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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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Leute ein.
    Paul Wagner hatte die Augen geschlossen und betete. Als die Patronenhülsen der Uzi durch den Innenraum des Wagens prasselten, wie die Geldmünzen aus einem Automaten beim Jackpot, dachte er, seine letzte Stunde hätte geschlagen. Der Feuerstoß aus der automatischen Waffe vor seinem Gesicht war ohrenbetäubend laut, in seinen Ohren klingelte es ununterbrochen.
    »Danke, jetzt bin ich nicht nur blind, sondern auch taub«, rief Wagner entsetzt.
    Valerie jagte den Mazda mit einer Hand am Lenkrad die schmale Rampe hinauf und hoffte, dass der Schwung genügen würde, sie bis auf die Bahn zu katapultieren. Sobald sie mit einem kleinen Sprung oben angekommen war, riss sie das Auto nach links und wechselte die Uzi in die andere Hand. Dann war sie auch schon im Rücken der Chinesen und hielt die Maschinenpistole aus dem Fahrerfenster, den Finger fest am Abzug. Als das Magazin leer war, warf sie die Uzi in den Fußraum Wagners, driftete mit dem Mazda auch schon durch das grüne Tor und blieb dabei kurz mit der Ecke der hinteren Stoßstange hängen. Es krachte, aber Goldmann gab ungerührt Vollgas, gerade als Paul Wagner wieder die Augen öffnete. Er sah die scharfe Biegung des engen Weges auf sie zurasen, berechnete blitzschnell Geschwindigkeit plus Schnee plus Fahrphysik, kam zum Ergebnis und schloss die Augen wieder.
    Frank Kohout und seine Männer sprangen über den grünen Metallzaun und liefen durch den Wald zurück zu ihrem Wagen, als der rote »Pizza-Expresss« auf der Leipziger Straße bereits in Richtung Autobahn A4 raste. Goldmann wusste, sie hatte im günstigsten Fall zehn Minuten Vorsprung. Und diesmal würde sie keine Sekunde verschenken.
    General Li Feng saß auf der blauen Seitenabdeckung der Eisschnellbahn und schaute seinen Männern zu, wie sie die Toten und Verletzten bargen. Er hatte vier Mann in der Eisarena verloren und Erinnerungen an Tibet kamen hoch. Unablässig zerbrach er sich den Kopf über zwei Fragen: Woher hatten die Tempelherren gewusst, dass Wagner und Sina nach Chemnitz unterwegs waren? Und wer zum Teufel war die Frau im roten Auto gewesen, die ihm den Reporter und den Wissenschaftler vor der Nase weggeschnappt hatte?
Autobahn A4, Fahrtrichtung Hof/Deutschland
    H aben Sie immer Nebelgranaten im Handschuhfach, wenn Sie Anhalter mitnehmen?«, fragte Paul Wagner Valerie und reichte die leergeschossene Uzi an Georg Sina weiter, der sich auf der Rückbank verkeilt hatte, um nicht ständig von einer Seite auf die andere geschleudert zu werden.
    »Nur wenn es schwierige Typen sind«, lächelte Valerie und schaltete in den vierten Gang zurück. »Mein Name ist Valerie Goldmann und ich bin Ihr Schutzengel, wie Sie vielleicht bemerkt haben.« Sie blieb auf der linken Spur und beschleunigte wieder, nachdem sie einen Van mittels Lichthupe zum Rechtsfahren überredet hatte.
    »Endlich eine erfreuliche Variante der Engel«, meldete sich Sina von der Rückbank. »Georg Sina, Historiker, und da vorne neben Ihnen sitzt mein Freund Paul Wagner, Journalist.« Sina machte eine Pause. »Doch das werden Sie ja bereits wissen, da Sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren und das ist in der Eisarena von Chemnitz sicherlich nicht selbstverständlich. Aber wer immer Sie sind, danke für das perfekte Timing und den starken Abgang.« Er schaute auf die Uzi in seiner Hand und auf die Sporttasche neben ihm. »Darf ich annehmen, dass Sie noch weitere Überraschungen auf Lager gehabt hätten, wenn es notwendig gewesen wäre?«
    »Sie dürfen«, meinte Valerie trocken und brachte den schleudernden Mazda wieder unter Kontrolle, der auf der schneebedeckten Fahrbahn mit den vielen Pferdestärken nicht so sehr in seinem Element war.
    »Also unauffällig ist Ihr Transportmittel nicht gerade«, gab Wagner zu bedenken. »Sie halten wohl nichts von dezenten Auftritten. Oder fahren Sie in Ihrer Freizeit Pizza aus?« An Goldmanns eisiger Miene erkannte er, dass dies die völlig falsche Bemerkung gewesen war.
    »Wollen Sie lieber zu Fuß gehen und Schneeflocken zählen?«, fragte Valerie, »dann müssen Sie aber während der Fahrt aussteigen, weil ich nicht vorhabe, mich überholen zu lassen.«
    »Schon gut«, lenkte Wagner ein, »war nicht so gemeint. Ich bin mit allem zufrieden, das uns so schnell wie möglich von hier weg bringt. Wohin fahren wir eigentlich?«
    »Nun, ich nehme an, Sie wollen wieder zurück nach Wien«, meinte Goldmann und schaute in den Rückspiegel. Kein Audi oder Mercedes war zu sehen, ihr

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