte er gerade die Gleise der Ostbahn und stieg an der anderen Seite den dicht bewachsenen Bahndamm hinunter. Als er hinter einem Würstelstand hervortrat, der gut besucht war und sich die Hosen abklopfte, rätselten die Gäste gerade, was eigentlich auf der anderen Seite des Bahnhofs geschehen war.
    »Bestimmt eine alte Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg, die jetzt hochgegangen ist«, meinte ein alter Mann im grünen Trainingsanzug, der sich an einer halbleeren Bierflasche festhielt.
    »Oder die Reste vom Dynamit-Depot, das einmal die Firma Nobel da drüben gehabt hat, erinnert ihr euch?«, gab ein zweiter zu bedenken und ein allgemeines zustimmendes Gemurmel ertönte.
    Gavint trat dazu und bestellte sich ein Bier. Er nahm die kalte Flasche mit dem gelben »Ottakringer«-Etikett, betrachtete die Wassertropfen, die herunterperlten und hob sie dann in Richtung der schwarzen Rauchsäule, die über dem Güterbahnhof stand.
    »Auf dein Wohl, Bruder Franziskus. Der Herr gibt und der Herr nimmt und ich bin der Herr. Amen.«
Chemnitz/Deutschland
    D er Interregio 3088 von Dresden fuhr mit zehn Minuten Verspätung in den Hauptbahnhof Chemnitz ein. Eine elektronische Stimme meldete über Zuglautsprecher, dass der starke Schneefall an der Verspätung schuld sei und bat die Fahrgäste um Entschuldigung. Paul Wagner und Georg Sina stiegen aus dem kurzen Zug und liefen durch das dichte Schneegestöber vom Bahnsteig in eine Unterführung und von dort weiter in die Ankunftshalle.
    »Das Wetter hat uns gerade noch gefehlt«, beschwerte sich Wagner und bürstete sich mit den Händen den Schnee aus den Haaren. Sina wandte sich einem vorbeigehenden Reisenden zu und fragte ihn nach dem Büro der Stadtinformation. Der wies auf ein improvisiertes kleines Kiosk mit dem charakteristischen grünen Schild und dem weißen »I« und hastete weiter.
    In dem offenen Stand saß eine lächelnde ältere Dame und freute sich, dass sie endlich jemanden mit Plänen, Prospekten und Informationen über die Stadt geradezu überschütten konnte.
    »Wissen Sie, wir sind hier eine kleine Außenstelle der großen Stadtinformation auf dem Markt, aber die wäre zu weit weg für Sie und bei dem Wetter überhaupt …« Wagner schaute seinen Freund Sina an und verdrehte die Augen.
    »Chemnitz ist das ehemalige Karl-Marx-Stadt und mit fast einer Viertelmillion Einwohnern …« Sina blätterte in einer der Broschüren, die ihm die freundliche Dame gleich stapelweise aufgenötigt hatte, Wagner heuchelte inzwischen Interesse.
    »… die zweifache Olympiasiegerin Katharina Witt ist Ehrenbürgerin der Stadt und …« Sie wollte gar nicht mehr aufhören, zu erzählen. »Als ich hier 1963 ankam, da können Sie sich gar nicht vorstellen, was …«
    Schließlich hob Paul die Hand und schaffte es tatsächlich, ihren Redefluss zu stoppen. »Entschuldigen Sie, wenn ich hier kurz unterbreche, aber wir haben ein kleines Problem.« Ihr Interesse war geweckt und Georg Sina kam endlich dazu, die entscheidende Frage zu stellen.
    »Wir suchen ein Schloss in Chemnitz, das früher einmal ein Kloster oder eine große Kirche war und das im Norden der Stadt liegt. Damals musste es wohl vor den Toren von Chemnitz gelegen sein, aber inzwischen ist die Stadt gewachsen und …«
    Die ältere Dame kam schon wieder in Fahrt und unterbrach ihn begeistert. »Aber natürlich, das ist die Schlosskirche, an die eines unserer Stadtmuseen angebaut ist. Sie stammt aus romanischer Zeit und war sowohl Teil einer Benediktinerabtei als auch später des Schlosses. Früher einmal war es die Klosterkirche St. Marien, das Kloster wurde 1136 gegründet, es lag am Schnittpunkt der Salz- und der Frankenstraße. Wissen Sie, die Abtei war etwas Besonderes. Sie war nur direkt dem Kaiser und dem Papst unterstellt.« Die nette Dame drehte sich nicht um, sondern zog mit geübtem Griff eine weitere Broschüre aus einem kleinen Fach hinter ihr hervor. Sie hörte keine Sekunde auf zu sprechen. »Aber das ist lange schon Geschichte, die Benediktiner sind Mitte des 16. Jahrhunderts verbannt worden und das Kloster wurde das Schloss von Herzog Moritz. Aber er kam nur

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