Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
Vom Netzwerk:
der Suche nach der Schlosskirche. Die Gehsteige waren menschenleer, der starke Schneefall lud nicht zu einem Spaziergang ein. Als sie an einem kleinen Park vorbeifuhr, sah sie im letzten Moment die große Kirche hinter den riesigen kahlen Bäumen. Sie trat auf die Bremse, der Mazda schleuderte und Goldmann nützte den Schwung des Wagens, um auf einer kleinen Straßenkreuzung zu wenden. Wieder kam die Kirche in ihr Blickfeld und sie trat instinktiv auf die Bremse. Aus dem zweiflügeligen Tor kamen Wagner und Sina, gefolgt von einer Gruppe Männer. Ihr anfänglicher Enthusiasmus verebbte schlagartig, als sie die Waffen in den Händen der Chinesen sah.
    Frank Kohout beobachtete ebenfalls die Gruppe der Chinesen, die Sina und Wagner vor sich hertreibend erst die Straße überquerten und dann zu Fuß in einer der zahlreichen Seitengassen verschwanden. Der Bischof schaute nachdenklich auf das Schild am Eingang der schmalen Gasse: »Sackgasse«. Dann überlegte er kurz, bedeutete seinen Männern auszusteigen und gemeinsam folgten sie in sicherem Abstand den Chinesen, die hinter dem Vorhang aus tanzenden Schneeflocken schon fast völlig verschwunden waren. Im Gehen entsicherten Kohout und seine Männer ihre Waffen und luden durch. Die letzte Phase hatte begonnen.
    Valerie strich den Stadtplan auf ihren Knien glatt und überlegte fieberhaft. Die Gasse, in der Sina und Wagner verschwunden waren, endete in einem Wald, dem stadtbekannten Erholungsgebiet Schlossviertel, wie die Dame an der Tourismus-Information betont hatte. Es gab eine Festwiese und eine kleine Eisenbahn, die in der schönen Jahreszeit sicher jede Menge Spaziergänger anlockten. Aber jetzt im Winter …? Wohin wollten die beiden? Sicher direkt zum Versteck des Buches, die Chinesen würden ihnen gar keine andere Wahl lassen. Valerie schaute genauer auf den Stadtplan. Zahlreiche Wanderwege durchzogen das Waldgebiet, aber keine Straßen. Sie verfolgte die Richtung weiter, in der die kleine Seitengasse führte, immer entlang der Leipziger Straße, bevor sie im Wald endete, in Richtung Nordwest. Wenn man die Linie weiterzog, dann lag da auch das große Eissportzentrum von Chemnitz, mit Hallen und Außenanlagen, einer ovalen Eisschnelllaufbahn und mehreren Eishockeyfeldern. Alle Gebäude waren deutlich auf dem Plan eingezeichnet.
    Die Anlage muss riesig sein. Valerie zögerte. Schon wieder lief ihr die Zeit davon. Sie musste sich jetzt entscheiden, sofort. Entweder sie machte sich ebenfalls zu Fuß auf den Weg, oder …Sie startete den Mazda und legte den Gang ein.
    Auch schon egal, dachte sie sich, entweder jetzt oder nie. Dann schoss sie schleudernd an der Schlosskirche vorbei die enge Straße hinunter, in einer Schockwelle aus Schneeflocken und Auspuffröhren.
    Den Plan in der Hand und die Chinesen im Rücken stapften Wagner und Sina in Richtung Leipzig durch den Wald, immer bemüht, der eingezeichneten Luftlinie auf der Karte zu folgen.
    »Wir gehen ziemlich parallel mit der Leipziger Straße«, bemerkte Sina und Wagner blickte nach links, wo er deutlich den Verkehr hinter den schwarzen Baumstämmen sehen konnte.
    »Wenn das eintrifft, was ich vermute, dann werden unsere Begleiter hier nicht sehr froh sein«, flüsterte Sina seinem Freund zu und kontrollierte wieder die Distanz auf dem Plan. Zwei Soldaten waren dazu abkommandiert worden, Schaufel und Hacke zu tragen und die Schritte zu zählen. Sie waren bei 690 angelangt und noch immer umgab sie dichter Wald. Die Chinesen hatten sogar daran gedacht, ein Metallsuchgerät mitzubringen. Sollte Johann Wagner das Buch in einer Kassette verpackt und vergraben haben, dann standen die Chancen der Chinesen gut, dachte sich Sina, trotz Schnee und der nicht so genauen Ortsangabe. Es würde erst in drei Stunden dunkel werden. Genug Zeit, um ein großes Gebiet abzusuchen.
    Wenn er von seinem Erfolg überzeugt war, dann ließ der Anführer der Gruppe dies durch keinerlei Regung erkennen. Mit versteinerter Miene und den Händen tief in den Manteltaschen vergraben, ging er direkt hinter Wagner und Sina. Li Feng war mit der Entwicklung sehr zufrieden. Seine Männer waren alle bis an die Zähne bewaffnet und er hatte sie angewiesen, ihre Waffen nicht zu verbergen. Das war ganz alleine seine Inszenierung und er würde die Schlappe von Tibet ein für alle Mal ausmerzen, hier und heute.
    Valerie war bemüht, die Gruppe nicht aus den Augen zu verlieren. Sie fuhr im Schritttempo auf der vierspurigen Leipziger Straße stadtauswärts,

Weitere Kostenlose Bücher